THEMA: Das neue Gesicht des Südens - Tourismuskonzept für San Bartolomé de Tirajana
Hotelstadt mit Mängeln
Von Veronika Macher und Stephanie Stallmann
Playa del Inglés ist eine der ältesten Urlaubszonen des ganzen Archipels und wird wegen mangelnder Erneuerungen auch zunehmend zu einer der unattraktivsten. Meloneras und Campo Internacional laufen der einst florierenden Urlaubs-Stadt längst den Rang ab. Auch Ferien in den Bergen werden für immer mehr Touristen zur Alternative. Qualität ist gefragt, die Ansprüche steigen. Das wird für Playa del Inglés zunehmend zum Problem. Viele der alten Hotelbauten und Appartementanlagen bräuchten dringend eine komplette Sanierung, zumindest aber eine Renovierung. Immer mehr Hotels klagen über schwache Auslastung und Abwanderung der Gäste in modernere Anlagen.
Die Universität von Las Palmas hat jetzt eine Studie erarbeitet, die eine mögliche Zukunft für die Touristenstadt aufzeigt. Nach Ansicht der Experten müsste insgesamt die stattliche Summe von 520 Millionen Euro investiert werden, um Playa del Inglés wieder attraktiv zu machen.Ein Großteil aller Gebäude, 71 Prozent, sind älter als 25 Jahre.
Die Studie zeigt im einzelnen die Mängel auf, die Playa del Inglés schnellstmöglich beheben sollte. Besonders schlecht ist demnach der Zustand der Appartementanlagen: Bei 36 Prozent der untersuchten Appartements wäre eine komplette Erneuerung der Inneneinrichtung, der Bäder und Küchen und auch der Swimming-Pools nötig. Bei 46 Prozent der Wohnungen müsste eine deutlich spürbare Modernisierung der Einrichtung vorgenommen werden. Bei drei Prozent der Anlagen ist eine Sanierung des ganzen Gebäudes erforderlich, teils empfehlen die Experten sogar den kompletten Abriss.
Die Hotels schneiden in der Studie nicht ganz so schlecht ab, vor allem wegen guten Managements und regelmäßiger Renovierungen, besagt die Studie. 46 Prozent der Hotels befinden sich in vorbildlichem Zustand, 52 Prozent sind dagegen nur „akzeptabel“. Vier Prozent der Hotels weisen sogar erhebliche Schäden oder Mängel auf.
Aber auch der strukturelle Aufbau der ganzen Stadt ist den Experten ein Dorn im Auge. Negativ bewerten sie zum Beispiel die Einkaufszentren. Sie sind der Studie zufolge schlecht gebaut und haben nur eine sehr begrenzte Auswahl an Produkten minderer Qualität. Auch die Straßen seien unattraktiv und nicht den Bedürfnissen der Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer angepasst. Die Häuserblocks sind demnach unpersönlich und wenig einladend, die Wohnanlagen schneiden die Kunden völlig von der Außenwelt ab. Der Vorschlag der Experten zur Rettung von Playa del Inglés ist eine komplette Änderung des touristischen Konzepts. Dazu müssten Grünzonen und Parks geschaffen werden, die für alle zugänglich sind. Die Einkaufszentren müssten ihren begrenzten Raum aufgeben. Schöner wären Läden, die sich an den Straßen entlang ziehen und zum Flanieren einladen. Insgesamt müsste sich die Stadt mehr auf Fußgänger einstellen: Der Zustand der Fußwege müsste deutlich verbessert auch ansprechende Fußgängerzonen geschaffen werden. Auch den Fahrradfahrern müsste dringend ein sicheres und gut ausgebautes Netz an Radwegen zur Verfügung stehen.
Was vielversprechend klingt, ist in der Realität wohl schwer umzusetzen. Denn die Verfasser der Studie haben auch gleich die Hoteliers und Unternehmer befragt. Sie finden die Investition in eine Sanierung kaum lohnenswert. Die Renovierungskosten wären wesentlich höher als die zu erwartende Rendite, auch auf lange Sicht.
Flaniermeilen für die Touristenstädte
Damit Playa del Inglés nicht zur Geisterstadt verfällt, haben auch die Verantwortlichen einen Plan ausgetüftelt, der sich teilweise mit den Vorschlägen der Universität deckt. Der Ordnungsplan für den Inseltourismus (Plan Territorial Especial de Ordenación del Turismo Insular – Pteot) sieht vor, dass die Hauptstraßen der Gemeinden San Bartolomé de Tirajana und Mogán zu Unterhaltungsboulevards ausgebaut werden. Entlang der Straßen sollen Geschäfte und Restaurants errichtet werden. Das Ziel ist es, Investitionen in den Zentren der Stadt, welche das Gesicht der touristischen Zonen seit mehr als 15 Jahren prägen, zu verstärken.
Die Verantwortlichen argumentieren, dass die aktuellen touristischen Gebiete eine unzusammenhängende Folge von Gebäuden seien, in denen die Unterhaltung und Freizeitaktivitäten auf die Einkaufszentren beschränkt seien. Ziel der Autoren des Plans ist es, ein neues einheitliches Straßenbild zu schaffen, in dem Unterhaltung mit Einkaufszonen, Restaurants, öffentlichem Verkehr, Kultur und Spaziergängen verbunden werden kann.
Insgesamt soll das Unterhaltungsangebot auf elf Straßen im Süden ausgebaut werden. Dazu zählt unter anderem die GC-500 bei San Agustín, die Avenida de Tirajana in Playa del Inglés, das Barranco von Maspalomas, der Strandweg vom Parkplatz Anexo II in Playa del Inglés bis zum Leuchtturm, die Strandpromenade vom Leuchtturm bis nach Pasito Blanco und der Weg vom Rathaus zum Strandparkplatz Anexo II. In der Gemeinde Mogán sollen Puerto Rico, das Barranco von Mogán (GC-200) und die Straße von Arguineguín nach Mogán (GC-500) in das Programm einbezogen werden. Mit den neuen Unterhaltungsboulevards will der Tourismusplan auch erreichen, die Renovierungen der an die Straßen angrenzenden Appartement- und Hotelanlagen attraktiver zu gestalten. So könnten die teilweise veralteten Anlagen an ihrer Straßenfront ein kommerzielles oder Unterhaltungsangebot beherbergen, während sie im Inneren ihre Zimmer renovieren.
Durchgängige Touristenzone von San Agustín bis nach Mogán
Der Ordnungsplan für den Inseltourismus will zwar in erster Linie alte Appartementanlagen renovieren, es sind allerdings auch Pläne für Neubauten vorgesehen. So sollen in den nächsten 15 Jahren insgesamt 25.000 neue Betten errichtet werden. Einerseits sollen die schon bestehenden Touristenzonen von Meloneras und Anfi Tauro ausgebaut werden. Es ist aber auch vorgesehen neue Gebiete für den Tourismus zu erschließen oder stärker auszubauen. Dazu zählen Tarajalillo am Sportflughafen nördlich von San Agustín, das bisher relativ unberührte La Aldea im Westen der Insel und die ganze Zone von Santa Águeda, die sich von Pasito Blanco bis nach Arguineguín hinzieht und bislang noch eine der wenig bebauten Küstenzonen im Süden der Insel war. Sind diese Pläne einmal umgesetzt, können Touristen auf Gran Canaria bis zum Jahr 2022 aus insgesamt 156.000 Betten wählen. Die Mehrzahl davon stehen nicht in Hotels, sondern in Appartementanlagen. San Bartolomé wird dann 108.000 Touristen und Mogán 48.000 Touristen Platz bieten können.
Immerhin sollen vor dem Neubau die alten Einrichtungen renoviert werden. Insgesamt sieht der Ordnungsplan vor, 38.000 touristische Betten im Süden der Insel zu erneuern. Das betrifft die Hälfte der Appartementbetten, die älter als 15 Jahre sind. In San Bartolomé sind 31.000, in Mogán 7.200 Betten davon betroffen.
Mit so einer Art Unterhaltungsboulevard hat man an der Costa Meloneras, an der Promenade und hinter den großen Hotels ja bereits etwas versucht. Weg vom klassischen CC hin zur Meile.
Immerhin, man macht sich Gedanken. Selbst ich wohne immer öfter in Meloneras als wie in PDI, weil es dort einfach gepflegter ist.
Nachteil der ganzen Sache: Die nächsten 5 Jahre hat man in PDI an allen Ecken Baulärm. Besonders wenn die Pläne mit ANEXO II (Abriss und neues Einkaufszentrum) umgesetzt weden, wird es wohl mind. für 1 Jahr am Strand sehr laut und ungemütlich werden.