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zauberin60 ( gelöscht )
Beiträge:

22.02.2006 22:37
RE: Vom Raucher- zum Drogenparadies? Antworten

Vom Raucher- zum Drogenparadies?

Tagelang waren die spanischen Zollfahnder mit ihrem Patrouillenboot «Petrel» auf hoher See im Atlantik unterwegs, bis sie das Fischerboot aus Venezuela mit den schwer bewaffneten Drogenschmugglern an Board aufgespürt hatten. /dpa


Kanarische Inseln - Tagelang waren die spanischen Zollfahnder mit ihrem Patrouille-Schiff "Petrel" auf hoher See im Atlantik gekreuzt. 2800 Kilometer vor den Kanarischen Inseln erschien plötzlich auf ihrem Radaraschirm, wonach sie gesucht hatten: ein Fischerboot aus Venezuela. Im Schutz der Dunkelheit ließen die Beamten ein Motorboot ins Wasser, fuhren auf den Kutter zu und stürmten an Deck.

"Die Beamten setzten ihr Leben aufs Spiel", berichtete der Einsatzleiter später. An Bord des Kutters waren keine Fischer, sondern schwer bewaffnete Drogenschmuggler. Im Laderaum stellten die Fahnder 4,5 Tonnen Kokain sicher. Die Aktion im vorigen Dezember bildete den krönenden Abschluss eines erfolgreichen Jahres. Spaniens Drogenfahnder beschlagnahmten 2005 insgesamt 50 Tonnen Kokain, mehr als je zuvor und mehr als die Kollegen in den anderen EU-Ländern zusammen genommen.

Die Beamten hätten Grund, stolz zu sein, möchte man meinen. Aber die Realität sieht alles andere als rosig aus. Trotz der Fänge der Drogenfahnder wurde das Kokain nicht knapp. Die Produzenten in Lateinamerika steigern die Produktion und die Schmugglerbanden weichen ständig auf neue Routen aus. Kolumbianische Mafias legten Zwischenlager in Westafrika an und bringen das Rauschgift von dort nach Europa. Der Schwarzmarkt in Spanien ist so reichlich versorgt, dass der Preis für eine Linie (knapp ein Viertel Gramm) Kokain nach Angaben der Zeitung "El Pais" auf etwa 13,30 Euro sank.

Seit Jahresbeginn gilt in Spanien ein strenges Anti-Tabak-Gesetz. Damit will das Land den Ruf eines "Raucherparadieses" ablegen. Nun läuft es jedoch Gefahr, zu einem Drogenparadies zu werden. Bis vor wenigen Jahren war Spanien wegen seiner historischen Beziehungen zu Lateinamerika für die Drogenmafias vor allem als Einlasstor nach Europa interessant. Die Spanier waren, wie die Zeitung "El Mundo" mal schrieb, die "Dealer Europas". In letzter Zeit sind sie aber auch zu bedeutenden Abnehmern und Konsumenten geworden. Beim Kokain stieg der Verbrauch in weniger als zehn Jahren um das Vierfache.

Immer jüngere Konsumenten sorgen für Beängstigung in der Bevölkerung. Nach Daten der Madrider Antidrogen-Behörde schnupfen - gemessen an der Bevölkerung - weltweit in keinem Land so viele Bewohner Kokain wie in Spanien. In internationalen Statistiken rangieren Amerikaner und Briten noch vor den Spaniern. "Wir haben uns zu sehr auf den Kampf gegen die großen Banden konzentriert", räumt ein spanischer Drogenfahnder ein. "Um die kleinen Dealer kümmert sich niemand mehr. Dafür fehlt es uns an Polizisten und Richtern." Auch bei Haschisch und Marihuana nimmt Spanien auf Grund seiner Nähe zu Marokko eine Spitzenposition ein. Von den so genannten weichen Drogen werden in Spanien größere Mengen sichergestellt als in aller Welt zusammen genommen. Auch beim Konsum gehören die Spanier - vor allem die jungen Leute - zu den Spitzenreitern. 33 Prozent der 15 - und 16-Jährigen rauchen wenigstens gelegentlich einen Joint.

Die große Mehrheit der Spanier ist der Ansicht, dass Haschisch und Marihuana weniger schädlich sind als Zigaretten oder Schnaps. In Barcelona ist es in Mode gekommen, daheim auf dem Balkon neben Geranien und Rosen auch Cannabis anzupflanzen. Dies ist legal, solange der Anbau für den Eigenbedarf bestimmt ist. In der Stadt bieten mehr als 50 "grow shops" Samen, Dünger und sonstiges Zubehör für Cannabis-Heimgärtner an. /Hubert Kahl/vh

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