Braem, Harald: Die magische Welt der Schamanen und Höhlenmaler 15.-Euro
Der Herr des Feuers. Schamanenroman 8.-Euro
Der König von Tara. Roman aus dem keltischen Irland 8.-Euro
Das Hotel zum schwarzen Prinzen. Phantastische Erzählungen 7,50 Euro
Kanarische Inseln. Archäolog. Sachbuch. Reprint 7,50 Euro
Braem, Harald: Tanausu. König der Guanchen. Roman 14,50 Euro
Kanarische Inseln Auf den Spuren der Guanchen Höhlen. Kultplätze. Felsbilder. Mumien. Sonnenpyramiden.
Prof. Harald Braem betreibt seit 1984 Feldforschung zur Kultur der kanarischen Ureinwohner und veröffentlicht seine Erkenntnisse in Fachartikeln, Sachbüchern, Filmen und Romanen:
1986 Dokumentation der Felsbilder auf La Palma, El Hierro und Gran Canaria
1988 Kanarische Inseln (archäologischer Reiseführer, als Reprint noch über den Autor beziehbar)
1988 Besteigung des Roque Agando, La Gomera, zus. mit den Bergfilmern Rüdiger Steuer, Martin und Lydia Biock
1988 ZDF-Film "Terra X" Die Inseln des Drachenbaums. Magische Plätze auf den Kanaren, div. Übersetzungen, Time-Life-Video, Begleitbuch: H. H. Hillrichs, Terra X – Rätsel alter Weltkulturen. Von den Inseln des Drachenbaums zur Festung der Sturmgötter, Bertelsmann. Der Kojote im Vulkan. Märchen und Mythen von den Kanarischen Inseln. Edition Orient (ISBN 3-922825-44-3)
1988 Tanausu, König der Guanchen. Roman. Span. Übers., Taschenbuchausgabe, span. Puppenspiel. Neuausgabe 2003, Zech Verlag (ISBN 84-933108-0-8)
1988 Das magische Dreieck, dt. u. span. (vergriffen)
1994 Die magische Welt der Schamanen und Höhlenmenschen (vergriffen) Der Vulkanteufel. Roman. Verfilmt als "Der Feuerläufer", PRO 7. Neuauflage des Romans in Vorbereitung (ca. 2005).
1996 45-Min.-Portrait "Der Herr der Zeichen", Utz Kastenholz, SWR 3
1999-2003 Zusammenarbeit mit Thor Heyerdahl auf Teneriffa (Ethno-archäologischer Park PIRAMIDES DE GÜIMAR) seit 2000 Leiter von 14-täg. Kulturreisen Auf den Spuren der Guanchen nach Teneriffa, Gran Canaria, La Palma, La Gomera und El Hierro. Spezialführungen, Vorträge, Lesungen. Nächste Termine: 13. - 27.11.2004, 12. - 26.02.2005. 2001 Wiss. Beratung zum Film "Thor Heyerdahl - Auf den Spuren der Guanchen", Michael Reinhard MDR 2003 Rezension von Petra Vock in info canarias Nr. 663, 2003
Tanausu: Der in der Caldera de Taburiente tanzt
(pv) – Ja, so könnte es gewesen sein. So oder ganz anders. Aber auch wenn die historische Wahrheit für immer rätselhaft bleiben wird, wahr ist diese Geschichte auf jeden Fall. Weil sie vom Tod erzählt und vom Leben, von der Liebe, von Verrat und von der Spiritualität – die gerade jenen völlig fehlt, die gekommen sind, um die anderen zu missionieren. Es geht um La Palma, und wir schreiben das Jahr 1493. Harald Braems Roman "Tanausu - König der Guanchen" bringt dem Leser ungemein spannend und farbenreich die Kultur der Ureinwohner der "Isla Bonita" näher (die damals noch Benahoare hieß) und die Unkultur ihrer spanischen Eroberer, die gekommen sind, um mit Blut zu taufen.
Mit Tanausu ist der Kulturforscher und Schriftsteller Braem einer kanarischen Legende auf der Spur, einer Symbolfigur für Stolz und Freiheitswillen: Tanausu, das ist der König des Reiches Aceró im riesigen Vulkankrater der Caldera de Taburiente. Unsterblichkeit erlang er dadurch, dass er den spanischen Eroberern am längsten Widerstand leistet und sich auch nach seiner Gefangennahme die Freiheit nicht rauben lässt. Wie das geht und wie es den Spaniern trotz der militärischen Uneinnehmbarkeit der Caldera de Taburiente gelang, Tanausu zu besiegen und damit La Palma zu erobern, das liest man am besten selbst nach.
Braem erzählt eine Geschichte und bringt gleichzeitig Geschichte näher. Wer schon längst wissen wollte, was eine Harimaguada war, oder es sich noch nie merken konnte – hier erfährt er es und vergisst es nicht mehr. Wie kam "Los Llanos de Aridane" zu seinem Namen, und worin besteht das Seltsame daran? Der Leser, durch erzählerisches Geschick in den Bann gezogen, lernt den Hintergrund von Namen und Begriffen, die heute noch jedem Kanarenreisenden auf Schritt und Tritt begegnen ("Lady Harimaguada" - so heißt beispielsweise der "Oscar", der beim Filmfestival in Las Palmas alljährlich vergeben wird).
Applaus gebührt diesem Text dafür, dass der Erzähler - trotz eindeutiger Parteinahme für die "Wilden" - nicht vordergründig moralisiert und keine peinliche Kampf- und Heldenideologie vertritt wie etwa Horst Uden mit seinem wesentlich älteren Roman von der Eroberung Teneriffas ("Der König von Taoro"), mit dem man "Tanausu" trotz des ähnlichen Themas zu Unrecht vergleichen würde. Auch die Schwarzweißmalerei hält sich in Grenzen: Neben einem Pater, der La Palma dadurch "hispanisiert", dass er den "spanischen Schuh" und die Inquisition hinbringt, gibt es auch noch einen anderen, der tatsächlich in der Absicht gekommen ist, die Liebe zu predigen, und der die Ureinwohner respektiert. Durch seine Augen und die des jungen spanischen Schreibers Domingo wird dem Leser die Brutalität und der Stumpfsinn der Konquistadoren offenbart.
Und auch in den Reihen der Guanchen gibt es Verräter. Ungeheuer eindringlich ist die Szene beschrieben, als Gazmira der Folter der Inquisition unterzogen wird. Jene Gazmira, die als junges Guanchenmädchen von den Spaniern gefangen und verschleppt wird und später als zerstörte Greisin zurückkehrt und zur Verräterin wird - dadurch Täterin und unendlich bedauernswertes Opfer zugleich.
Zwar muss nicht jeder, der aus verlogenen Motiven in einem verbrecherischen Krieg angegriffen wird, dadurch automatisch eine moralisch überlegene Lichtgestalt sein (das lehrt einen das Zeitgeschehen). Aber in diesem Roman ist die von fern an Kevin Costners Wolfstänze erinnernde Sympathie mit den naturverbundenen Ureinwohnern nachvollziehbar und überzeugend. Dass diese Menschen, die der Natur noch viel mehr ausgeliefert waren als ihre "zivilisierten" Artgenossen in Europa, sich eine tiefere Spiritualität und mehr Seelenadel bewahrt hatten als die sich überlegen wähnenden Eroberer und dass den Guanchen gerade dieser Mangel an Verlogenheit zum Verhängnis wurde, das klingt überaus plausibel.
Überraschend ist das Ende des Textes: "Vacaguare!" (ich will sterben), heißt es da an einer Stelle, und kurz darauf von jemand anderem "Er wird überleben. "Wer oder was stirbt und überlebt, lieber Leser, das sollten Sie selbst herausfinden. Es lohnt sich!"
2004 Portrait "Der Guanchenforscher", Astrid Dermutz, HR
2005 Tanausú – König der Guanchen
Ein historischer Roman von Harald Braem (Buchrezension)
In den Geschichtsbüchern, die sich dem Beginn der Neuzeit widmen, ist diese Episode aus dem Jahr 1492 nur eine Fußnote wert: eine winzige Notiz im Windschatten der "Entdeckung" Amerikas durch Kolumbus. Die Eroberung der kleinen Kanareninsel Benahoare (später von den spanischen Eroberern La Palma genannt) ist das Thema des historischen Romans "Tanausú – König der Guanchen" von Harald Braem, der 2003 vom Zech Verlag auf Teneriffa publiziert wurde.
Historischer Roman von La Palma Harald Braem: Tanausú - König der Guanchen Roman, Zech Verlag, Teneriffa 2003 (3. Aufl.), 288 S., illustriert ISBN 84-933108-0-8 caiman.de 06/2005
Was in vielen historiographischen Werken nur in einem Satz erwähnt wird, war für die Eroberten, das Volk der Guanchen, der Zusammenbruch ihrer Welt und für die Sieger die Entdeckung einer neuen – auch wenn die meisten von ihnen das nicht zu würdigen wussten. Der dramatische Zusammenprall zweier Kulturen, der europäisch-katholischen und der weißafrikanisch-kanarischen, der mit der Einverleibung der herzförmigen Insel La Palma ins spanische Imperium enden sollte, bildet den Hintergrund für die Romanhandlung. Der Autor beginnt seine Erzählung mit einer Rückblende, in der einer der ältesten Guanchenkrieger dem jungen Bencomo, der Hauptfigur des Romans, vom ersten Invasionsversuch der Spanier unter Guillén Peraza berichtet. Damals konnten die Guanchen die spanischen Eindringlinge noch in der Schlucht der Todesängste besiegen. Aber der Alte warnt vor einer möglichen Rückkehr der Konquistadoren und bekanntlich sollte er Recht behalten.
Alonso Fernández de Lugo, der schon Gouverneur der soeben endgültig eroberten Insel Gran Canaria war, gelingt es, die Katholischen Könige Ferdinand und Isabela davon zu überzeugen, dass die Eroberung der restlichen Kanaren La Palma und Teneriffa ein gewinnbringendes Unternehmen sei. Originell ist die Ironie von Harald Braem, der König Ferdinand von Aragón Worte in den Mund legt, mit denen er sich über Kolumbus abfällig äußert, den er als Phantasten bezeichnet, dessen drei Schiffe wohl nie mehr aus dem Nirgendwo zurückkehren würden. Da war La Palma doch ein viel handfesteres Ziel mit kalkulierbarem Risiko.
So erscheinen die Schiffe der Konquistadoren um Alonso de Lugo in der Bucht von Tazacorte und fortan praktiziert der Autor einen geschickten Standortwechsel. Er verbirgt zwar nicht, dass seine Sympathien eindeutig auf der Seite der besiegten Guanchen liegen, aber seine Geschichte gewinnt an Glaubwürdigkeit und Spannung dadurch, dass er sie aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt. Zunächst beschreibt er den unerwarteten Anblick der spanischen Invasionsschiffe aus der Sicht der entsetzten Guanchen, die ahnen, dass dies das Ende ihrer kleinen freien Welt ist. Danach schildert er die ersten Eindrücke der Spanier von der exotischen Insel. Neben dem Anführer De Lugo baut er dabei die ihn begleitenden Missionare zu weiteren Hauptfiguren auf spanischer Seite auf. Dem fanatischen, von Inquisitionseifer und Kreuzzugsmentalität getriebenen Pater Innozenz stellt der Autor den idealistischen Pater Ángel und den unschuldigen jungen Mönch Domingo gegenüber. Domingo spürt immer stärkere Abscheu vor der Gewalt und zunehmenden Brutalität, mit der seine Spanier zum Beispiel nach der Schlacht bei den Mondbergen im Süden der Insel gegen die Besiegten vorgehen. Seine Zweifel machen ihn zum Gewissen der Konquistadoren, obwohl er kaum wagt, seine Verurteilung offen zu äußern - er vertraut sie nur seinem Tagebuch an. Der junge Mönch ist hin und her gerissen zwischen der Angst vor dem Unbekannten und der zaghafter Faszination für das rätselhaft Neue. Symbolisch wird dies angedeutet, als er widerstrebend eine Tonfigur der Erdgöttin Tara behält, obwohl dies als Ketzertum gilt.
Überhaupt gelingt es dem Autor Harald Braem, seine fundierten Kenntnisse über die Mythologie, Religion und Sitten der Ureinwohner von La Palma in die Handlung einzuflechten und diese Informationen spannend verpackt dem Leser zu vermitteln. So erfährt man nicht nur etwas über die Erdgöttin Tara, sondern auch über den Dämon aus dem Vulkankrater (Guayote), vor dem die Guanchen angstvoll erzittern, über die klosterähnlich lebenden Heilfrauen (Harimaguadas) und die zentrale kultische Bedeutung der inmitten des Riesenkraters aufragenden phallischen Felsnadel des Roque de Idafe, der von den Guanchen als Stütze des Himmels verehrt wurde und auch heute noch ein geheimnisvoller Ort ist. Zu den absoluten Höhepunkten des Romans gehört für mich die Beschreibung des Initiationsritus, an dem Mazo, der halbwüchsige Bruder von Bencomo, teilnimmt. Es ist eine Mutprobe, die ihn zum Krieger machen soll. Dabei werden die Gefühle Mazos, seine Grenzerfahrungen und die Todesangst während der lebensgefährlichen Bewährung mit fast mystischer Intensität beschrieben.
Wenn man die Protagonisten auf der Seite der Guanchen betrachtet, so ist es anfangs etwas irritierend für den Leser, dass der titelgebende Guanchenkönig Tanausú gar nicht die eigentliche Hauptfigur des Romans ist. Er spielt zunächst lediglich eine Nebenrolle, bevor er im letzten Drittel der Erzählung in den Mittelpunkt rückt, als er die Führerschaft der Guanchen im Zuge ihres letzten Aufbäumens gegen die spanischen Invasoren an sich reißt. Und als er schließlich nach der entscheidenden Niederlage (deren Schauplatz die Schlacht der Todesängste war) am Ende als Sklave an den Mast des Schiffes gekettet von Lugo gen Cádiz segelt, verkörpert er das ganze tragische Schicksal des Guanchenvolkes.
Harald Braem ist mit "Tanausú" ein höchst empfehlenswerter historischer Roman gelungen. Wenn man ihm eines vorwerfen kann, dann vielleicht, dass er die Geschichte an einer besonders interessanten Stelle abrupt abbricht. Nämlich in dem Moment, als der Guanchenkrieger Bencomo, der als einer der wenigen den spanischen Sklavenjägern entkommen kann, den jungen spanischen Mönch bewusstlos neben dem Schlachtfeld findet. Wie diese Begegnung nun weiter geht, hätte man als Leser schon gerne gewusst. Aber das wäre wohl schon eine neue Geschichte.
Text: Berthold Volberg
2006 Teneriffa-Spezialreise Auf den Spuren der Ureinwohner 04.02. – 18.02.2006
Bis ins Mittelalter lebten die Guanchen im Zustand der Jungsteinzeit. Ihre Höhlen, Funde und Sonnenpyramiden besuchen Sie auf den Touren. Dazu hochinteressante Abendvorträge unter der Gesamtleitung von Prof. Harald Braem.
Ich gebe zu, es ist ungewöhnlich eine Buchbesprechung zu veröffentlichen, und die Bücher nicht zu kennen. Bin halt eigennützig, und möchte wissen, ob jemand eines oder mehrere der Bücher gelesen hat, und es weiterempfiehlt, bevor ich blind kaufe.
Danke!
zauberin60
(
gelöscht
)
Beiträge:
02.05.2006 01:46
#3 RE: Buchtipps- nein, ich kriege keine Provision
Spanien: Tanausú – König der Guanchen Ein historischer Roman von Harald Braem (Buchrezension)
In den Geschichtsbüchern, die sich dem Beginn der Neuzeit widmen, ist diese Episode aus dem Jahr 1492 nur eine Fußnote wert: eine winzige Notiz im Windschatten der "Entdeckung" Amerikas durch Kolumbus. Die Eroberung der kleinen Kanareninsel Benahoare (später von den spanischen Eroberern La Palma genannt) ist das Thema des historischen Romans "Tanausú – König der Guanchen" von Harald Braem, der 2003 vom Zech Verlag auf Teneriffa publiziert wurde.
Historischer Roman von La Palma Harald Braem: Tanausú - König der Guanchen Roman, Zech Verlag, Teneriffa 2003 (3. Aufl.), 288 S., illustriert ISBN 84-933108-0-8
Was in vielen historiographischen Werken nur in einem Satz erwähnt wird, war für die Eroberten, das Volk der Guanchen, der Zusammenbruch ihrer Welt und für die Sieger die Entdeckung einer neuen – auch wenn die meisten von ihnen das nicht zu würdigen wussten. Der dramatische Zusammenprall zweier Kulturen, der europäisch-katholischen und der weißafrikanisch-kanarischen, der mit der Einverleibung der herzförmigen Insel La Palma ins spanische Imperium enden sollte, bildet den Hintergrund für die Romanhandlung. Der Autor beginnt seine Erzählung mit einer Rückblende, in der einer der ältesten Guanchenkrieger dem jungen Bencomo, der Hauptfigur des Romans, vom ersten Invasionsversuch der Spanier unter Guillén Peraza berichtet. Damals konnten die Guanchen die spanischen Eindringlinge noch in der Schlucht der Todesängste besiegen. Aber der Alte warnt vor einer möglichen Rückkehr der Konquistadoren und bekanntlich sollte er Recht behalten.
Alonso Fernández de Lugo, der schon Gouverneur der soeben endgültig eroberten Insel Gran Canaria war, gelingt es, die Katholischen Könige Ferdinand und Isabela davon zu überzeugen, dass die Eroberung der restlichen Kanaren La Palma und Teneriffa ein gewinnbringendes Unternehmen sei. Originell ist die Ironie von Harald Braem, der König Ferdinand von Aragón Worte in den Mund legt, mit denen er sich über Kolumbus abfällig äußert, den er als Phantasten bezeichnet, dessen drei Schiffe wohl nie mehr aus dem Nirgendwo zurückkehren würden. Da war La Palma doch ein viel handfesteres Ziel mit kalkulierbarem Risiko.
So erscheinen die Schiffe der Konquistadoren um Alonso de Lugo in der Bucht von Tazacorte und fortan praktiziert der Autor einen geschickten Standortwechsel. Er verbirgt zwar nicht, dass seine Sympathien eindeutig auf der Seite der besiegten Guanchen liegen, aber seine Geschichte gewinnt an Glaubwürdigkeit und Spannung dadurch, dass er sie aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt. Zunächst beschreibt er den unerwarteten Anblick der spanischen Invasionsschiffe aus der Sicht der entsetzten Guanchen, die ahnen, dass dies das Ende ihrer kleinen freien Welt ist. Danach schildert er die ersten Eindrücke der Spanier von der exotischen Insel. Neben dem Anführer De Lugo baut er dabei die ihn begleitenden Missionare zu weiteren Hauptfiguren auf spanischer Seite auf. Dem fanatischen, von Inquisitionseifer und Kreuzzugsmentalität getriebenen Pater Innozenz stellt der Autor den idealistischen Pater Ángel und den unschuldigen jungen Mönch Domingo gegenüber. Domingo spürt immer stärkere Abscheu vor der Gewalt und zunehmenden Brutalität, mit der seine Spanier zum Beispiel nach der Schlacht bei den Mondbergen im Süden der Insel gegen die Besiegten vorgehen. Seine Zweifel machen ihn zum Gewissen der Konquistadoren, obwohl er kaum wagt, seine Verurteilung offen zu äußern - er vertraut sie nur seinem Tagebuch an. Der junge Mönch ist hin und her gerissen zwischen der Angst vor dem Unbekannten und der zaghafter Faszination für das rätselhaft Neue. Symbolisch wird dies angedeutet, als er widerstrebend eine Tonfigur der Erdgöttin Tara behält, obwohl dies als Ketzertum gilt.
Überhaupt gelingt es dem Autor Harald Braem, seine fundierten Kenntnisse über die Mythologie, Religion und Sitten der Ureinwohner von La Palma in die Handlung einzuflechten und diese Informationen spannend verpackt dem Leser zu vermitteln. So erfährt man nicht nur etwas über die Erdgöttin Tara, sondern auch über den Dämon aus dem Vulkankrater (Guayote), vor dem die Guanchen angstvoll erzittern, über die klosterähnlich lebenden Heilfrauen (Harimaguadas) und die zentrale kultische Bedeutung der inmitten des Riesenkraters aufragenden phallischen Felsnadel des Roque de Idafe, der von den Guanchen als Stütze des Himmels verehrt wurde und auch heute noch ein geheimnisvoller Ort ist. Zu den absoluten Höhepunkten des Romans gehört für mich die Beschreibung des Initiationsritus, an dem Mazo, der halbwüchsige Bruder von Bencomo, teilnimmt. Es ist eine Mutprobe, die ihn zum Krieger machen soll. Dabei werden die Gefühle Mazos, seine Grenzerfahrungen und die Todesangst während der lebensgefährlichen Bewährung mit fast mystischer Intensität beschrieben.
Wenn man die Protagonisten auf der Seite der Guanchen betrachtet, so ist es anfangs etwas irritierend für den Leser, dass der titelgebende Guanchenkönig Tanausú gar nicht die eigentliche Hauptfigur des Romans ist. Er spielt zunächst lediglich eine Nebenrolle, bevor er im letzten Drittel der Erzählung in den Mittelpunkt rückt, als er die Führerschaft der Guanchen im Zuge ihres letzten Aufbäumens gegen die spanischen Invasoren an sich reißt. Und als er schließlich nach der entscheidenden Niederlage (deren Schauplatz die Schlacht der Todesängste war) am Ende als Sklave an den Mast des Schiffes gekettet von Lugo gen Cádiz segelt, verkörpert er das ganze tragische Schicksal des Guanchenvolkes.
Harald Braem ist mit "Tanausú" ein höchst empfehlenswerter historischer Roman gelungen. Wenn man ihm eines vorwerfen kann, dann vielleicht, dass er die Geschichte an einer besonders interessanten Stelle abrupt abbricht. Nämlich in dem Moment, als der Guanchenkrieger Bencomo, der als einer der wenigen den spanischen Sklavenjägern entkommen kann, den jungen spanischen Mönch bewusstlos neben dem Schlachtfeld findet. Wie diese Begegnung nun weiter geht, hätte man als Leser schon gerne gewusst. Aber das wäre wohl schon eine neue Geschichte.
*schmunzel* Zu Harald Braem, den ich persönlich kenne und der meine Kritik an seinen Werken sehr gut kennt und sie auch akzeptiert, habe ich so meine eigenen Ansichten.
Mehr darüber später, hab jetzt leider nicht genügend Zeit ...