Erstmals wurden Schwertwale vor der kanarischen Küste fotografiert Wenn die Orcas kommen ...
Wenn die Orcas kommen... dann flüchten die Thunfische. Davon können die Fischer auf den Kanaren ein Lied singen. Schon seit Jahren beklagen sich die Thunfischfänger darüber, dass die Schwertwale die Thunfische erschrecken und ihnen mehr als einmal schon die Beute im wahrsten Sinne von der Angel geschnappt haben. Dass die Kanarischen Inseln ein beliebter Aufenthaltsort für Wale und Delfine sind, ist schon lange bekannt.
Seit 40 Jahren erzählen einheimische Fischer schon von ihren Erfahrungen mit Orcas und davon, dass diese Meeresräuber die Thunfischschwärme verscheuchen. Ihre Geschichten wurden als Legenden aufgefasst. Jetzt gibt es Beweise.
24.11.2005 - Gran Canaria - Insgesamt 27 verschiedene Wal- und Delfinarten sind auf dem Archipel registriert. Die kanarischen Gewässer stehen europaweit an der Spitze, was die Artenvielfalt von Meeressäugern angeht. Die Tatsache, dass auch der größte Vertreter der Familie der Delfine, der Schwertwal (Orcinus orca), auch Orca oder Killerwal genannt, die kanarischen Gewässer kreuzt, ging allerdings in den vielen Walbeobachtungstouren aber bisher eher unter. Tümmler, Pottwale und Grindwale werden besonders häufig gesichtet und von begeisterten Touristen fotografiert. Da macht sich der schwarz-weiße Meeresräuber doch eher rar.
Die ersten Aufnahmen
Die ersten Aufnahmen einer vierköpfigen Orca-Familie in unmittelbarer Nähe der Südküste Gran Canarias gelangen jetzt der Organisation Tenerife Conservación. Von dem Schiff „Spirit of the Sea“ mit Liegeplatz in Puerto Rico aus wurde die kleine Schwertwalgruppe gesichtet. Es handelte sich um vier Exemplare; zwei Männchen, ein Weibchen und ein Jungtier, berichtet Manuel Carrillo, Vorsitzender von Tenerife Conservación. Die Orcas befanden sich etwa sechs Meilen vor der Küste von Mogán, als die Forscher sie entdeckten. „Die Wale verhielten sich sehr vertrauensvoll und schwammen eine ganze Weile in der Nähe des Bootes weiter“, berichtet Carrillo. Anscheinend wurde dieselbe Gruppe schon einmal vierzehn Tage vorher gesichtet. Das größte männliche Tier sei etwa sechs Meter lang gewesen, was einem Gewicht von etwa 2000 kg entspricht. „Er war wirklich unheimlich massig. Es war, als sähe man drei oder vier Grindwale auf einmal“, fügte Manuel Carrillo hinzu.
In zwanzig Jahren kein einziger gestrandeter Schwertwal
Es ist erstaunlich, dass in der 20jährigen Forschungsarbeit auf dem Gebiet der Meeressäuger auf den Kanaren nicht ein einziges Mal ein gestrandeter Schwertwal aufgetaucht ist. Auch während der saisonalen Forschungskampagnen wurden diese Wale bislang nicht gesichtet. Tatsächlich kommen Orcas in den eisigen Gewässern der Arktis und der Antarktis am häufigsten vor, auch wenn sie eine weltweite Verbreitung haben. In Meeren mit gemäßigten Temperaturen sind sie selten zu finden und in tropischen Gewässern eine Ausnahmeerscheinung. An den europäischen Atlantikküsten sind Orcas insbesondere in den Gewässern um Island und Norwegen zu finden, aber auch in der Meerenge von Gibraltar.
Dass die Kanaren durch ihre Lage, das Aufeinandertreffen verschiedener Strömungen und die nahrungsreichen Gewässer auch auf der Route der Orcas liegen, ist nun kein Geheimnis mehr. Während sich die Killerwale an anderen Punkten der Erde von Robben ernähren, finden sie um die Kanaren reichlich Thun- und andere Fische.
Der intelligente Meeresräuber
Orcas sind die größte Art der Delfinfamilie. Männchen können bis zu 10 m lang und 9 Tonnen schwer werden. Weibchen werden 8,5 m lang und nur fünfeinhalb Tonnen schwer. Sie sind überwiegend schwarz gefärbt und haben weiße Flecken über den Augen, unterhalb des Kiefers und auf dem Bauch. Die Rückenflosse ist bei den Männchen besonders lang. Orcas leben in Familiengruppen. Die Jungen – sowohl Männchen als auch Weibchen – bleiben ein Leben lang bei ihrer Familie. Jede dieser Familienschulen hat ihre eigene Sprache, und so erkennen sich die Angehörigen über weite Entfernungen. Schwertwale werden als besonders intelligente Jäger der Ozeane angesehen. Ihr Jagdverhalten, das auf den Menschen oftmals brutal wirkt, zeugt tatsächlich von einer besonderen Intelligenz. In Gruppen jagen Orcas beispielsweise Heringe, die sie mit Hilfe ihrer Schwanzflosse bewusstlos schlagen, um sie danach in aller Ruhe zu verspeisen. In Südamerika werfen sich die Orcas auf der Robbenjagd auf den Strand und schaffen es danach wieder zurück ins Meer. In Herden greifen Schwertwale sogar ihre großen Verwandten, die Blauwale an. Auch Haie werden von den Orcas nicht verschont. Den Namen Killerwal oder Mörderwal tragen die Schwertwale jedoch eher zu Unrecht. Verschiedenen Filmen zum Trotz gibt es keine Berichte über Angriffe auf Menschen. Heute sind Orcas beliebte Stars in Delfinarien. Früher wurden Orcas zu diesem Zweck eingefangen. Heute wird der Bedarf für die Delfinarien verstärkt über die eigene Nachzucht gedeckt. Besonders berühmt ist die Orca-Show von Sea World in den USA. Auf Teneriffa soll schon bald eine ähnliche Show das Publikum begeistern. Im Loro Parque in Puerto de la Cruz wird fleißig an einem Becken riesiger Dimensionen gebaut, in dem mehrere Schwertwale untergebracht werden sollen. Kritiker bemängeln allerdings, dass es in der Enge eines künstlichen Beckens einem Wal nicht möglich ist, artgerechte Bedingungen vorzufinden.
Angewandter Artenschutz
Die Organisation Tenerife Conservación bietet Interessierten die Möglichkeit, an Bord der Yacht Monachus, die ihr von der Universität Las Palmas zu Forschungszwecken zur Verfügung gestellt wurde, an einem Artenschutz- und Forschungsprojekt teilzunehmen. Die Forschungskampagnen werden ein bis zwei Wochen dauern und sich auf die Suche nach Schnabelwalen und die Sammlung weiterer Daten über Grindwale und Tümmler konzentrieren. Die Teilnehmer werden zusammen mit den Wissenschaftlern an Bord Teamarbeit leisten. Der Preis für eine einwöchige Forschungsreise beträgt etwa 500 Euro – Unterbringung und Mahlzeiten inklusive. Mehr Infos über dieses Angebot erhalten Sie bei canariasconservacion@yahoo.es Die neue Website von Tenerife Conservación www.canariasconservacion.org befindet sich noch in Arbeit, soll aber in Kürze fertiggestellt sein.
Von mir auch ein herzliches DANKE für diesen Beitrag und die Links, Sanny!!
Was mir als erstes dazu einfällt, ist daß InfoCanarias ja auch gleich über die Sichtung der Orcas informiert hatte, nur ... wurde dort immer dieser unsägliche Begriff des "Killerwals" verwendet - ich hatte mich seinerzeit auch im Gästebuch der Hp von IC darüber beschwert.
Weil es einfach Menschenverdummung darstellt. Orcas sind normalerweise toootal friedlich und machen überhaupt keinen Stress. Ganz im Gegenteil. Wer einmal einen Encounter mit Orcas hatte, weiß von was ich rede. Diese Tiere sind einfach unglaublich faszinierend.