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Dieses Thema hat 6 Antworten
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 Haustierecke - Leben und auswandern mit Tieren auf Gran Canaria
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Beiträge: 21.836

03.11.2005 00:05
RE: Massenstrandung von Walen auf den Kanaren Antworten

Ist zwar schon sehr lange her, aber ich möchte diesen Beitrag trotzdem posten. Ist ja immernoch ein wichtiges Thema...

25.09.2002 14:14
Massenstrandung vor der Küste der Kanarischen Inseln während eines NATO Manövers



Am 24. September strandeten mindestens 12 Schnabelwale drei verschiedener Arten (Cuvier-Schnabelwal, Ziphius cavirostris; Blainvilles-Schnabelwal, Mesoplodon densirostris; Gervais-Zweizahnwal, Mesoplodon europaeus) an den Küsten der Kanarischen Inseln, einer auf Lanzarote und 11 auf Fuerteventura. Die Massenstrandung ereignete sich zeitgleich mit einem großen NATO Manöver in diesem Meeresgebiet, an dem zahlreiche Schiffe und U-Boote beteiligt waren. In den nächsten Stunden werden noch weitere Strandungen erwartet.
Die Umweltbehörde der Regierung der Kanarischen Inseln koordiniert die Bemühungen, die gestrandeten Tiere zu betreuen und die bereits verstorbenen Tiere zu untersuchen. Mitarbeiter von SECAC (Society for the Study of Cetaceans in the Canary Archipielago) befanden sich vor Ort, um den Tieren zu helfen.

fuerte ventura heli2 - strandings - (c)christian
tillmanns

Mindestens vier Tiere strandeten lebend und wurden ins Meer zurückgebracht. Die Köpfe der verstorbenen Tiere wurden tiefgekühlt zu den Laboratorien der Tierärztlichen Fakultät transportiert, um weitere Untersuchungen durchführen zu können. Die Behörden der Kanarischen Inseln haben die NATO aufgefordert, jegliche Militärmanöver in dem Gebiet unverzüglich einzustellen.
Zur Zeit wird das Küstengebiet von Mitarbeitern von SECAC überwacht, um weitere gestrandete Tiere aufzufinden.

Die WDCS ist über die Strandungen sehr besorgt und unterstützt die Forderung der lokalen Behörden an die Militärs, die Manöver umgehend einzustellen. Darüber hinaus fordert die WDCS eine unabhängige Untersuchung der Ereignisse.
Nach einer Reihe von ähnlichen ungewöhnlichen Massenstrandungen, die in den späten 80er Jahren in dem Gebiet stattfanden, hoffte die WDCS, dass die Militärs von ähnlichen Aktivitäten absehen würden. Die aktuellen Strandungen deuten jedoch eher auf die Fortsetzung von Strandungen in Zusammenhang mit militärischen Aktivitäten hin.

http://www.wdcs-de.org/dan/de-news.nsf/webnews/4F4B810BD50C3174C1256C3F0048B8FB?opendocument

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03.11.2005 00:06
#2 RE: Massenstrandung von Walen auf den Kanaren Antworten

03.10.2002 14:59
Weitere Informationen über die Massenstrandung auf den Kanarischen Inseln


Drei weitere tote Schnabelwale wurden in den letzten Tagen aufgefunden: ein weiblicher Cuvier-Schnabelwal│Ziphius cavirostris (5,72 m lang) strandete am Strand von Fuerteventura, an dem die Manöver der Nato abgehalten wurden, und ein männliches Tier der gleichen Art (5,3 m lang) strandete an der südöstlichen Küste von Lanzarote. Der Verwesungszustand der beiden Tiere lässt darauf schließen, dass sie vermutlich schon seit letztem Dienstag oder Mittwoch verstorben waren und im Meer trieben. Ein drittes totes Tier wurde im Meer treibend zwischen Lanzarote und Fuerteventura gesichtet.

In den folgenden Tagen wird die Regierung der Kanadischen Inseln einen offiziellen Bericht mit den Ergebnissen der Autopsien veröffentlichen. Im Anschluss daran wird ein Treffen mit Experten in Erwägung gezogen, um die Thematik mit diesen zu erörtern.

Quelle: Society for the Study of the Cetaceans in the Canary Archipelago (SECAC)

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03.11.2005 00:07
#3 RE: Massenstrandung von Walen auf den Kanaren Antworten

Intensiver Lärm verursacht innere Verletzungen bei Waltieren

München, 9. Oktober 2003: In der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftmagazins “Nature” findet sich ein Artikel, der die Sorge der WDCS, Whale and Dolphin Conservation Society, und anderer über die Auswirkungen der Lärmverschmutzung im Meer teilt und verstärkt.

Der Artikel beschreibt die Ergebnisse von pathologischen Untersuchungen an einigen auf den Kanarischen Inseln und um Großbritannien gestrandeten Walen und Delfinen der vergangenen 11 Jahre. Bei den Tieren handelt es sich um Gemeine Delfine, Schweinswale sowie tief tauchende Arten, wie Rundkopfdelfine und mehrere Schnabelwalarten.
Die Studie berichtet von inneren Verletzungen, die zum Tod von Walen und Delfinen führen können und mit hoher Wahrscheinlichkeit durch die vor allem bei Tauchern bekannte Dekompressionskrankheit bedingt sind. Derzeit ist unklar, ob es dazu kommt, weil die Tiere versuchen, vor dem extremen Lärm zu flüchten und beim Auftauchen ihre physiologischen Grenzen überschreiten, oder ob die Geweberisse direkt durch die physischen Auswirkungen der Schallwellen entstehen. Unabhängig davon, wie es dazu kommt, zeigen die Autoren, dass lebenswichtige innere Organe, vor allem die Leber, verletzt werden und dies zum Tod der betroffenen Tiere führen kann.

„Die Bedrohung, die die Lärmverschmutzung für Wale und Delfine und auch andere marine Arten darstellt, muss nun neu bewertet werden“, kommentiert Mark Simmonds, wissenschaftlicher Direktor der WDCS, die neuen Erkenntnisse.

Die gestrandeten und untersuchten Meeressäuger sind jedoch nur ein Bruchteil der insgesamt betroffenen Tiere. Man weiß nicht, wie viele Tiere im Meer tatsächlich auf Grund der Lärmverschmutzung sterben, ohne jemals aufgefunden zu werden. Im Jahr 2000 strandeten auf den Bahamas einige Schnabelwale einer gut erforschten Population. Auslöser war das Sonar von Militärschiffen. Seit damals wurde kein einziges Tier dieser Population mehr in dem Gebiet gesichtet. Waren die Tiere gezwungen, aufgrund der unerträglichen Lärmbelastung woanders hin zu ziehen oder haben sie alle dasselbe Schicksal erlitten wie die gestrandeten Individuen?

Wal- und Delfinstrandungen, die mit militärischen Sonarsystemen in Zusammenhang gebracht wurden, haben in Griechenland, den Bahamas, Madeira, den Kanarischen Inseln und Großbritannien stattgefunden. Auch die deutsche Bundeswehr ist in die Entwicklung von für Meeressäuger höchst bedenkliche aktive Sonar-Systeme involviert.

Die WDCS hat aufgrund der zunehmenden Bedeutung dieses Bedrohungsfaktors für Wale und Delfine vor wenigen Monaten den Bericht “Oceans of Noise” veröffentlich, der auch einen dringlichen Aktionsplan enthält.

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03.11.2005 00:08
#4 RE: Massenstrandung von Walen auf den Kanaren Antworten

Waltiere und ihre marine Umgebung

So wie wir Menschen in einer Welt leben, die von optischen Eindrücken dominiert ist, leben Wale und Delfine in einem Lebensraum, in dem der Gehörsinn entscheidend ist. Wale und Delfine verwenden zur Wahrnehmung ihrer Umwelt, zum Aufspüren von Nahrung und zur Kommunikation akustische Signale und besitzen einen höchst sensiblen Gehörsinn. Licht dringt nicht besonders tief ins Meer ein - je nach Trübung des Wassers nimmt der Lichtgehalt mit der Tiefe ab; in klarstem Meereswasser kann unterhalb von 100 Meter nicht mehr Photosynthese stattfinden, unterhalb einer Tiefe von 1000 Metern herrscht völlige Dunkelheit. Schallwellen pflanzen sich hingegen in Wasser etwa fünf Mal schneller als in der Luft fort – diese Tatsache haben sich die Cetaceen im Laufe der Evolution zu nutze gemacht. Die Schallgeschwindigkeit steigt mit zunehmender Temperatur, steigendem Druck und höherer Salinität. Die Schallausbreitungsgeschwindigkeit sinkt daher mit der Temperatur bis in eine Tiefe zwischen 700 und 1300 m. Mit zunehmender Tiefe ändert sich die Temperatur nur mehr wenig und die Schallgeschwindigkeit steigt mit zunehmendem Druck wieder an (Ott, 1996).

Cetaceen kommunizieren miteinander und ihre Töne können eine breite Palette an Informationen ausmachen. Zum Beispiel werden Informationen über Anwesenheit und Identität von Tiergruppen oder sogar eines einzelnen Tieres ausgetauscht. Weiters dient die akustische Kommunikation dazu, Mütter und Kälber zusammenzuhalten, Territorien abzugrenzen, usw. Das Ausmaß dieser komplexen Kommunikation ist von Art zu Art unterschiedlich; von Großen Tümmlern ist zum Beispiel bekannt, dass sie sehr kommunikationsfreudig sind.

Viele Arten verwenden zur Orientierung ein Sonarsystem (=Echo-Orientierung). Die Tiere erzeugen hochfrequente Laute (30-120 kHz), die von den Gegenständen der Umgebung zurückgeworfen werden und so detaillierte Informationen über die Umwelt liefern. Kleinere Cetaceen hören meist am besten bei Frequenzen um 50 kHz, mit einem Gehörspektrum von 40 Hz bis 105-150 kHz, auch das variiert von Art zu Art.

Da bisher noch sehr wenig Forschung zu diesem Thema durchgeführt wurde, existieren kaum Beweise für die Auswirkungen von den von Menschen verursachten Lärmbelästigungen auf Cetaceen. Mögliche negative Effekte für die Tiere können physischer Natur sein (vor allem Schäden des Gehörsinns), wobei im besonderen jene Individuen betroffen sind, die sich in unmittelbarer Nähe zur Lärmquelle befinden. Auch können die Tiere so sehr verschreckt werden, dass sie durch die Lärmbelästigung aus Gebieten vertrieben werden, die für ihr Überleben wichtig sind. Auch indirekte negative Auswirkungen auf Cetaceen können von Bedeutung sein.

Durch Stress können die Tiere – wie auch wir Menschen – physische und psychische Schäden davontragen.

Mögliche Auswirkungen von Lärmverschmutzung auf Wale und Delfine sind:

* Verändertes Verhalten – die Tiere versuchen, den Lärm zu meiden oder vor ihm zu flüchten. Hierbei verbrauchen die Tiere viel Energie, was sie daran hindert, ihr normales Fressverhalten und soziale Funktionen auszuüben. Muttertiere und Kälber können bei Panikverhalten getrennt werden
* Störung ihrer Umgebungswahrnehmung und Kommunikation – dies übt einen negativen Einfluss auf alle Bereiche des normalen Verhaltens von Cetaceen aus
* Ausschluss aus stark lärmbelasteten Gebieten (vor allem gefährlich bei wichtigen Nahrungs-, Fortpflanzungs- und Aufzuchtsgebieten von Kälbern), sowie Störung ihrer Wanderrouten
* Stress hervorgerufen durch veränderte Tauch-/Atemintervalle, durch reduzierte Möglichkeit zur Kommunikation und durch Vertreibung aus biologisch wichtigen Gebieten
* Physiologische Schäden der Gehörorgane durch extreme Lärmbelastung

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03.11.2005 00:09
#5 RE: Massenstrandung von Walen auf den Kanaren Antworten

Die Auswirkungen von Lärm auf Cetaceen

1. Verhalten


Nach Richardson et al. (1995) sollen die Auswirkungen von Lärm über eine Reihe von begrifflichen Bereichen betrachtet werden: die „Zone der Hörbarkeit“ definiert zum Beispiel den Radius um eine Lärmquelle, in dem der Lärm für eine bestimmte Wal- oder Delfinart wahrnehmbar ist. Die „ Reaktionszone“ definiert jenes Gebiet, in dem der Lärm messbare physiologische Änderungen oder Verhaltensänderungen hervorruft. Die „Maskierungszone“ bezieht sich auf das Gebiet, in dem der von Menschen erzeugte Lärm für Cetaceen wichtige Töne überlagert, sodass das Komunikations- und Wahrnehmungssystem der Wale und Delfine gestört wird. Es kann auch eine „Beeinträchtigungen oder Verletzungen auslösende Zone“ existieren.

Die subtilen Verhaltensänderungen, die bisher beobachtet werden konnten, können Änderungen der Atemraten, der Oberflächenaktivitäten oder der Tauchzeiten, Änderungen der Fortbewegungsrichtung sowie Wegbewegen von der Lärmquelle beinhalten. Die Bedeutung solcher Reaktionen für einzelne Tiere oder ganze Populationen ist nicht bekannt.
Lärm spielt auf alle Fälle eine biologische Rolle, wenn er die normale Kommunikation zwischen den Tieren verhindert oder bewirkt, dass sie für ihr Überleben wichtige Gebiete langfristig meiden, zum Beispiel Nahrungs-, Aufzuchts- oder Erholungsstätten. Eine langfristige Vertreibung wurde bisher nicht ausführlich erforscht; die untersuchten kurzfristigen Reaktionen deuten jedoch darauf hin, dass wiederholte Lärmbelastung verstärkte negative Konsequenzen hat.

2. Physische und physiologische Schädigungen
Gehörschäden sind die wahrscheinlichste Folge der Einwirkung von zu starken Schallwellen auf Meeressäuger. Sie können allerdings nur schwer nachgewiesen werden. Das kann dazu führen, dass Taubheit als gesteigerte Toleranz oder Gewöhnung an Lärm aufgefasst wird.

Es ist bekannt, dass Schockwellen, wie zum Beispiel bei Explosionen, Gewebeschäden verursachen. Es ist jedoch nicht bekannt, welche Intensität von Lärm physische Traumata bei Meeressäugern hervorruft. Bei Tieren, die in ihrem Überleben so stark von Tönen abhängig sind, könnten jedoch bereits geringe akustische Traumata schwerwiegende Folgen haben. Für Landsäuger (uns Menschen inkludiert) wird erwartet, dass jeglicher Lärm ab einer gewissen Intensität die Gehörschwelle temporär oder sogar permanent verändert.

Pottwale vor den Kanarischen Inseln verlieren durch die ständige Lärmbelästigung ihre Gehörsensibilität. In dieser Region herrscht beträchtlicher und lauter Bootsverkehr. Untersuchungen ergaben, dass die Wale nicht mehr reagieren, wenn sie Lärm ausgesetzt werden, der im gleichen niedrigfrequenten Bereich wie jener von Schiffspropellern und
–motoren liegt. Diese Hypothese wurde von einer Untersuchung der Ohrenstruktur von zwei Pottwalen unterstützt, die im April 1996 bei der Kollision mit einem Schiff getötet wurden. Die Ohren beider Tiere (ein erwachsenes weibliches Tier und ein männliches Kalb) wiesen Verletzungen des Innenohres auf.

3. Indirekte Auswirkungen von Lärm
Cetaceen können auch indirekt von durch Menschen erzeugtem Lärm beeinträchtigt werden. Beispielsweise fand man kürzlich heraus, dass seismische Lärmbelästigung die Verteilung, das Vorkommen und den Fang von Fischen in der Bering See beeinflusst. Verminderte Beute kann selbstverständlich das Nahrungsverhalten und die Verteilung von Meeressäugern beeinträchtigen.

Schlussfolgerung
Es existieren noch wenig Studien über die Auswirkungen von Lärm auf Cetaceen. Die jedoch bereits bekannten Fakten zeigen, dass Grund zur Besorgnis besteht. Die Tiere werden in ihrem normalen Verhalten gestört oder in anderer Weise beeinträchtigt. Auch können sie aus für sie wichtigen Gebieten ausgeschlossen werden.
Die Tatsache, dass der Nachweis von Auswirkungen der Lärmverschmutzung schwierig ist, bedeutet nicht, dass keine schädlichen Folgen für die Meeressäuger auftreten können.

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03.11.2005 00:09
#6 RE: Massenstrandung von Walen auf den Kanaren Antworten

Seismische Vermessungen

Industrielle Aktivitäten im Meer erzeugen eine Vielzahl von Geräuschen in unterschiedlichen Frequenzbereichen (gemessen in Hertz – Hz) und Intensitäten (in Dezibel – dB ausgedrückt). Drillbohrungen nach Öl und Gas, die von Booten, Plattformen oder Inseln durchgeführt werden, erzeugen Töne, die eine starke Komponente von niederen Frequenzen aufweisen. Damit in Verbindung stehende Schiffe und Flugzeuge, Konstruktionsarbeiten und Baggerungen erzeugen ebenfalls Lärm. Moderne seismische Vermessungen erfolgen mit „airguns“, die üblicherweise in mehreren Serien angeordnet sind. Das sind lange Röhren, die in bestimmter Entfernung hinter den Schiffen hergezogen werden. Sie erzeugen starke Schallwellen in gleichmäßigen Intervallen, die normalerweise um 226 dB für ein einzelnes „airgun“ und um 242-252 dB für eine Serie von „airguns“ liegen. Das vom Meeresboden zurückgeworfene Echo wird vom Mutterschiff aufgefangen.

Meeresakustik ist eine sehr technische Thematik. Die Lärmintensität in der Luft kann nur schwer mit jener im Meer verglichen werden, weil der Standard-Referenz-Druck für Unterwasser- und Luftakustik unterschiedlich ist. So kommt es zu verwirrenden Situationen, da Dezibel, die Unterwassertöne beschreiben, nicht mit solchen von Lärmquellen im Medium Luft verglichen werden können. Es besteht jedoch kein Zweifel daran, dass seismische Gewehre sehr starke Lärmquellen darstellen. Man kann sie mit natürlichen Geräuschen, die unter Wasser auftreten, vergleichen. Die lautesten Töne werden vermutlich von Blauwalen erzeugt. Ihre Rufe, die im Bereich von 20-18 Hertz liegen, haben eine Dauer von ungefähr 15 Sekunden mit einer Intensität von 160-188 Dezibel. Diese niedrigfrequenten Töne sind für Übertragungen über große Entfernungen geeignet und ermöglichen den Walen, selbst über große Entfernungen hinweg Kontakt zu halten. Diese Töne sind jedoch bei weitem nicht so stark wie diejenigen, die von „airguns“ erzeugt werden.

Die Empfindlichkeit von Meeressäugern für Lärm ist von Art zu Art unterschiedlich. Es wird vermutet, dass große Wale, die niedrigfrequente Töne verwenden – diese werden im Meer weiter transportiert als hochfrequente Töne – am meisten von niedrigfrequenter Lärmverschmutzung beeinträchtigt werden. Die kleineren Zahnwale, Delfine und Schweinswale hingegen verwenden Schall hoher Frequenzen für ihre Kommunikation und die kurzen Wellenlängen des Ultraschalles zur Sonar-Orientierung. Aus diesem Grund wird vermutet, dass sie durch niedrigfrequente Töne kaum, durch hochfrequente jedoch massiv beeinträchtigt werden.

Für seismische Vermessungen werden vorwiegend niedrigfrequente Töne verwendet, die auf den Meeresboden hin gerichtet sind. Dies hat zum fälschlichen Eindruck geführt, dass

* Airguns nur niedrigfrequente Töne produzieren und
* sich der von Airgunen erzeugte Lärm nicht in lateraler Richtung durch das Meer fortpflanzt.


Erst kürzlich kam die Bestätigung, dass akustische Emissionen von „airguns“ auch hochfrequente Töne beinhalten, die sehr wahrscheinlich auch für Zahnwale, die sich in großer Entfernung von der Lärmquelle befinden, noch zu hören sind.

Verhaltensstudien über Meeressäuger sind schwierig durchzuführen, da die Umgebung, in der die Tiere leben, Beobachtungen erschwert und da das Normalverhalten der Tiere noch erforscht wird. Für einige große Walarten wurde vorausgesagt, dass ihre Reaktionszone auf eine typische seismische Serie bei Entfernungen von 2,5 bis 8 km liegt. Freilandstudien zeigen jedoch, dass Cetaceen auch über viel weitere Entfernungen beeinflusst werden können. In einer dieser Studien wurden mehr als 3500 migrierende Grauwale vor der Westküste der USA dabei beobachtet, wie sie bei einer Plattform vorbeischwammen, von der Geräusche von Ölsondierung und Ölproduktion abgespielt wurden. Das normale Migrationsverhalten der Tiere war gut bekannt, sodass Vermeidungsverhalten erkannt werden konnte. Die Vermeidungsreaktion der Grauwale begann bei einer Lärmbelastung von 110 dB und steigerte sich mit ansteigender Lärmintensität. Über 80% der Wale zeigten ein Vermeidungsverhalten bei Intensitäten über 130 dB.

Die Wale zeigten typische Reaktionen, wenn sie mit dem Lärm konfrontiert wurden: sie wurden langsamer und änderten ihren Kurs, um der Lärmquelle auszuweichen. Sie begaben sich auch in die niedrigere Brandungszone und in „Lärmschatten“ hinter Felsen, um den Lärm zu meiden. Ihre Atemraten wurden gesteigert; Muttertiere und Kälber zeigten sich besonders empfindlich gegenüber Lärmbelastungen.

Die Reaktion von Grönlandwalen auf seismische Impulse in der Beaufort See wurde ebenfalls untersucht. Die meisten Tiere zeigten starke Vermeidungsreaktionen, wenn ein in Betrieb stehendes Schiff sich in bis zu 6-8 km Entfernung befand. Bei einer Entfernung von über 20 km wurden ebenfalls starke Vermeidungsreaktionen beobachtet.
Die Untersuchungen ergaben, dass die Wale, wenn solche aktive Vermeidung einmal eingesetzt hatte, sich schnell von der Lärmquelle fortbewegen und einige Tiere dadurch mehrere Kilometer vertrieben wurden.

Die Empfindlichkeit von Pottwalen auf seismische Tests ist am besten erforscht und die Tiere scheinen eine hohe Sensibilität gegenüber Lärm aufzuweisen. Pottwale im Golf von Mexiko wurden über 50 km vertrieben, als die Vermessungen begannen. Pottwale im Indischen Ozean hörten auf zu vokalisieren, als Reaktion auf seismische Impulse von Airgunen, die sich mehr als 300 km entfernt befanden. Die Wale erhielten lediglich Impulsintensitäten von 10-15 dB.

In Großbritannien trat vor kurzem ein Gesetz in Kraft, welches die Überwachung von Cetaceen von Schiffen aus, die seismische Vermessungen durchführen, verlangt. Ergebnisse von diesen kürzlich durchgeführten Überwachungen zeigten, dass Finn- und Seiwale, Zwergwale, Weißseitendelfine und andere, nicht näher bestimmte Delfinarten sich alle in größere Entfernung zurückzogen, wenn Druckwellen ausgelöst wurden. Man fand auch heraus, dass Pilot- und Finnwale schneller schwimmen und dass Pottwale öfter tauchen. Weiters ändern Cetaceen öfters ihren Kurs, meist in entgegengesetzte Richtung von der Lärmquelle.

Diese wenigen Studien, die hier beschrieben wurden, sollen dazu dienen, das Ausmaß der Störungen des natürlichen Verhaltens von Walen und Delfinen durch die küstenferne Öl- und Gasindustrie aufzuzeigen. Selbst wenn jedoch ein Tier den Lärm zu tolerieren scheint und keine messbare Reaktion zeigt, bedeutet das nicht notwendigerweise, dass es unbeeinflusst und nicht gestresst durch Lärm ist.

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03.11.2005 00:10
#7 RE: Massenstrandung von Walen auf den Kanaren Antworten

Akustische Scheuchvorrichtungen

Die WDCS ist besorgt wegen des zunehmenden, durch Menschen verursachten Lärms im Meer. Zusätzlich zur Lärmverschmutzung als „Nebenprodukt“ von Aktivitäten der Menschen im Meer werden immer öfter Töne aktiv ausgesandt, um Wale und Delfine vor Gefahren zu „warnen“. Dadurch sollen Todesfälle und schwere Verletzungen reduziert werden.
Akustische Scheuchvorrichtungen – als Pinger bezeichnet - sind ein gutes Beispiel. Diese sind an Netzen angebracht und senden kontinuierlich ein Signal aus, um insbesondere Kleinwale vor dem Ertrinken bzw. Ersticken zu bewahren.
Die WDCS vertritt die Meinung, dass Pinger durchaus dazu beitragen könnten, den Beifang einiger Wal- und Delfinarten zu verringern. Vielfach sind sie allerdings dazu ungeeignet. Den Einsatz von Pingern als alleinige Lösung des Beifangproblems zu sehen, wäre fatal und falsch. Auch bestehen Bedenken über mögliche langfristige negative Auswirkungen auf Waltiere durch den verbreiteten Einsatz dieser Scheuchvorrichtungen. Deswegen sollten Pinger lediglich als komplementäre Methode zu anderen, rascher wirksamen Maßnahmen zur Verminderung der Beifangzahlen gesehen werden.

Die Internationale Walfang Kommission (IWC) kommt in dem Bericht des Wissenschaftlichsausschusses bei der 51. Tagung der IWC im Jahr 1999 zu folgendem Schluss:
Werden akustische Scheuchvorrichtungen als Mittel zur Reduktion des Beifangs einer Kleinwalart bei einer Fischereinethode herangezogen, wird folgende Vorgangsweise empfohlen:
(1) Die Durchführung von kontrollierten wissenschaftlichen Experimenten, um zu demonstrieren, ob die Scheuchvorrichtungen den Beifang signifikant verringern.
(2) Die Durchführung von Feldversuchen, um auch praktischen Gegebenheiten und akustischen Eigenschaften unter Berücksichtigung von Hintergrundgeräuschen und dem Abstand der Pinger Rechnung zu tragen.
(3) Die Einführung eines wissenschaftlichen Überwachungsprogramms bei regelmäßigem Einsatz von Pingern, wobei unabhängigen Beobachtern auf See Vorrang zu geben ist. Dieses Überwachungsprogramm soll die Funktion der Pinger evaluieren und die geografische Position von beigefangenen Tieren in Beziehung zu der Position von funktionierenden / nicht funktionsfähigen Pingern setzen.
Der Wissenschaftsausschuss rief die Empfehlung des Workshops von 1990 bezüglich Treibnetzen und Cetacea in Erinnerung. Diese besagt, dass Fischer direkt an dem Prozess der Entwicklung und Implementierung von Maßnahmen zur Verminderung von Beifang beteiligt werden sollen (IWC, 1994).

Der Wissenschaftsausschuss vermutet, dass es weltweit eine große Anzahl von akustischen Scheuchvorrichtungen gibt, die eingesetzt werden, ohne zuvor ihre Effektivität zu testen und ohne anschließender Beobachtung der Wirkung dieser Geräte. Aufgrund der wenigen vorhandenen Informationen zu diesem Thema empfiehlt der Wissenschaftsausschuss eine weltweite Untersuchung der Nutzung von Pingern durchzuführen.“
Auch gibt es Bedenken gegenüber anderen Geräten, die eingesetzt werden, um Verletzungen von Walen und Delfinen, wie z.B. durch Kollisionen mit Schiffen, zu verhindern.
Die Forschung zeigt, dass die Tiere nicht unbedingt aufgrund von Lärm ein Gebiet verlassen. Dieser Effekt ist als Gewöhnung bekannt und tritt dann auf, wenn ein Tier sich an ein bestimmtes Geräusch gewöhnt hat. Auch muss man bedenken, dass es möglicherweise nicht dem Interesse des Tieres entspricht, ein Gebiet zu verlassen, das zur Nahrungsaufnahme und zum Aufziehen von Jungen wichtig ist. Wir sind der Ansicht, dass nach anderen Lösungen geforscht werden muss, um Zusammenstöße mit Schiffen zu vermeiden.

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