26. September 2006 Die Absetzung der Mozart-Oper „Idomeneo“ in Berlin aus Sorge vor islamistischen Protesten ist insbesondere bei Unionspolitikern auf scharfe Kritik gestoßen. Innenminister Schäuble bezeichnete diesen Schritt als „lächerlich und inakzeptabel“.
Auch der Regisseur der Mozart-Oper „Idomeneo“, Hans Neuenfels, kann die Entscheidung nicht nachvollziehen. Die Deutsche Oper hatte am Montag bekanntgegeben, daß sie die für den 5. November geplante Wiederaufnahme von „Idomeneo“ aus dem Spielplan genommen habe. Zur Begründung führte Intendantin Kirsten Harms an, bei den Berliner Sicherheitsbehörden seien „nach deren Einschätzung durchaus ernstzunehmende Hinweise“ eingegangen, daß Szenen der Inszenierung, die sich auch mit dem Islam auseinander setzten, derzeit ein unkalkulierbares Risiko für das Haus darstellten. Um eine Gefährdung ihres Publikums und ihrer Mitarbeiter auszuschließen, habe sich die Intendanz entschlossen, von der Wiederaufnahme der Oper abzusehen.
Umstrittene Szene
Der für einen Hang zur Provokation bekannte Regisseur Neuenfels läßt in der Inszenierung König Idomeneo die abgeschlagenen Köpfe von Poseidon, Jesus, Buddha und Mohammed präsentieren. Diese Szene hatte bereits bei der Premiere im Dezember 2003 heftige Proteste des Publikums ausgelöst.
Schäuble kritisierte die Absetzung in Washington mit den Worten: „Das ist verrückt.“ Ein solcher Schritt sei lächerlich und inakzeptabel. Schäuble, der an diesem Mittwoch Muslime zur ersten Islam-Konferenz nach Berlin empfangen wird, wurde von der Nachricht über die Absetzung der Oper während seines Besuches in den Vereinigten Staaten überrascht.
Regisseur Neuenfels äußerte gegenüber der „Berliner Morgenpost“ zwar Verständnis für die Bedenken der Intendantin, sagte aber zugleich, daß man sich nicht einschüchtern lassen dürfe. „Dann hätte man erst recht spielen und den Vorgang thematisieren und diskursiv einbetten sollen. Dafür ist in unserem Kulturverständnis das Theater da.“
„Nackte Angst vor Gewalt“
Der Chef der CSU-Landesgruppe im Bundestag. Peter Ramsauer, kritisierte die Absetzung als „ungeheuerlich“. Einen solchen Vorgang habe es in Deutschland noch nicht gegeben. Die Entscheidung zeuge nicht von Respekt vor der Religion, sondern von „nackter Angst vor Gewalt“. Damit mache man sich erpreßbar.
Kulturstaatsminister Bernd Neumann erinnerte an die Freiheit des Wortes und der Kunst. „Wenn die Sorge vor möglichen Protesten schon zur Selbstzensur führt, dann gerät die demokratische Kultur der freien Rede in Gefahr.“
Der kultur- und medienpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Wolfgang Börnsen, erklärte, die Entscheidung komme „einem Kniefall vor Terroristen“ gleich. Die Szene der Radikalen werde dadurch geradezu ermutigt, weiter vermehrt Druck auf die abendländische Kultur und das Christentum auszuüben.
Muslimische Spitzenvertreter bewerteten die Entscheidung unterschiedlich. Der Vorsitzende des Islamrats, Ali Kizilkaya, sagte der „Netzeitung“, die Absetzung sei richtig, da in einer Szene die religiösen Gefühle von Muslimen verletzt würden. „Eine Oper oder eine Karikatur - das macht keinen großen Unterschied.“
Der Bundesvorsitzende der Türkischen Gemeinde, Kenan Kolat, erklärte, er könne zwar nachvollziehen, daß ein abgeschlagener Kopf des Propheten die Gefühle frommer Muslime verletzen könnte. Er empfehle aber allen Muslimen, bestimmte Sachen zu akzeptieren. „Kunst muß frei sein.“ Er wolle mit Intendantin Harms sprechen und sie zur Aufführung ermutigen. Sollte sich der Anlaß bieten, werde er den Fall bei der Islam-Konferenz thematisieren.
müssen"wir" denn wirklich vor allen anderen, insbesondere "islamisten" kuschen. das kann doch alles nicht wahr sein. mal abgesehen davon, ich frage mich wer solche vorstellungen besucht jürgen