Der Schlag geht reihum: Hauptsächlich kritisiert man die wilde Bebauung der Mittelmeerküste; man spricht von fast 1,5 Millionen neuer Wohnungen und Appartements, die dort gebaut werden sollen - sowie von 303 neuen Golfplätzen. Wer da wohnen und Golf spielen soll, das habe ich mich immer schon gefragt, aber es muß wohl derart viel Schwarzgeld im Spiel sein, daß niemand nach der Rentabilität fragt, Hauptsache das Geld ist untergebracht. Aber auch die Kanaren bekommen reichlich ihr Fett weg.
Die Kampagne nennt sich: „Destrucción a toda costa“, was eine Doppeldeutigkeit enthält: „a toda costa“ bedeutet so viel wie „um jeden Preis“ aber eben auch „an der ganzen Küste“. Greenpeace sieht es als einen fatalen Fehler an, um jeden Preis mehr Gäste auf die Kanaren zu locken und dafür ein Angebot an Freizeitindustrie zu erstellen, das nicht nur ökologisch katastrophal ist, sondern auch ökonomisch. Durch das stetig wachsende Überangebot entsteht eine Preisspirale nach unten: Die Hotelbetriebe müssen die Preise senken, um weiter die gleichen Gä-stezahlen zu erwirken. Dazu müssen die Betreiber sparen, und das macht man überall in Hochlohnländern einfach so, daß man weniger Personal nimmt - oder billigeres. Zusätzlich versucht man durch Pakete, sei es Halbpension, Vollpension oder „All inclusive“, die Gäste an die Anlagen zu binden, um das Urlaubsbudget der Gäste nicht an weitere Anbieter zu verlieren. Das wiederum hat zur Folge, daß lokale Anbieter rund um den Tourismus - wie Restaurants, Autovermietungen, Läden - trotz gleichbleibender Gästezahlen deutlich weniger Umsatz machen.
Die Zahl der Gäste im konventionellen Tourismus wird in den kommenden 15 Jahren nicht mehr ansteigen; man kann nur noch versuchen, anderen Regionen die Besucher abspenstig zu machen. Das geschieht im allerbesten Fall durch konsequente Serviceverbesserung - in fast allen Fällen aber über die Preise. Da haben die Kanaren aber nur noch wenig Luft nach unten, und jede Menge anderer Ziele in Billiglohnländern warten nur darauf Gäste von uns zu bekommen.
Schön, daß ich mal eine renommierte Organisation zitieren darf, die die Entwicklung auf dem touristischen Zukunftsmarkt ähnlich sieht wie ich. Auf Inseln wie Fuerteventura und Lanzarote muß man natürlich einsehen, daß das Haupteinkommen aus dem Tourismus kommt und andere Maßstäbe gelten müssen, als es etwa für La Palma sinnvoll ist. Aber die Abhängigkeit von den wenigen großen Reiseveranstaltern ist grausam gefährlich. Bei einem Überangebot - und das gibt es auf allen Kanareninseln - sind die Hotelbetreiber gezwungen, das Preisdiktat oder „All inclusive“ mitzumachen, sonst schickt man weniger Gäste.
Es besteht keinerlei Bedarf für weitere touristische Ziele auf dieser Angebotsschiene; die gibt es wie Golfplätze an der Mittelmeerküste - und vor allem viel billigere und sogar solche mit Stränden und immer gutem Wetter. Uns auf diese Konkurrenz einzulassen, ist gefährlich und kann nicht aufgehen. Schlimm wären weitere Hotels und Golfplätze für diese Inseln; katastrophal wäre es, wenn diese Hotels und Golfplätze dann leer stünden und wir diese für einen Apfel und ein Glas Mojo verscherbeln müßten. Aber wer weiß, wofür das alles gut ist, vielleicht kann man dann in den Hotels ja die afrikanischen Flüchtlinge unterbringen, und die können dann zur Erbauung Golf spielen, bis sie über Madrid wieder dahin geflogen werden wo sie herkommen. Es geht doch schließlich nur um möglichst viele Gäste, ob diese auch Geld auf der Insel lassen, danach hat in jüngster Zeit kaum einer gefragt.
Diese Schelte erscheint mir nicht unberechtigt. Ich war lange nicht mehr auf den Kanaren (zu lange!) – aber die Berichte, die ich gesehen habe und was ich von Urlaubern, die die Inseln auch schon lange kennen, so gehört habe... das erschreckt mich schon.
Es wäre – besonders was Gran Canaria angeht – ein schlimmer und nicht gut zu machender Fehler weitere Flächen für den Tourismus zu erschließen. Mehr Touristen, wenn ich den Berichten und Erzählungen glauben schenken darf, verträgt die Insel einfach nicht.
Gran Canaria – und vielleicht die Kanaren generell – hat/haben alles was man sich als Urlauber nur wünschen kann. Statt noch mehr aus dem Boden zu stampfen, sei es nun Hotels oder Freizeitanlagen, sollten die bereits über Jahre renommierten Betriebe darüber nachdenken, das WAS (also ihr Angebot) WIE an den Gast zu bringen ist – und zwar im Einklang mit dem Boden den sie nutzen und den Menschen die dort leben.
Natürlich muss man auf den wechselnden Touristik-Markt reagieren. Aber man muss nicht gleich den ersten Zug nehmen. Schauen – auswerten – reagieren... oder auch einfach feststellen „Nein – passt nicht!“ Glaube nicht, dass es die Kanaren nötig haben, um Urlauber zu buhlen, oder?
Jeder freut sich günstig Urlaub machen zu können. Keine Frage. Aber wohin hat einen diese All-Inklusive-Idee gebracht? Das beste Beispiel dafür war die ZDF-Reportage am Sonntag. Die Leute scheinen das Gefühl für den Wert verloren zu haben. Jeden Tag frische Handtücher im Bad, jeden 2. Tag frische Bettwäsche... und abends dann bitte Paella mit Langustenschwänzen... ??? Brauch die Insel wirklich noch mehr davon?
NEIN die insel braucht das wahrscheinlich nicht!!!
aber anscheinend gibt es noch zu viele investoren! mit zuviel kohle!!
aber was solls!! lass sie doch bauen!! kannst es sowieso nicht verhindern!! wenn das nicht mehr touristisch zu vermieten ist!?,IST doch SUPER!! gibts endlich wieder mehr wohnraum fuer die stetig zunehmende auswandererzahl!!
was die dann alle hier wollen?!! FRAG ich mich manchmal allerdings auch!!