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Dieses Thema hat 14 Antworten
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 Auswandern nach Gran Canaria - Umzug nach Gran Canaria
Franco77 Offline




Beiträge: 1.471

21.10.2006 02:59
RE: Lest das mal porfa ! Antworten

Hallo Leute,
ich muß hier leider allzu oft einen verächtlichen Tonfall ggü. Neuankömmlingen oder Auswanderungswilligen feststellen.

Manchmal, aber NUR MANCHMAL gebe ich denen auch selbst eins auffe Mütze - aber wirklich nur, wenn ich es für angebracht halte.

Wie auch immer, ich hatte zu diesem Thema vor Jahren mal einen Artikel im damals auf Lanzarote erschienenen, leider nicht mehr existenten KAKTUS-Magazin geschrieben.

Einige "alte Knochen" werden den Artikel kennen, viele aber nicht.

Lest einfach mal ...

Der Resident, das sozial unverträgliche Wesen ?

Als einer, der seit vielen Jahren den verschiedensten Menschen beim Fussfassen und der Domizilsuche auf den Kanaren behilflich ist, interessiert man sich natürlich sehr dafür, wie die Herrschaften Residenten denn so leben, wie sie denken und wie sie handeln.
Auch fragt man sich, wie weit es denn mit der Integration her ist, ganz besonders jetzt, wo die Rahmenbedingungen dafür durch eine gemeinsame Währung, den Wegfall der Residencia und das kommunale Wahlrecht optimal sein sollten.

Viele, vor allem jüngere reihen sich problemlos ein, nehmen am kanarischen Gesellschafts- und Kulturleben teil, ein sehr grosser Teil der deutschen Inselbewohner jedoch hat zwar wohl einige eineimische Bekannte, echte Canario-Freunde aber kaum oder gar nicht. Man bleibt lieber unter sich.
Obwohl bei zahlreichen Residenten nach wie vor eine erschreckendes Desinteresse an der span. Sprache zu beobachten ist, darf bezweifelt werden, ob die Sprachbarriere allein der Grund dafür ist. Eher scheint es ein gewisser Dünkel und deutsche Vereinsmeierei zu sein. Sehr schade eigentlich, denn durch diese Distinguiertheit beraubt man sich zweifellos erheblicher Lebensqualität und Bereicherung in der Wahlheimat.
Apropos Wahl: Anlässlich der bevorstehenden Kanarischen Atonomiewahlen läge es doch sehr im Interesse des deutschen Residenten, etwas über Partei-Programme und vor allem über das Geleistete in der letzten Legislaturperiode zu wissen. Letzteres funktioniert jedoch nur, wenn man sich über längere Zeit hinweg in der einheimischen Lokalpresse oder TV schlau macht und das bedingt nun mal Sprachkenntnisse. Eine fundierte Meinungsbildung nur über Kleinanzeigen der Parteien in der deutschsprachigen Inselpresse oder Slogans auf Wahlplakate ist schlichtweg unmöglich.

Arroganz, Überheblichkeit und schlechtes Benehmen deutscher Isleros gegenüber den Canarios ist ein Dauerthema und wird es wohl noch lange bleiben. Zum Glück sind diese Zeitgenossen jedoch in der Minderheit. Andererseits sollte ein jeder sein Verhalten täglich prüfen, denn wenn ich in einem Gespräch - vielleicht sogar ohne böse Absicht und ohne es zu wollen - permanent "En Alemania ist das so und so" von mir gebe, muss ich mich nicht wundern, wenn mein Gegenüber mich spätestens beim dritten Mal freundlich schulterklopfend unterbricht und mir zu verstehen gibt, dass ich dann doch da bleiben solle, wo ich herkomme.

Soweit zum Thema Residentes-Canarios.
Interessante Beobachtungen macht man aber auch, wenn man sich mal ansieht wie einige Residenten untereinander umgehen.
Dieses Abkapseln in deutsche Kolonien, die Reduzierung des Freundes- und Bekanntenkreises bzw. des Umfeldes nur auf Landsleute hat leider häufig den Effekt, dass dieses Leben im nach aussen begrenzten Biotop quasi unter der Käseglocke die verrücktesten Blüten treibt - keine physische Inzucht, aber eben doch irgendwo eine Geistige!
Die limitierte Anzahl sozialer Kontakte, die immer gleichen Gesprächsthemen und Gesprächspartner und das Fehlen frischen Windes von aussen enden nicht selten in tödlicher Langeweile gepaart mit latenten Aggressionen und Neidgefühlen, die dann leider oftmals in allerlei Klatsch, Intrigen und manchmal sogar offene, längerfristige Feindschaften münden und ein Ventil suchen.

Die im KAKTUS vor ca. 2 Jahren veröffentlichte Geschichte*** über den Kleinkrieg zweier deutscher Familien auf Lanzarote ist leider kein Einzelfall. Auch auf anderen Inseln ist es offenbar zum Volkssport einiger Residenten geworden, seinen "Nächsten" - also vor allem den liebgewordenen Landsmann - nach Kräften zu piesaken und zu befehden. Es beginnt und bleibt oft ganz harmlos, in manchen Fällen sind daraus allerdings auch jahrelange und sehr ernste Auseinandersetzungen mutiert, in die ganze Residenten-Gruppen verwickelt waren und wo es auch schon Todesfälle gab.

Schlimm und peinlich genug, dass deutsche Insulaner einander gegenseitig immer wieder mit hirnrissigen und für zivilisierte Menschen völlig überflüssigen Anzeigen überziehen. Es geht um zu lautes Hundegebell, falsch abgestellte Fahrzeuge oder den berühmten Ast der ins Nachbargrundstück hineinragt.
Gartenzwergmentalität pur!
Die Zivilgerichtskammern der Verwaltungsbezirke Arona (Tenerife), Los Llanos de Aridane (La Palma) oder San Bartolomé (GC) können ein Lied davon singen. Teilweise blockieren die Eingaben der Residenten die - ohnehin nicht gerade zügige - Arbeit der Justiz auf Jahre hinaus und verhindern somit, dass in wesentlich wichtigeren und eiligeren Fällen Recht gesprochen wird. Der Prozentsatz der anhängigen Zivilklagen von Ausländern steht in eklatantem Gegensatz zur Bevölkerungsstruktur, also stimmt doch da irgendwas nicht!
Anders gesagt: bevor ein Canario zum Juzgado rennt und eine denunzia (normale Anzeige) oder gar eine querella (Strafanzeige) erwirkt, muss schon einiges passieren. Die Residenten täten gut daran, und das nicht nur in diesem Fall, den einheimischen Gepflogenheiten ein wenig zu folgen.

Andere Themafacette: wie gehen deutsche Residenten mit ihren urlaubenden Landleuten um?
Ehrlich gesagt, schockiert deren Verhalten zuweilen. Wenn es sich um deren eigene Freunde und Bekannte handelt, gehts ja noch. Die stehen sozusagen unter Artenschutz.
Oft genug ist jedoch ein sehr herablassendes Procedere zu verzeichnen, verächtliche Blicke und boshafte Kommentare, wenn einer mal kundtut, dass er hier "der Neue" ist und gedenkt, sich evtl. niederzulassen. Statt dem Newbie anständigerweise etwas unter die Arme zu greifen oder wenigstens mal nachzufragen, welche Ideen und Intentionen ihn denn treiben und ehrliches Interesse zu bekunden, wird er mit Spott überhäuft oder einfach nur geschnitten.
Äusserst bedenklich ist auch die Meinung einiger Residenten, es sollte jetzt mal endlich einen Zuzugs-Stop für Extanjeros (damit meinen sie IHRESGLEICHEN!) für die Kanaren geben.
"Hurra, wir waren als Erste hier und nach uns die Sintflut" - Lo siento, aber DAS kanns ja nun wirklich nicht sein und eine derartige Lesart ist obendrein für die gesamte deutsche Residenten-Gemeinschaft auf den Inseln sehr beschämend!
Diese Leute vergessen leider nur allzuschnell, dass sie selbst einmal in grauer Vorzeit das erste Mal als unwissender, aber ebenso faszinierter Besucher auf den Inseln umherirrten und froh darüber waren, dass irgendwer ihnen eine helfende Hand reichte.

Deshalb appeliere ich an alle "alten Insulaner": Nur weil einer ein paar Jahre später als Ihr auf den Kanaren anlandet, muss er noch lange nicht schlechter-langweiliger-minderwertiger sein. Seht ihn Euch genau an. Hört ihm zu. Kommuniziert mit ihm!
Nur dann erfahrt Ihr, wer dieser Mensch wirklich ist und vielleicht erwächst daraus ja sogar eine lebenslange Freundschaft ...

Franco

mgoerke Offline



Beiträge: 38

21.10.2006 06:02
#2 RE: Lest das mal porfa ! Antworten

Hey habe deine Artikel mit Intresse gelesen,und muss sagen Hut ab! Man sollte ehrlich mal überlegen,wie man sich anderen Menschen gegenüber verhält und gibt.Und wenn ich im Ausland bin und lebe,bin ich derjenige,der sich anzupassen hat. Wenn ich das nicht kann und will,kann ich doch im schön geordneten Deutschland bleiben! MFG Micha

Barbara GC ( gelöscht )
Beiträge:

21.10.2006 10:47
#3 RE: Lest das mal porfa ! Antworten

Franco , nochmal für den Artikel,

du hast natürlich wie immer recht

Ich helfe gern wo ich nur kann, aber werde es in Zukunft nur gezielt machen und mir genau aussuchen wem ich helfe.
Leider ist es so, dass das Verhältnis zwischen den Deutschen hier sehr gestört ist, keiner gönnt dem Anderen die Butter auf dem Brot, ist sehr schade, denn bei anderen Nationalitäten ist der Zusammenhalt grösser im Ausland.
Wir helfen gern, aber es ist auch unsere Aufgabe, andere vor irgendwelche Dummheiten und Blauäugigkeiten zu warnen.Diese Forum bietet genug Infos,Erfahrungen vieler Mitglieder und jeder kann das Einer oder Andere für seine Zwecke nutzen.
Leider wird dieses "Warnen" als Miesmache bezeichnet und viele nehmen unsere gutgemeinte Ratschläge und Erahrungen nicht an.Da können wir auch nix dagegen machen.
Jeder sollte dann seine guten und schlechten Erfahrungen machen und sie nach Möglichkeit weitergeben, das ist unsere Aufgabe hier und ich tue sie gern

Gran Canaria Forum Offline




Beiträge: 21.836

21.10.2006 12:45
#4 RE: Lest das mal porfa ! Antworten

Franco, auch ich danke für diesen tollen Beitrag.
Kenne ihn selber schon. hatte mal n thema hier im forum und da habe ich einiges aus dem beitrag zitiert.
desweiteren viel mir das auch schon mal auf und ich habe dazu einen anderen Beitrag gepostet: topic.php?id=297059

Aber Barbara stimm ich da zu.
Sie und Koni sind sehr offen und helfen wo sie können, auch wenn es meist negativ klingt ,es sind Warnungen.

LG Sanny
Toller Beitrag

Mart Offline




Beiträge: 469

23.10.2006 04:41
#5 RE: Lest das mal porfa ! Antworten

Scheint mir aber kein "Residenten"-Problem, sondern eher ein allgemein deutsches zu sein, denn die Gerichte in D sind doch auch völlig zugedeckt mit diesen Nachbarschafts-Streits z.B., ich sag' nur "Maschendrahtzaun"..
Neid und Missgunst scheinen hier eine ganz entscheidende Rolle zu spielen.
Meiner Meinung nach liegt das an zwei Faktoren: mangelnde Kommunikation/Unzufriedenheit untereinander in der eigenen Partnerschaft/Familie und "Hobby-Armut". Die Leute wissen einfach überhaupt nichts mit sich und ihrer (zu vielen)Zeit anzufangen, bzw. haben nie gelernt, ihrer Freizeit einen Sinn zu geben. Und das wird natürlich auch von den Medien tatkräftig unterstützt, sowas bringt Quote!
Habe das unter den Spaniern zwar noch nicht "live" erlebt, doch auch hierzulande üben die Medien in diese Richtung sogar einen - meiner Meinung nach - noch stärkeren "Druck" aus. Da muss man nur mal beizeiten durch die TV-Kanäle zappen - ob TVE, Cuatro oder Telecinco, Läster-Shows ohne Ende und teilweise zig Stunden lang, morgends, mittags, abends.. BRAINWASHING !! (und ich dachte immer das deutsche TV-Programm wäre das Schlimmste!)
Wer auf solchen Schienen fährt, weiss einfach nichts (besseres) mit sich anzufangen. Traurig und Peinlich, aber so Leute gibt es eben, was will man machen?!

[ Editiert von Mart am 23.10.06 5:04 ]

Stephan_HH Offline



Beiträge: 44

23.10.2006 08:26
#6 RE: Lest das mal porfa ! Antworten

Das beschriebene Phänomen scheint es wirklich nur unter Deutschen im Ausland zu geben - unabhängig davon wo das Ausland ist. Ob Spanien, Südamerika, Asien oder sonstwo. Der beste Rat den man immer wieder hört - und der offensichtlich wohl auch meist stimmt - ist : gehe Deinen Landsleuten so weit wie möglich aus dem Weg - zumindest in der Anfangszeit.

Andere Nationen halten Zusammen im Ausland. Warum kanns der Deutsche Michel nicht ?

Vilaflor ( gelöscht )
Beiträge:

23.10.2006 11:11
#7 RE: Lest das mal porfa ! Antworten

Hattest Du da bestimmte Personen im Auge?
Die Erfinder von "Mörderthreads" mit mehr als 25.000 Aufrufen oder doch die netten Meldungen wie:

Komme nächsten Monat für immer auf die Canarias.
Könnt ihr schon mal alles klar machen, damit ich dort gut starten und das schöne Wetter nach Feierabend geniessen kann?

Saludos

Vilaflor

Petra Offline




Beiträge: 453

23.10.2006 12:11
#8 RE: Lest das mal porfa ! Antworten

Also bevor hier jemand meinen Beitrag in den falschen Hals kriegt: Ich meine damit niemanden von hier im Forum! Schon garnicht Franco, denn den kenn ich ja garnicht persönlich und kann mir somit auch kein Urteil erlauben!!!

Meine Erfahrungen hier auf der Insel: diejenigen die einen am meisten vor anderen Deutschen warnen sind nicht selten die schlimmsten. Aber es ist nicht wirklich nur ein deutsches Problem, sondern eher ein deutschsprachiges. Die Schweizer und die Österreicher sind keinen Deut besser.

frau obelixxxxxxx Offline




Beiträge: 113

23.10.2006 12:46
#9 RE: Lest das mal porfa ! Antworten

,
...Danke Franco für die Info "an die neuen Knochen" durch Deinen Beitrag.
"Die teuflischen Nachbarn " im Ausland, da wird einem ja schlecht.
In einigen Jahren wollten wir nach
TF ziehen, haben dort "schweizerische Bekannte" welche uns schon nahegelegt haben, auf keinen Fall in das deutsche Viertel auf TF zu ziehen.
Sie haben auch schon einschlägige Erfahrungen mit dort lebenden "Residenten" gehabt, sind auch etwas über 1 Jahr dort und leben nicht in dem deutschen Viertel.
Eigentlich wollten wir ihren Rat annehmen, ist wohl auch besser.
So viel Deutsch wie da , hat man ja zu Hause, dem wollte man eigentlich entfliehen.

LG Birgit

svoogle Offline



Beiträge: 203

24.10.2006 16:11
#10 RE: Lest das mal porfa ! Antworten

super text!

passt soweit, wobei ich aber mart zustimme..das ist kein auswanderer-problem, sondern ein deutsches..nur hier fällt es mehr auf, weil eben mehr dieser sorte auf einem haufen hocken

darf ich den text verwenden als "Gastbeitrag" in meinem blog mit dickem link zu dir?

Franco77 Offline




Beiträge: 1.471

24.10.2006 18:41
#11 RE: Lest das mal porfa ! Antworten

Sicher, mach nur.

.

svoogle Offline



Beiträge: 203

24.10.2006 21:11
#12 RE: Lest das mal porfa ! Antworten

nic31 Offline




Beiträge: 213

25.10.2006 12:14
#13 RE: Lest das mal porfa ! Antworten

@Franco
wie wahr, wie wahr! Vieleicht sollte man das Wort Resident mal NEU definieren!


Resident- was bedeutet das eigentlich ?
Ausländer mit festem Wohnsitz bzw. Eigentum auf der Insel - na toll.
Nur komisch, das so viele, kaum dass sie die Residencia, sprich „die Karte“ in ihrer Hand halten, ganz schnell das wichtigste vergessen-
Gast in diesem Land zu sein. Na, ja, nirgendwo in der Fremde wird man „Einheimischer“
Statt dessen meinen so viele Residenten, nicht etwa, sie müssten sich dem Land und den Menschen hier anpassen, sondern erwarten dieses genau umgekehrt - welche Arroganz.
Erst neulich hat sich eine ältere Residentin doch tatsächlich beschwert, dass in den kleinen Supermärkten, noch immer kein deutsch gesprochen wird. – das lass ich mal kommentarlos so stehen.
Viele von Ihnen leben hier seid Jahren oder sogar Jahrzehnten und sind der spanischen Sprache auch nicht im geringsten mächtig. Diese Ignoranz ist einfach unbeschreiblich. Aber auch die Residenten untereinander sind wirklich ein Völkchen für sich.
Über die, die auf die Insel vor Dingen unterschiedlichster Art und Weise geflüchtet sind, muss man gar nicht viele Worte verlieren. Wahrscheinlich wären schon viele ihnen wieder weg, wenn sie nur gekonnt hätten. Die richtige Bezeichnung für Sie wäre Glücksritter oder (Über -) Lebenskünstler, so aber findet man Sie unter Brücken, in Barancos, am Strand oder in irgendwelchen Wohnwagen, Höhlen oder ähnlichem.
Welch ein Glück, das die Dose Bier momentan schon für 8-12 Cent erhältlich ist , denn da besteht sogar die Möglichkeit, sich täglich eine ganze Palette zu Gemüte zu führen. Und das möglichst von morgens angefangen.


Ferner gibt es die Residenten Mittelklasse. Die Kindergärtnerin, der Handwerker, die Angestellte im Callcenter usw.
Man lebt auf der insel des ewigen Frühlings und bekommt vor lauter Arbeit nicht viel von den gegebenen Schönheiten mit.
Zeit und Lust bzw. Motivation mal an den Strand zu fahren wird mit der Zeit sichtbar weniger.- der Alltag hat einen fest in der Hand - es sind jene Residenten, die man täglich im Supermarkt, an der Tankstelle oder beim Bäcker treffen kann. Alle sind sehr bemüht ohne wirklich zu erreichen, was sie sich vor der Reise ins Ungewisse so alles erträumt haben. So wird aus dem Bungalow bzw. dem Chalet mit Pool, schnell das einfache Duplex in zentraler lage- schließlich muss man täglich von dort aus zur Arbeit und der Schulbuss sollte möglichst auch an der nächsten Ecke halten.
Auch gerne genommen, die Wohnung mit 2-3 Schlafzimmern im Herzen von Tablero mit Blick auf - ja auf was eigentlich? Denn niemand hat damit gerechnet, dass die Mieten so unverschämt hoch sind, wobei die Größe der Zimmer immer kleiner wird. So verdrängt man also notgedrungen, die deutsche Standardgröße und sagt sich den allseits beliebten Satz „ was soll s, ich lebe sowieso die meiste zeit draußen.“ Tja, dafür muss aber erst eine Terrasse oder Garten her - also Mietpreise wieder höher ansetzen- Viele Familien spielen daraufhin meist am Ende des Monats das beliebte Diät-Spiel (Sie hungern!) Schließlich will man ja die Bikinifigur halten!
So geht der Kampf tagein tagaus und so mancher Resident träumt nun davon, dass eines Tages doch noch alles besser wird.
Apropo Chalet - das wäre dann unsere gehobene Residentengemeinde welche Gegenden wie Monte Leon und Meloneras bevorzugt, natürlich in Golfplatznähe. Diese trifft man ganz selten, denn dort ist man unter sich was für einige wohl auch das Beste ist, denn auch hier darf man nicht wirklich hinter die Kulissen schauen. Der Alkohol ist auf dieser Insel der treue Begleiter von vielen. Unterschiedlich sind nur die Beschaffungspreise.

Nach einer Weile auf der Insel muss man leider erkennen, dass nicht allzu viele es gut mit einem meinen
Von vorne ein sympathisches Lächeln doch nicht selten folgt von hinten der Dolchstoß .Vorsicht ist also geboten, vor angeblichen Freunden, die es gut mit einem meinen. Jeder weis alles besser und bittet man wirklich mal um Hilfe, kann es vorkommen, dass 4-6 Leute einem grundverschiedene Dinge erzählen - jeder vollkommen von der Richtigkeit seines Wissens und seiner Erfahrung überzeugt.

Ansonsten brauchen auch die Residenten - genau wie die Touristen - ab und an den deutschen Supermarkt- schließlich will man zum Sauerkraut die deutschen Würstchen essen. Die deutschen Produkte sind halt doch das Wahre , wenn auch etwas teurer aber was solls, man gönnt sich ja sonst nix.

Gerne mischt sich der Resident sporadisch unter das gemeine Touristenvolk um sich endlich mal wieder so richtig aufzuspielen oder aufzuregen. Thema Nummer 1 „warum liegen die schwulen immer noch nackt in den Dünen“ aber hingehen und gaffen , das macht der Resident nach wie vor.
Auch ein Besuch der typisch deutschen Residentenkneipen ist unbedingt von Nöten. Wo sonst bekommt man so viele Infos zum Thema Pleite, Trennung, Tod und andere unterhaltsamen Themen.

Was Sie als Resident bzw. als Mutter von Kindern tunlichst vermeiden sollten, ist irgendwann mal krank zu werden. Nicht wegen der medizinischen Versorgung, die ist gut. Aber was wird aus Ihren lieben Kleinen wenn Sie krank sind. Von Ihren Bekannten auf der Insel wird kaum jemand Zeit haben auf Sie aufzupassen, schließlich hat man selber genügend Probleme.

Ja, das ist das große Problem. Man hat Bekannte auf der Insel – aber Freunde- kaum. Wie soll man auch Freundschaften schließen, wenn man erst mal jedem Gegenüber Misstrauisch sein sollte?

( Aber keine Angst, es geht! Es dauert nur etwas länger)



Lieben Gruß
Nicole

Franco77 Offline




Beiträge: 1.471

26.10.2006 04:18
#14 RE: Lest das mal porfa ! Antworten

Ein ziemlich treffender Bericht, Nicole.

Ich wollte eben schreiben, daß es so was wie Residentenkneipen auf Hierro zum Glück nicht gibt, dann viel mir ein, daß das ja gar nicht stimmt.

Auf der anderen Inselseite in Frontera findet wöchenlich immer so ein "Frauentreff" statt *LOL*.
Da sind dann die ganzen neu zugereisten deutschen, österreichischen und schweizer Schreckschrauben versammelt (übrigens genau die, die sich beklagen, daß niemand deutsch oder englisch spricht) und wie man so hört, ist das Hauptthema da immer die Männer, die "noch zu haben sind".
Deutsche bzw. deutschsprachig natürlich, denn mit 'Einheimischen würde frau sich ja nieeeemals einlassen, nech!

.

Franco77 Offline




Beiträge: 1.471

26.10.2006 04:21
#15 RE: Lest das mal porfa ! Antworten

Bin eben noch auf einen anderen älteren Artikel von mir gestossen, der zwar nur bedingt mit dem hier zu tun hat, aber im weitesten Sinne schon.

Wenn Vergangenheit bis in die Gegenwart reicht:
Nazis auf den Kanaren


Nach Kriegsende wurden bekanntlich zahlreiche ehemalige SS-Leute und Parteigrössen plötzlich von starkem Fernweh heimgesucht, um sich ihrer Verantwortung zu entziehen.
So mancher verdrückte sich erst viel später, weil nicht potentiell einer Anklage der Alliierten oder der dt. Gerichtsbarkeit ausgesetzt oder schlicht durch mangelndes Unrechtsbewusstsein keinen akuten Handlungsbedarf sehend, so dass die Reisewelle bis in die 70er Jahre anhielt.
Der Fluchtweg verlief über die bayerische Bergwelt, das österreichische Zillertal, Brixen in Südtirol, den Brenner. Danach gings via Genua oder Neapel entweder über die sog. "Rattenlinie" nach Südamerika (vorzugsweise Argentinien, Chile, Peru) oder nach Spanien.
Die Schleusung durch Italien sowie die Beschaffung von Papieren geschah oftmals mit höchstkirchlichem Beistand direkt aus dem Vatikan, namentlich durch den österr. Bischof Alois Hudal sowie den Kroaten Draganovic.
Die Organisation der Fluchthilfe übernahmen Netzwerke wie ODESSA (Organisation der ehemaligen SS-Angehörigen), die "Stille Hilfe", die "Spinne" (Otto Skorzeny) oder später auch HIAG (Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit).
Während HIAG vornehmlich aus der BRD und offen agierte, operierte ODESSA weltweit und verdeckt, meist aus dem südamerikanischen Exil oder von Spanien aus.
ODESSA-Leute trafen sich öfter in der Nähe von Marbella und von einem Meeting (1965) existiert ein Protokoll, welches mehr als 100 Delegierte auflistet und z.B. die "Kriegserklärung" an den Staat Israel, die Liquidierung des dt. Generalstaatsanwaltes und Nazi-Jägers Fritz Bauer (3 Jahre später ermordet) sowie den Bombenanschlag auf die Journalistin Beate Klarsfeld als Ziele ausweist. Letztere trug durch ihre Recherchen entscheidend zur Ermittlung von Klaus Barbie (Gestapo-Chef Lyon) bei.

Während Spanien die neuen Gäste lediglich stillschweigend duldete und keinen Handlungsbedarf bei Strafverfolgung oder Auslieferung sah, wurden die Herrschaften in Argentinien regelrecht hoffiert, denn Perón hatte ein Faible für die europäischen (Ex)-Diktaturen und erhoffte sich wertvolles Know-How beim Aufbau seiner eigenen Polizei-Truppe.
Trotzdem verblieben zahlreiche Altnazis in Spanien und auf den Kanaren.

Interessant dabei, wie verschieden sich diese Leute in ihrer neuen Heimat verhalten.
Manche leben völlig zurückgezogen und weltfremd auf einsamen Fincas. Man findet heute noch auf allen Inseln ulkige Kauze dieser Coleur, auch wenn sie langsam aber sicher aussterben.
Andere wieder tun sich keinen Zwang an, brüsten sich in dt. Clubs und Kneipen mit ihren Heldentaten und machen kein Geheimnis aus ihrer Gesinnung.
Sehr häufig trifft man auf den Typus des Gemeinschaftsmenschen, der völlig unauffällig in einer der vielen deutschen Insel-Kolonien sein Leben fristet und einen sozial sehr verträglichen Eindruck macht.
Viele würden nicht schlecht staunen, wüssten sie um die Vergangenheit des netten, immer hilfsbereiten und etwas tüddeligen Opas von nebenan, der "schon sehr lange auf der Insel lebt, wie man so hört (wie lange, weiss keiner so genau)".
Last not least gibts noch den "Verbarrikadierer", der sich hinter meterhohen Mauern, Stacheldraht, Massen von scharfen Hunden und sonstigen Sicherheitseinrichtungen verschanzt, niemanden an sich ran lässt und sich damit natürlich am verdächtigsten macht.

Prominentestes Beispiel: die Villa Winter auf Fuerteventura. Die Winters hielten sich bis Ende der 80er Jahre sogar eine kleine Privatarmee, um neugierige Übergriffe auf ihr von Legenden und Mythen umwittertes Anwesen zu unterbinden.
Der kleine Haken an der Sache: Gustav Winter (+ 1971 in Las Palmas) war gar kein Nazi!
Dies belegt sein Lebenslauf, denn er kam bereits 1915 nach Spanien, studierte in Madrid und tat sich auf den Kanaren lediglich als Unternehmer hervor (1928 Elektrizitätswerk CICER in Las Palmas, Pläne für Zement- und Fischfabrik auf Fuerteventura sowie Urbarmachung der Halbinsel Jandia).
Er mag sich mit dem Regime eingelassen haben, es gab zweifellos persönliche Kontakte mit Marine-Abwehrchef Canaris und es ist absolut möglich, dass das OKW im Krieg an ihn herantrat, weil man sich seine Connections zunutze machen wollte.
Er mag sogar finanzielle Mittel aus Berlin erhalten haben, um Projekte wie Feldflughäfen auf Fuerte oder U-Boot-Basen in Angriff zu nehmen, war sich aber nie der ideologischen Tragweite bewusst und handelte als Geschäftsmann.
Abenteuerliche Stories, die Villa Winter sollte Fluchtdomizil für Hitler und Eva Braun sein oder der verschollene Martin Bormann hätte sie als Unterschlupf genutzt, müssen eindeutig in den Bereich der Fabel verwiesen werden.
Unklar bleibt allerdings, warum im Jahre 1939 die gesamte Halbinsel Janida gesperrt und die dort lebenden Majoreros vertrieben wurden.
Die Familie tat sich keinen Gefallen, indem sie die Villa ab 1971 zur Festung ausbaute, Einigelungstaktik betrieb und damit den wilden Gerüchten und Spekulationen Vorschub leistete. Späte Schadensbegrenzung wird nun verzweifelt durch den Sohn Gustavo Winter Althaus betrieben, der sich gelegentlich in der kanarischen Tagespresse zu Wort meldet.

Nichtsdestotrotz leben (alte und neue) Unbelehrbare auf den Inseln, lassen den Nazi sogar lautstark raushängen, erweisen damit der restlichen Residentengemeinschaft und dt. Gewerbetreibenden einen Bärendienst und stören erheblich das Verhältnis zu den Canarios!

30. Januar 2003 auf El Hierro: aus einem mir wohlbekannten Haus wird das gesamte Dorf mit zackiger Marschmusik und Gekeife von Hess, Göring und Goebbels beschallt.
Als ich nachfrage, ob das einen besonderen Grund habe, werde ich belehrt, dass heute der 70. Jahrestag der Machtergreifung ist und dies von jedem anständigen Deutschen ... Dschingdarassabum ... zu feiern sei. Aha! Wie konnte ich das nur vergessen? Und wie gut, dass dieser freundliche Mensch meinen offenbar ins Bröckeln geratenen historisch-weltanschaulichen Unterbau in letzter Minute wieder zurecht rückte.
Während sowas vielleicht noch irgendwo niedlich ist und von den Einheimischen eh' mit einem Augenzwinkern abgetan wird, erschreckt jedoch das Verhalten von wesentlich jüngeren Zeitgenossen.

In einem kanarischen Forum las ich auf den Vorhalt eines Diskutanten, wir seien doch alle Gäste und sollten uns entsprechend verhalten, die lapidare Antwort: "In meiner Escritura bin ICH als Propietario ausgewiesen! Nein, ich bin KEIN Gast und ich mache was ich will!".
Noch schlimmer das öffentliche Benehmen einer dt. Residentin, Mittvierzigerin, erst kürzlich geschehen. Sie erklärte lautstark, sie wohne nur wegen des Klimas hier. Alles andere sei unter aller Sau, schmutzig, ohne Zucht und Ordnung, die Canarios völlig unzivilisiert, für sie ohnehin eine Art Untermenschen, die nicht einmal zur Verrichtung der primitivsten Arbeiten taugten. Als einer der einheimischen Anwesenden fragte, ob sie evtl. Nazi sei, bejahte sie das ohne mit der Wimper zu zucken - und bekam postwendend ein Glas Wasser ins Gesicht ...

Die Beispiele liessen sich endlos weiterführen und ich schliesse diesen Beitrag mit dem Appell: Augen auf, Ohren auf und im richtigen Moment nicht zögern, die nötige Portion Zivilcourage an den Tag zu legen!

Franco

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