Dienstag 10.01.06 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas Temperatur 14 Grad, Niederschlag: 10 mm, Luftfeuchte 65 % Luftdruck 1015 hPa
Wie laut jammert der Geschäftsmann
Die konsumstärksten Wochen liegen hinter uns und noch bevor man echte Zahlen hat, will die Branche bereits einen positiven Trend erkennen, das heißt für den gewöhnlichen Geschäftsinhaber erst mal nichts anderes als leiser zu jammern wie noch vor einem Jahr. So schlecht kann es also nicht gelaufen sein mit dem Weihnachtsgeschäft. Da taucht immer wieder ein Anachronismus auf, die Leute jammern alle sie haben kein Geld, die Geschäftsinhaber sagen aber, es war besser als letztes Jahr. Das könnte nun heißen, die Leute geben das Geld, welches sie nicht haben, großzügiger aus. Ob es sich dabei jetzt um gefühlte Armut, oder um gefühlte Umsatzsteigerung handelt, das lassen wir mal dahingestellt. Unentschieden lautet der Wettkampf zwischen Konsument und Handel, im Jammern sind sie beide gleich gut und allen geht es besser als sie gerne zugeben.
Tomás Barreto, Chef der Mittelstandsvereinigung gibt uns auch gleich Erklärungen dazu, wie es denn möglich ist, dass die Leute (gefühlt) weniger Geld haben als früher, aber mehr ausgeben. Der Handel auf La Palma ist für die Verbraucher attraktiver geworden, die Städte haben Aktionen unternommen um die Käufer an sich zu binden und so verhindert, dass viele Leute ihr Geld, wie früher üblich, zu den weihnachtlichen Einkäufen nach Tenerife geschleppt haben. In der Tat gab es früher Kolonnen an Palmeros, die mit versammelter Familie und gesatteltem Toyota mit dem Schiff nach Tenerife fuhren, um dort viel billiger bei Ikea, Toysrus und Alcampo ihr mühsam verdientes Geld ausgegeben haben. Vielleicht sind da wirklich ein paar Dinge billiger als hier auf La Palma, aber wer da mal haarscharf nachrechnet, was diese Konsumkarawanen an Kollateralausgaben zu verzeichnen hatten, dann lohnte sich diese Kapitalflucht nach Tenerife nicht wirklich. Bleib im Land und konsumiere täglich, Konsumpatriotismus als erste Bürgerpflicht und wieder einmal ist bewiesen worden, dass eine ganze Branche, von angeblich nicht vorhandenem Geld, prima leben kann.
Sonntag 08.01.06 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas Temperatur 16 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 60 % Luftdruck 1015 hPa Höchsttemperatur heute: 18,5 Grad, niedrigste Temperatur: 13,2 Grad
Zurück in den Alltag
Morgen geht die Schule wieder los und damit geht der große Feiertagskomplex, Weihnachten, Neujahr und "Reyes" zu Ende. In diesen 14 Tagen passiert außerhalb der Familien und Gesellschaftsseite wenig, vieles wird auf einen unbestimmten Zeitraum nach den Feiertagen verschoben und so kommt für viele von uns hier der Alltag mit einem ganzen Schwung Arbeit und Terminen bis zum Vulkanausbruch. Die Zeit der Ausreden ist vorbei, ab morgen müssen wir wieder funktionieren und weil die Kinder wieder in die Schule müssen ist es auch mit dem Leisetreterfrühstück vorbei, dann heißt es wieder noch vor dem Sonnenaufgang die Prinzessinnen aus den warmen Betten schmeißen und so tun, als hätte man um diese Uhrzeit bereits alles im Griff. Für Paul ist es gut, wenn es wieder in geregelten Bahnen verläuft, dann bekommt er seine erste Morgenmahlzeit, die er im Moment heftig klagend viel zu spät erhält, endlich wieder zu seiner gewohnten Stunde. Gut, dass wenigstens einer aus der Familie davon was hat, dass der Alltag dann wieder vor dem Tag beginnt.
Der ganze Tag heute war schon entsprechend grau und kalt, am Nachmittag nur 15 Grad, erst jetzt kommt wieder die Sonne durch und gaukelt uns Frohsinn vor, ganz weit draußen auf dem Meer meint man aber schon das erwartete Tief zu sehen und das Barometer hat einen Sprung von 5 Hektopascal nach unten hinter sich. Die drohenden Windfahnen auf dem Wetterdiagrammen haben sich aber auf ein normales Maß reduziert, scheint wir bekommen einfach nur Regenwetter und nicht Unwetter. Wenn man ehrlich ist, hier im Westen könnten wir längst ein bisschen Regen gebrauchen, die Ostseite hat davon in den Tagen des starken Passats schon genug gehabt. Gut ist auch bei diesen Tiefs aus allen möglichen westlichen Richtungen, die Luft ist dann wärmer als an klaren Nordostpassattagen. Für Montag und Dienstag ist Schlechtwäschewarnung, ab Mittwoch soll der Passat dann wieder wehen, Alltag eben.
Notwendige Restaurierung der Unendlichkeit
César Manrique, eigentlich DER Inselkünstler Lanzarotes, hat auch auf La Palma ein Monument aufgestellt, die wenigsten wissen allerdings um die Existenz dieser Skulptur. Sie liegt auch nicht unbedingt zentral auf einem der belebten Plätze La Palmas, sondern auf 2.300 Meter Höhe, unterhalb des Pico de La Cruz. Aufgestellt hat César Manrique diese Skulptur anlässlich der feierlichen Eröffnung des astrophysikalischen Institutes auf dem Roque de los Muchachos. Die Inselregierung meinte nun, das Monument gehöre zu dieser Einrichtung, die Astrophysiker wiederum sind der Auffassung, die Skulptur gehöre der Inselregierung und haben damit auch recht. Allerdings ist das Kunstwerk nicht im Inventarkatalog der Inselhäuptlinge verzeichnet, so steht das "Monumento al infinito", also das Monument an die Unendlichkeit seit dem ohne Pflege einfach so rum und zeigt mit seinem 12 Meter hohen Eisenfinger (es ist nicht klar, ob Zeige- oder Mittelfinger) in Richtung Unendlichkeit.
Da oben herrschen natürlich extreme klimatologische Bedingungen und sowohl das Eisen, als auch die Zementbasis haben sehr unter der kleinen Unendlichkeit von nunmehr 20 Jahren gelitten. Zusätzlich haben wohl frustrierte Jäger, vielleicht weil sie kein Kaninchen oder Mähnenschaf fanden, auf das Monument geballert und so ihre ganz eigene Hochachtung gegenüber der Symbolik der Unendlichkeit gezeigt. An der Spitze gibt es nun fünf Einschusslöcher, die Wasser ins innere der Konstruktion laufen lassen, es wäre fatal, wenn die Unendlichkeit von innen her der Korrosion preisgegeben würde. Die Inselregierung hat sich nun entschlossen die Skulptur wieder instand zu setzen, Löcher verschließen, Betonsockel auf Vordermann bringen und das Eisen abschleifen und mit mehreren Schichten Rostschutzmittel auf eine weitere Etappe in Richtung Unendlichkeit vorzubereiten. Ich habe mir das Ding öfter schon von der Nähe betrachtet, es liegt auf meinem Lieblingswanderweg, (Roque -Reventón) und die Symbolik mit dem steil nach oben zeigenden Finger in den Himmel wird mir schon klar. Allerdings muss ich zugeben, das Ding könnte genau so gut auf der Allee der Kosmonauten stehen, die vielen zur Sonne, zur Freiheit Denkmäler seinerzeit, sahen ganz ähnlich aus.