Vorbildliche Initiative auf La Palma: Adlerchen-Hügelchen
Morro de Aguililla“ heißt das hier, und genau darunter wohnen wir. Als Postadresse nicht gerade tauglich, es sei denn, man erwischt einen etwas ergrauten Briefträger, der sich mit solch alten Toponymen noch auskennt. Früher hatte jeder auch noch so kleine Landstrich, Hügel, Abhang oder Felsen seinen eigenen Namen; das brauchte man im Landleben um sich genauestens austauschen zu können, sonst konnten die Schäfer ihre Ziegen nicht wiederfinden - oder die noch nicht Verlobten sich abends nicht konkret treffen.
Auch Eigentumsgrenzen wurden früher so bestimmt, und noch heute tauchen in manchen uralten Escrituras Namen auf, die heute keiner mehr kennt; sie bezeichnen die genaue Lage des Grundstücks anhand dieser meist nur lokal verwendeten Toponyme. Heute beschreibt man weitläufiger: Die Mehrheit der Bevölkerung arbeitet nicht mehr in der Landwirtschaft oder als Schäfer, und so geht das lokale Wissen um diese Ortsbezeichnung langsam verloren.
Wir Hobby-Nostalgiker haben aber einen Leithirschen, der sich um das Bewahren solchen Wissens bemüht, das für manchen sicher als unnötig gilt. Jorge Pais heißt der wackere Namenssammler und ist eigentlich der Chef-Archäologe der Insel. Er will nun, daß man nicht erst archäologisch an die Geschichte mit den Ortsbezeichnungen geht: Noch gibt es genügend alte Leute, die diese Bezeichnungen noch kennen. Eine Karte im Monstermaßstab von 1:5000 soll entstehen, in der man alle alten Ortsbezeichnungen festhalten will. Jorge Pais ruft nun die alten Damen und Herren der Insel dazu auf, sich an dieser Aktion zu beteiligen. Am meisten verspricht er sich natürlich von den Schäfern und Minenarbeitern, die früher in und um die Caldera die Wasserstollen in die Berge getrieben haben. Oft fangen dann aber die alten Leute an zu zanken: Jeder will es besser wissen ob das nun der „Risco de Juliana“ war oder der Abhang des Juliano.
Große Hilfe können auch einige Wanderorganisationen und Nachbarschaftsvereinigungen bieten. So hat die Vereinigung für „Salto de Pastor Jurria Garehagua“ aus El Paso von sich aus bereits Pläne mit den Ortsbezeichnungen rund um den Bejenado und Birigoyo erstellt. Die Namen der Hügelchen und Felsen sind natürlich sehr lokal, und viele wiederholen sich häufig, nimmt man die Insel als Ganzes. Oft sind auch Eigennamen in die Toponyme eingebunden, es gibt sogar eine „cuesta de Matías“ sowie ein „hoyo de Matías“ in El Paso, aber weder für den Abhang noch für die Grube kann ich etwas.
Darüber hinaus tauchen viele Bezeichnungen auf, die kein Mensch kennt oder deuten kann. Oft sind es Bezeichnungen der Ureinwohner, auf spanisch zurechtgedeutet, die dann zwar einen Klang und einen Ort haben, aber keinen Sinn ergeben. Jorge Pais geht es aber weniger darum zu erfahren, warum denn nun ein Ort so heißt, wie er heißt (wenn man es weiß, umso besser), sondern er möchte verhindern, daß im Laufe der Zeit mit den alten Leuten auch das Wissen über die alten Bezeichnungen verloren geht. Für manche absolut unnützes Wissen und sicher haben wir andere Probleme, aber es handelt sich dabei auch um ein Stück historisches Erbe, und damit muß man äusserst pfleglich umgehen. Wer übrigens weiß eigentlich noch, wo Trizonesien liegt?