Richter verurteilen Betrüger aus Troisdorf zu neun Jahren Haft und Sicherungsverwahrung
Von Sascha Stienen
Troisdorf. Die Urlauber träumten von einem geruhsamen Lebensabend an der Costa Blanca, doch ihr Glück wurde von einem gerissenen Betrüger zerstört. Als Rechtsanwalt "Dr. Ventana" hat Klaus-Dieter S. Menschen um ihre Ersparnisse gebracht, einigen sogar ihre Existenzgrundlage geraubt.
Zu dieser Auffassung kam nach einem Mammutprozess nun die Bonner Wirtschaftsstrafkammer. Die Richter verurteilten den 55-Jährigen aus Troisdorf zu einer Haftstrafe von neun Jahren und ordneten Sicherungsverwahrung an. Zudem wurden 150 000 Euro aus seinem Besitz für verfallen erklärt.
Im Dezember 2004 hatte der Prozess gegen Klaus-Dieter S. begonnen. Die Taten des gelernten Tanzlehrers beschäftigten die Wirtschaftsstrafkammer ganze 121 Verhandlungstage. Am Ende standen mehr als 3 000 Seiten Protokoll, 500 Beweisanträge und einige "verschlissene" Verteidiger zu Buche. Allein das Urteil umfasste mehr als 100 Seiten, die Urteilsbegründung dauerte einige Stunden. Kammervorsitzender Hinrich de Vries musste immer wieder zum Wasserglas greifen.
Die Richter verurteilten Klaus-Dieter S. wegen vielfachen Betruges, wegen Untreue und Anstiftung zur Untreue, wegen Unterschlagung, Diebstahl und versuchter Erpressung. Der Schaden geht in die Millionen. Seit Ende der neunziger Jahre hatte sich S. als "Dr. Ventana" an der Costa Blanca das Vertrauen von deutschen, belgischen und schweizer Anlegern erschlichen.
Mittels eigens gegründeter Scheinfirmen und geschickter Urkundenfälschung nahm der Rechtsberater das Geld seiner Opfer für Grundstücke oder Häuser, ohne jedoch jemals eine Gegenleistung dafür zu erbringen. Durch geschickte Manipulationen erreichte er es sogar, dass die Betrogenen später gegeneinander Ansprüche geltend machten.
Besonders krass war der Fall eines deutschen Ehepaars, das im Frühjahr 2001 ein 15 000 Quadratmeter großes Grundstück mit Finca über "Dr. Ventana" von einer Scheinfirma erwerben wollte. Der Rechtsanwalt schloss mit den Anlegern einen Kaufoptionsvertrag, in dem vereinbart wurde, auf den Gesamtpreis von 240 000 Mark bis Anfang Juli 116 000 Mark anzuzahlen.
Das fehlende Geld werde über einen Kredit finanziert, den die Firma über eine Bank organisiere. Im Mai ließ "Ventana" das Paar mit dem sechs Monate alten Sohn in die Finca. Die Familie baute um, richtete sich ein - und erhielt einen Brief von der Firma, die Option und das Geld seien wegen Zahlungsverzuges verfallen. Ventana sprach ein Hausverbot aus, verschloss die Finca samt Hausrat, ließ dort Mitarbeiter einziehen und zwei große Wachhunde patroullieren. Auch einen schweizer Bauunternehmer und seine Partnerin brachte der falsche Anwalt um ihre Ersparnisse.
Die beiden kauften im Sommer 1999 für 84 000 Mark ein 10 000 Quadratmeter großes Grundstück und begannen im Juni 2000 mit dem Rohbau für eine Finca. Um angeblich fehlende Unterlagen zu beschaffen, ließ sich "Dr. Ventana" Blanko-Unterschriften von den Schweizern geben, fälschte Urkunden und ließ seinen Stiefsohn als neuen Eigentümer im Grundbuch eintragen.
Die Schweizer wurden ausgesperrt, der Betrüger riss sich die Finca unter den Nagel und bot sie ab September 2001 zum Verkauf an. Der Prozess gegen Klaus-Dieter S. ist abgeschlossen, das Verfahren gegen seine Tochter und einen Komplizen beschäftigt die Justiz weiter. Nach der flüchtigen Ehefrau und dem Stiefsohn wird gefahndet.
Quelle: Generalanzeiger Bonn
Ich weiß, von uns würde das keinem passieren, wollte euch den Hammer aber nicht vorenthalten. Da hatten die Kläger noch Glück, das in Deutschland verhandelt wurde, so konnte wenigstens etwas Geld noch eingefroren werden.