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Dieses Thema hat 1 Antworten
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 Tierschutz auf Gran Canaria und Flugpaten
Gran Canaria Forum Offline




Beiträge: 21.836

05.02.2006 16:16
RE: Katzenschutz Gran Canaria Antworten

Mit Erlaubnis vom Katzenschutzverein Bad Kreuznach stelle ich diese Geschichte hier rein.

Die Katzen von Gran Canaria

Marianne Klingenschmitt, ein langjähriges aktives Mitglied im Katzenschutzverein,
schildert hier auf eindrucksvolle Weise ihre Urlaubserlebnisse mit den Katzen von Gran Canaria.

Die Geschichte beginnt eigentlich damit, dass wir, mein Mann Hans-Werner und ich,
meinen Geburtstag von Fernweh gepackt und vor dem Alltagsstress fliehend einmal in südlichen Gefilden am Meer
verbringen wollten. So beschlossen wir im April 1993 auf die Sonneninsel Gran Canaria zu fliegen.
„Wie kann man nur als Tierfreund in den Süden Urlaub machen?" warnten Freunde.
Die Aussichten auf Sonne, Meer und unbeschwerte Urlaubstage verdrängten jedoch jegliche Befürchtungen.
Bereits wenige Stunden nach unserer Ankunft in Playa del Ingles, einer Hotelstadt im Süden der Insel,
sollten sich die Vorahnungen der Freunde bestätigen.
Nachdem wir die Koffer im Hotel untergebracht hatten unternahmen wir einen Spaziergang zum Strand.
Am Eingang zur Strandpromenade waren an Grundstücken unübersehbar Schilder angebracht auf denen zu lesen stand:
"Auf diesem Grundstück ist das Füttern von Katzen verboten."
Und dann kamen sie auch schon aus den Gebüschen, die Katzen, ausgemergelte, verhungerte Wesen,
die einem mit bettelnden Blick anschauten. Wir waren beide tief betroffen von dem Anblick der vielen Tiere.
Was hatten es unsere beiden Katzen zu Hause, Billy und Amigo so gut.
Aus einer stacheligen Kakteenanlage humpelte auf drei Beinen eine Mutterkatze im Gefolge von drei Jungtieren.
Verschiedene Katzen hatten nur noch ein Auge, manche Tiere waren trächtig.


Zum Glück war die Zahl der verwahrlosten Hunde eher gering.
Die Häuser und prachtvollen Garten entlang der Promenade ließen auf reiche Besitzer schließen.
In den Anlagen oberhalb des Weges sah man schon mal verkrustete Schüsselchen und auch mal Schälchen
mit Wasser stehen. Selten beobachteten wir, dass Urlauber die Katzen fütterten.
Die meisten gingen einfach weiter ohne sich um die Tiere groß zu kümmern oder schauten hilflos weg.
Für den nächsten Tag hatten wir uns vorgenommen Futter zu besorgen.
Morgens stellte sich heraus, dass am Eingang des Hotels zur Straße eine schwarz/rote Katze mit ihren drei Jungen
im Dschungel einer undurchdringlichen gelben Schlingpflanze ihr Asyl gefunden hatte.
Sandra, ein kleines etwa zehnjähriges Mädchen kümmerte sich liebevoll um die Kleinen
und versorgte die Katzenfamilie mit Futter, das sie sich morgens und abends im Speiseraum am Buffet organisiert hatte.
Auch wir haben in der Folgezeit so manches Stück Fleisch oder Fisch in einer eingewickelten Serviette für die Katzen
in der Hosentasche verschwinden lassen, achtend auf den kontrollierenden Blick des Oberkellners.
Im Garten der Anlage befanden sich außerdem noch insgesamt vier große Katzen und sechs Katzenkinder.
Manche Hotelgäste fütterten die Katzen. Die Aussage der Leute, die beim Anblick der kleinen Kätzchen oberflächlich sagten:
"Ach wie niedlich, ach wie süß!“ und sich dann anschließend wieder den angenehmeren Dingen des Lebens zuzuwenden,
ließen mir die Zornesröte ins Gesicht steigen und mich gleichzeitig sprachlos werden.
Ich war empört als ich hörte, dass vor zwei Jahren 14 Katzen im Bereich des Hotels auf qualvolle Weise
vergiftet worden seien.


Umherstehende Leute sagten resignierend: "Außer füttern kann man doch nichts machen. Das ist in Spanien so."
Ein hübscher grauer Karthäuserkater, den ein Gärtner Alfredo nannte, stolzierte jeden Morgen selbstbewusst
mit erhobenem Schwanz durch die Empfangshalle um von der Katzenfamilie an der Straße seiner Sippe im Garten
einen Besuch abzustatten. Der Graue war wohl der Stammvater aller.
Sein Sohn, ein kleines graues Kätzchen im Garten war jedenfalls ein 100%iges Ebenbild von ihm.
Die kleine Katzenmeute war sehr scheu.
Wenn man ihnen zu nahe kam, huschten sie wie kleine Kobolde in Maueröffnung des Gebäudes,
dahinter sich das Leitungssystem der Warmwasserleitung des Hotels befand. Beim Füttern der Katzen am Eingang
stellten wir fest, dass die grau/rote Mutterkatze tränende geschwollene Augen hatte.
Auch ein kleines rotes Kätzchen blinzelte nur noch halbwegs daraus. Am nächsten Morgen war das rechte Auge
des kleinen Roten geschlossen. Wir mussten etwas unternehmen. Auf der Straße sprach ich eine Frau an,
die uns glücklicherweise die Adresse eines Tierarztes in Gran Chapanral sagen konnte.
Mittlerweile hatte das Katzenelend in meinem Denken einen solchen Raum eingenommen, der mir die Schönheiten
und Sehenswürdigkeiten Gran Canarias als nebensächlich erscheinen ließ, was Hans-Werner sehr ärgerte.
In der bescheidenen Praxis von Dr. Mendez erklärte uns Andrea, eine deutsche Tierarzthelferin,
nach Beschreibung der kranken Katzen, dass es sich um eine hier auf Gran Canaria typische Augenkrankheit handelte,
die bei Nichtbehandlung zur Erblindung führt und gab uns darauf hin sehr wirksame Augentropfen mit dem Namen
"Colircusi de Icol". Nach der Frage, ob es denn auf der Insel niemand gebe, der sich um die Tiere kümmert,
schrieb sie uns die Telefonnummer von Frau Renate Berger auf.


Frau Berger ist Vizepräsidentin des dortigen lokalen Tierschutzvereins ANAHI (ca. 150 Mitglieder).
Sie leitet mit ihrem spanischen Ehemann drei Ferienanlagen auf der Insel. Ich sprach mit Frau Berger am Telefon.
Die Frau, deren Sprache auf Entschlossenheit und Engagementschließen ließ, versicherte,
dass sie alles in ihrer Macht stehende tun werde um notleidenden Tieren zu helfen, zur Zeit aber nicht in der Lage sei,
weitere Katzen aufzunehmen.
Zu viele geschundene, geschlagene Tiere hatte sie schon in ihren Bungalowanlagen in Vista Golf und Tropisol
aufnehmen müssen. Sie und andere Tierfreunde der Organisation ANAHI waren zur Zeit dabei,
im Süden der Insel ein Tierheim entstehen zu lassen. Frau Berger kam gerade von einem Besuch aus Deutschland zurück
und sich dafür nötige Gelder vom Deutschen Tierschutzbund zu beschaffen. Die einzige Möglichkeit unseren Tieren im Hotel zu helfen, sah sie in der Kastration, um zumindest den Zyklus
der Geburtenhäufigkeit zu unterbrechen. Um ein Zeichen zu setzen und in der Hoffnung, dass vielleicht andere Tierfreunde
unserem Beispiel folgen, entschlossen wir uns, die erwachsenen Tiere des Hotels kastrieren zu lassen.
Zunächst sprachen wir bei der Hotelleitung vor und baten um Unterstützung für unser Vorhaben,
stießen dabei aber auf vollkommen taube Ohren. Als nächstes riefen wir mittels eines selbstgemachten Plakates
zu Spenden auf. Leider haben sich bei der Spendenaktion noch keine vier Paare bereit erklärt uns mit etwas Geld
für die Kastrationen zu unterstützen, was für uns sehr enttäuschend war.
Man musste sich sogar von manchen Zeitgenossen anpöbeln lassen und bekam unterstellt, das Geld für sich zu behalten.
Die wenigen Tierfreunde, die etwas für die Katzen übrig hatten waren dafür um so großzügiger.
Wir nahmen das Geld dankbar an. Nun kamen wir zum praktischen Teil.
Da keine Fallen zur Verfügung standen funktionierten wir einen Drahtkäfig mittels eines langen Zugseiles an der Käfigtür
zur Falle um und es gelang uns auf diese Weise drei weibliche Tiere im Garten zu fangen.
Auch den Kater und die zahme Katze vom Eingang ließen wir bei Dr. Mendez kastrieren. Der mehrmalige Versuch,
auch noch, das vierte Tier zu fangen, misslang.

Die kastrierten Tiere wurden tätowiert und deren Herkunft bei Dr. Mendez registriert.
Der Transport der Tiere erfolgte durch Taxen.
Beim Besuch des Tierarztes hatten wir Gelegenheit Frau Berger persönlich kennen zu lernen.
Die attraktive blonde Frau erzählte uns von ihren weiteren Vorhaben. In einer großangelegten Aktion wollte sie demnächst Hotelbesitzer und Grundstückseigentümer dazu bewegen, die auf ihren Grundstücken lebenden Katzen kastrieren zu lassen.
Mit der Bild am Sonntag und anderen Zeitungen hatte sie inzwischen Verbindung aufgenommen
und um Spenden für die notleidenden Tiere gebeten. Sie lud uns ein, einmal ihre Bungalowanlagen zu besichtigen
in denen ca. 200 Katzen betreut leben dürfen. Wir beschlossen nach Vista Golf zu fahren.
Munter spielende kleine Kätzchen beherrschten im Rezeptionsraum das Bild.
Unser Blick fiel auf ein Plakat mit folgendem Text: Liebe Gäste
Hier in dieser Ferienanlage pflegt man uns!

Wir werden sterilisiert und kastriert, damit wir nicht zuviel werden.
Zu Fressen bekommen wir in Hülle und Fülle von unserem Koch. Auch wenn wir krank werden,
bekommen wir alle Medizin die benötigt wird. Was tun wir für all die guten Taten? Wir, liebe Gäste, halten Ihnen
so manch unangenehmes Getier fern. Auch wenn Sie noch nicht näher über unsere Taten nachgedacht haben,
wir sind wirklich unentbehrlich! Bitte helfen Sie uns mit einer Spende, damit es uns weiter so gut gehen kann!

Ein großes Katzen-Dankeschön - Die ganzen Katzen der Anlage!


Anschließend konnten wir uns von der beispielhaften Unterbringung und Versorgung der Tiere überzeugen.
Glücklich und angenehm Überrascht traten wir an diesem Tag den Heimweg an.
Der Urlaub neigte sich nun langsam dem Ende zu. Die Augen des kleinen roten Kätzchens und seiner Mutter hatten sich
durch die tägliche Behandlung zusehends gebessert. Glücklicherweise machten wir Bekanntschaft mit Thomas,
einem jungen Mann aus Bremen der sich zumindest zwei Wochen nach unserer Abreise um die Katzen kümmerte.
Trotz der vielen negativen Erlebnisse lernten wir immer wieder Menschen kennen, die das Leid der Tiere zwar mildern,
dennoch nicht ganz aus der Weit schaffen können. Wir wünschen vor allen Dingen Frau Berger und den Mitarbeitern
der Organisation ANAHI die Kraft und den Erfolg den sie brauchen, um sich für die Belange der Tiere weiterhin einzusetzen.

Zwar gibt es in Deutschland auch noch vieles zu tun, aber angesichts des Tierelends,
das sich in Südeuropa in einer viel größeren Dimension darstellt, erscheinen die Probleme über uns eher gering.
Im Flugzeug konnten wir den Bericht über Frau Berger in der Bild am Sonntag lesen.
Wie gerne hätte ich das ein oder andere Kätzchen mit nach Deutschland genommen.
Mit Wehmut denke ich an diese Tage zurück. „Lebt wohl", ihr Katzen von Gran Canaria, in meinem Herzen
werdet ihr jedenfalls einen Platz inne haben.
Marianne Klingenschmitt


Wer für die Katzen von Gran Canaria etwas spenden möchte, kann dies auf das Konto des Katzenschutzvereins einzahlen. Sparkasse Rhein-Nahe Nr. 151 910 unter dem Kennwort „Katzen von Gran Canaria".
Das Geld wird dann an Frau Berger direkt weitergeleitet.

http://www.katzenschutzverein-bad-kreuznach.de/

daniela petra Offline




Beiträge: 319

05.02.2006 17:17
#2 RE: Katzenschutz Gran Canaria Antworten

das waren ja wirklich Zustände vor 13 Jahren.
Hat sich aber Gott sei Dank grundlegend geändert bis Heute.
Können nur immer wieder sagen, dass es den Katzen hier sehr gut geht, und es sich um sie gekümmert wird. Werden 2mal täglich gefüttert.
Sehen sie ja fast täglich. Haben als wir hier auf die Insel kamen auch gleich Katzenfutter besorgt.Was aber die meisten verweigert haben, die waren schon satt.
Am schlimmsten ist es wenn die Leute den Katzen das übriggebliebene vom Abendessen hinlegen. Bei dem Klima ist es nach kurzer Zeit ungeniessbar und voller Ameisen. Von dem Zeug liegt täglich eine Menge rum.
Aber ein grosses Lob an Marianne Klingenschmitt
Würde sich bestimmt freuen wenn sie wieder mal hier Urlaub machen würde.

[ Editiert von daniela petra am 05.02.06 18:25 ]

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