Ein Stück Schalke feiert Geburtstag - 'Oskar' Siebert wird 75
Er ist untrennbar mit der Bundesliga verbunden - und das, obwohl Günter 'Oskar' Siebert kein einziges Spiel in der höchsten deutschen Spielklasse bestritten hat. Eine Meniskusoperation, heutzutage absolute Routine im Fußballer-Alltag, beendete 1959 seine Karriere als Fußballprofi. Obwohl Siebert 1958 mit den Knappen Deutscher Meister wurde und damit Teil des ruhmreichen Teams, das bis heute letztmals die Schale nach Gelsenkirchen holte - Geschichte schrieb der gebürtige Kasselaner noch mehr als Präsident der Königsblauen. Gleich dreimal hatte 'Oskar' dieses Amt inne. Insgesamt elf Jahre lang stand er an der Spitze des Traditionsklubs. In guten wie in schlechten Zeiten: Den Pokalsieg und die Vizemeisterschaft 1972 erlebte Siebert mit, aber auch den Bundesligaskandal, eine tiefschwarze Episode in der mittlerweile 101-jährigen Geschichte des FC Schalke 04 und, so Siebert, 'das schwärzeste Kapitel in meinem Fußballer-Leben.'.
Untrennbar mit Schalke 04 verbunden: Günter Siebert
In nun schon 54 Jahren als Vereinsmitglied war Günter Siebert Spieler, Manager und Präsident beim S04 und wird wohl auf ewig zu den schillerndsten Persönlichkeiten zählen, auch wenn seit Jahrzehnten Tausende von Kilometern zwischen dem Verein seines Herzens und seinem Wohnort liegen. Die Ferieninsel Gran Canaria, inmitten der Kanaren, ist schon seit langer Zeit die zweite Heimat Sieberts, der dennoch wie eh und je vom königsblauen Virus befallen ist. Via Fernsehen verfolgt er von Playa del Ingles aus, wo Siebert ein Tanzpub besitzt, alle Neuigkeiten aus der Heimat.
Großes Lob für Rudi Assauer
Entsprechend gut kann der kerngesunde und rüstige Jubilar die aktuelle Situation beim FC Schalke einschätzen. 'Die jetzige Mannschaft hat in der Champions League ordentlich gespielt. Rudi Assauer und Andreas Müller haben gute Leute verpflichtet.' Siebert weiter: 'Ich bewundere den Mut, den Rudi Assauer und seine Mitstreiter im Vorstand mit dem Bau der Arena AufSchalke bewiesen haben. Wenn der Rudi nicht zurückgekommen wäre, Schalke wäre platt gewesen', glaubt Siebert. Etwas Unvorstellbares für einen wie ihn, der sich dem siebenmaligen Meister seit über einem halben Jahrhundert ganz und gar verschrieben hat.
Die Spieler-Karriere des Günter Siebert startete noch in der altehrwürdigen Glückauf-Kampfbahn. Aber sein Weg nach Schalke war zunächst mit Schwierigkeiten verbunden. So setzte es eine Ohrfeige seiner Mutter, als der gerade 20-Jährige und somit nach damaligen Recht noch nicht Volljährige im Frühjahr 1951 erst spät in der Nacht nach Hause kam. 'Aber Mutter, ich habe doch heute meinen ersten Profivertrag unterschrieben', entschuldigte sich das Talent.
Siebert wurde einer der erfolgreichsten Stürmer seiner Zeit in der Oberliga West. Der Mittelstürmer erzielte in 118 Punktspielen 61 Tore, 1959 folgte dann jedoch das jähe Ende der aktiven Laufbahn, nicht aber das Ende der 'Ära Siebert' am Schalker Markt. Als der legendäre Fritz Szepan 1964 zum Präsidenten gewählt wurde, startete Oskar' seine zweite Karriere auf Schalke. Der 34-Jährige bekam den Schriftführer-Posten, ein Jahr später wurde er Vizepräsident und 1967 als 36-Jähriger damals jüngster Präsident eines Bundesligisten. 'Oskar' führte den Klub fast neun Jahre, wurde aber 1975 von Rechtsanwalt Karl-Heinz Hütsch als Vereinschef abgelöst und übernahm für kurze Zeit das Amt des Managers. Von 1978 bis 1979 folgte die zweite Amtszeit von Siebert als Präsident, und dann übernahm er von Februar 1987 bis September 1988 als Nachfolger von Hans-Joachim Fenne ein drittes Mal die Führung des Vereins.
Geburtstagsfeier in Deutschland
Zu den Feierlichkeiten anlässlich seines 75. Wiegenfestes wird Siebert nun sogar den Weg ins kalte Deutschland antreten. 'Ich werde diesen Geburtstag erstmals nach 22 Jahren nicht auf Gran Canaria feiern, sondern mit meiner Lebensgefährtin Heide im kleinen Kreis von 20 Freunden im einem Lokal im hessischen Kronberg. Ich möchte diesen Tag in Ruhe genießen, Theater habe ich im Leben genug gehabt', sagt 'Oskar'. In seinem Tanzpub auf Gran Canaria werden rund 250 Gäste auf sein Wohl trinken: 'Jedem Mann gebe ich zwei Pils aus, jeder Frau einen Longdrink.'
Aber trotz nun siebeneinhalb Jahrzehnten auf dem Buckel, vom ruhigen Rentner-Dasein hält der Vater von sieben Kindern, der heute noch täglich hinter der Theke steht, nichts: 'Ich schwimme allmorgendlich eine Dreiviertelstunde im Atlantik, fühle mich sauwohl und habe 1999 das Rauchen aufgegeben. Schließlich möchte ich noch ein bisschen leben.'
Und noch ein Artikel, auch wenn's keinen interessiert. :-D Schließlich hat's ja auch was mit Gran Canaria zu tun. ;-)
Ex-Präsident und Meisterspieler Günter Siebert wird am Donnerstag "75"
Gelsenkirchen - Das passt: Mitten in der wegen des Rangnick-Rauswurfs turbulenten Schalker Phase feiert Günter „Oskar“ Siebert am Donnerstag seinen 75. Geburtstag. Niemand kann nämlich über die früheren „wilden“ Schalker Jahre so faszinierend erzählen wie der Meisterspieler von 1958 und mehrfache Ex-Präsident. Schließlich war „Oskar“ Siebert meistens mittendrin statt nur dabei. Er ist heute „auf Schalke“ noch umstritten, aber garantiert eine der schillerndsten Figuren der Vereinsgeschichte.
Frage: Herzlichen Glückwunsch: Oskar Siebert wird „75“ – wie alt fühlt er sich wirklich? Siebert: Wesentlich jünger. Eigentlich bin ich topfit. Auf Gran Canaria schwimme ich jeden Morgen 50 Minuten im Atlantik, das ist schon die halbe Miete. Und 1999 habe ich das Rauchen aufgegeben. Außerdem hilft mir, dass ich jeden Abend mit netten, gut gelaunten Menschen zusammen bin.
„Die Nigbur-Story steht ganz oben“
Wollen die in „Oskars Pub“ immer noch die alten Schalke-Geschichten hören? Na klar. Das Erstaunliche: Alle Generationen interessieren sich dafür. Also stehe ich hinterm Tresen, arbeite im Pub mit und erzähle dabei die eine oder andere Anekdote. Was Schöneres kann es doch gar nicht geben. Eine Bühne braucht der Oskar halt immer noch.
Welche Geschichte wird besonders gern gehört? In diesem Jahr steht die Story von Norbert Nigbur in Bochum ganz oben. Unser Mannschaftsbetreuer Ede Lichterfeld hatte unseren Torwart in der Halbzeit aus Versehen in der Kabine eingeschlossen. Nachdem Nigbur sich irgendwie befreit hatte, kam er an den Ordnern nicht vorbei, die wollten ihn nicht auf den Platz lassen, obwohl er in Torwart-Kluft vor ihnen stand. Also haben wir minutenlang ohne Torwart gespielt. Keiner hat’s gemerkt. Gewonnen haben wir aber trotzdem.
Was kriegt Oskar Siebert vom aktuellen Schalke noch so mit? Fast alles. Die Spiele sehe ich auf Sat 1 oder Premiere. Ich bin in meinem Leben insgesamt zwar ruhiger geworden, aber bei Schalke-Spielen bin ich noch mit genau so viel Herzblut dabei wie früher und rege mich sogar mehr auf als früher.
Auf wessen Seite stehen Sie – auf Rudi Assauers oder Ralf Rangnicks? Auf Assauers. Ein großer Fan von Rangnick war ich nie. Irgendwie habe ich seine Taktik zu oft nicht verstanden. Er hat so tolle Stürmer und lässt dann nur mit einer Spitze spielen. Über Larsen habe ich mich erst so gefreut, jetzt spielt der Junge überhaupt keine Rolle mehr. Den Höhepunkt gab es aber am vergangenen Samstag.
Rangnicks Ehrenrunde? Nein, seine Aufstellung. Da lässt er Asamoah fast Linksaußen spielen. Dabei hat der schon vor seiner Verletzung auch auf rechts nichts gebracht. Wie soll es da auf links funktionieren?
Rangnick wurde entlassen, man spricht über „wilde“ Schalker Zeiten. Und da fällt automatisch auch der Name Günter Siebert. Ist das ungerecht? Ach, damit kann ich leben. Aufregend waren die Zeiten ja schon. Obwohl da auch viel übertrieben wird. Wir hatten zwischendurch nämlich durchaus auch ruhige Jahreshauptversammlungen. Und ich muss ja zugeben, dass ich in meinen Amtszeiten vielen Leuten auf die Füße getreten bin. Ein Diplomat war ich nie.
Aber ein guter Redner. Am Mikrophon, in Schalke „Gänsehals“ genannt, waren Sie unschlagbar. Wie wurden Sie zu einem so guten Redner? Keine Ahnung, das muss angeboren sein. Ich habe nie einen Redekurs oder so was besucht. Meine erste Rede habe ich gehalten, kurz bevor ich erstmals Präsident wurde. Da habe ich den damaligen Präsidenten Fritz Szepan gegen diverse Angriffe in Schutz genommen. Und ich habe gemerkt: ,Mensch, Oskar – die Leute hören Dir zu.’
War Oskar Siebert denn jetzt nur ein guter Redner oder insgesamt auch ein guter Präsident? Nur ein Beispiel: In meiner letzten Amtsperiode, in der ich am Ende die Vertrauensfrage gestellt habe, habe ich einen Jens Lehmann für 25 000 Mark von Schwarz-Weiß Essen geholt. Hinterher hat Schalke ihn für acht Millionen Mark nach Mailand verkauft.
Undank ist der Welten Lohn – sie mussten trotzdem abtreten. Dafür wurden Sie bei der Schalker 100-Jahr-Party im Mai 2004 gefeiert wie ein Pop-Star. Eine späte Genugtuung? Siebert: Eigentlich schon. Ich bin seit 54 Jahren im Verein, aber wenn ich daran denke, kriege ich noch heute eine Gänsehaut. Da hat der Oskar die Wärme von drei oder sogar vier Schalke-Generationen gespürt. Das ist genau das, wofür ich Schalke 04 so liebe. Der Verein ist wie ein Gemälde, das von Generation zu Generation im Wohnzimmer weiter gereicht wird.
"Bei den Summen wird mir schlecht"
Ihre schönste Schalke-Stunde? Da gab es zwei. Natürlich die Meisterschaft 1958. Und dann ein Europapokal-Spiel in England, in dem ich gegen einen Weltklasseverteidiger gespielt habe. Die Jungs machten mich vorher so heiß, dass ich tatsächlich ein Tor gemacht habe.
Die schwärzeste Stunde? Der Bundesliga-Skandal. Ohne den wäre ich wahrscheinlich nie auf Gran Canaria gelandet, sondern heute Schalker Alterspräsident. Denn wir hatten damals aus dem Nichts eine Truppe geschaffen, die in Deutschland lange für Furore gesorgt hätte. Viele von den Jungs wie Fischer oder Rüssmann, die daran beteiligt waren, hätten heute 30 oder 40 Länderspiele mehr, wenn sie diesen Blödsinn nicht gemacht hätten.
Wäre Oskar Siebert heute noch gern Bundesliga-Präsident oder Manager? Eher nicht. Wenn ich an die astronomischen Summen denke, die da heute im Spiel sind, wird mir schlecht.
Sie feiern Ihren Geburtstag nicht auf Gran Canaria, sondern mit Ihrer Lebensgefährtin Hilde im hessischen Kronsberg. Ist „Oskar“ kein Party-Löwe mehr? Ganz ehrlich: Ich habe in meinem Leben genug Theater gehabt. Also lassen wir es an meinem Geburtstag ein bisschen ruhiger angehen. Wir feiern mit ein paar Freunden in einem netten Lokal hier – ganz alleine geht’s doch nicht.
Und irgendwann geht es wieder ganz zurück nach Deutschland, oder bleiben Sie Gran Canaria treu? Ich glaube, dass ich irgendwann mal wieder zurück will. Mein Traum: Mit den anderen Rentnern auf der Tribüne der Arena sitzen und über die Spieler meckern. Oder sie loben.
Letzte Frage: Warum eigentlich „Oskar“? Diesen Spitznamen hat mir im Prinzip Schalkes Nationalspieler Berni Klodt verpasst. In der „HörZu“ gab es damals eine Cartoon-Serie mit dem Igel „Oskar“. Der hatte sieben Kinder. Als ich drei oder vier hatte, sagte Berni: „Mensch, Günter, Du bist ja wie der Oskar.“ Dann wurden es bei mir tatsächlich sieben Kinder.
Ich als Tennisfan kann da nicht mit reden, allerdings kenne ich "Oskar´s Pub" und kann den bestens empfehlen zumindestens wenn man die 40 erreicht hat sehr schön dort im "Hotel Dunamar" direkt am Strand oberhalb vom Anexo II. Wirklich ein Besuch lohnt sich dort.