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 Urlaub auf Gran Canaria. Reiseberichte & Reiseunternehmen
2 Inselfreaks Offline




Beiträge: 1.342

19.04.2007 11:59
RE: Ein interessanter Reisebericht Antworten

Hinauf zu den Gipfeln der Insel


Im Monat April präsentiert sich das „Herz“ Gran Canarias wie ein einziger Garten

In den ersten drei Monaten des Jahres waren die blühenden Mandelbäume die bewunderten „Stars“ der Insellandschaften. In dieser Periode verharrten die meisten Wiesen- und Waldblumen noch in ihrem Winterschlaf. Wer aber in diesen Wochen hinauf in die Gebirgszonen Gran Canarias reist, blickt auf ein farbenprächtiges „Meer“ der blühenden Pflanzenwelt. Üppig rahmt der hellviolette Berg-Lack die Höhenstraßen, dazwischen leuchten die weißen Blüten der Margeriten, die hellblauen Köpfe der Disteln und die gelben Kelche des Binsenginster.

Steht eine Ausflugsfahrt in das Inselzentrum auf meinem Programm, dann überprüfe ich erst die Sicht über den Bergketten. Und die war bis auf wenige Wölkchen klar. Dass aber eine Reise hinauf in die Gebirgswelt im Monat April etwas anders ausfallen kann, als geplant, das wurde mir erst sehr weit „oben“ klar. Zuerst waren es nur Wolkenfetzen, die sich hier und da vor die Sonne schoben, aber dann wurde der Nebel über weite Fahrtabschnitte immer dichter. Aber es gab reizvolle Lichtblicke, die mich zur Weiterfahrt ermunterten. In regelmäßigen Abständen durchbrach die Sonne den weißgrauen Dunst, präsentierte in ihrem Glanz beeindruckende Szenen. Hügelketten und Schluchten, die sich noch vor Minuten hinter einem dichten Schleier verbargen, öffneten sich, als habe der Himmel eilig einen Scheinwerfer angestellt. Oft war es nur ein kurzes Schauspiel, aber noch nie hatte ich etwas Vergleichbares bewundern können.

Ausgangspunkt unserer Reise ist die Autobahnauffahrt in Playa del Inglés in Richtung Las Palmas. Bis zur Ausfahrt Telde/Valsequillo folgen wir dieser Route. Die Abfahrt führt uns direkt auf die Zubringerstraße in Richtung Telde. In der Stadt fahren wir in gerader Richtung weiter und schwenken am zweiten Verkehrskreisel (an der Cepsa-Tankstelle) in Richtung „ Tejeda/ Lomo Magullo“ ab. In gerader Fahrtrichtung bleibend erreichen wir die schmale „Hauptstraße“ des noch so urigen Stadtviertels. Wir biegen nach rechts ab und orientieren uns auch auf dieser Strecke an den Hinweisschildern nach „Tejeda/Lomo Agullo“. Die Straße windet sich im Verlauf am Barranco La Palma entlang, und hier präsentiert sich noch ein Stück unverfälschtes Gran Canaria. Alte Häuser rahmen die Strecke, und die weit verstreuten Bauernhäuschen im Tal werden von einem nahezu unberührten Pflanzen-Dschungel umgeben. In Richtung „Cazadores“ geht die Fahrt weiter, das kleines Dorf erreichen wir nach kurzer Fahrt. Vor der etwas zu groß geratener Kirche der Ortschaft schwenken wir scharf nach rechts ab und passieren die steil nach oben führende Durchgangsstraße. Unser Weg kreuzt kleine Weiler, und nach einer kurvenreichen Fahrt erreichen wir die Pass-Straße.

Aus dieser Höhe beeindruckt die Sicht über die Tiefen. Weite Zonen der Ost- und Nordküste liegen - wie eine Spielzeuglandschaft - zu unseren Füßen.

Wir folgen dem Hinweisschild nach „Las Nieves/Cruz de Tejeda“, und die folgenden Kilometer werden zu einer Reise durch alle Landschaften. In Serpentinen schraubt sich die Straße in die Höhen, und jede der Kurven offenbart ein zauberhaftes „Bühnenbild“. Herrliche Kiefernwälder, gewaltige Bergketten, blühende Wiesen. Und schon nach der nächsten Biegung offenbart sich eine rot und schwarz schimmernde Mondlandschaft.

Wir erreichen das kleine Dorf Cazadores, das wir auf der oberen Fahrbahn passieren müssen. Das Örtchen „hängt“ über einem Kerbtal und ist so eng, dass seine Durchgangsstraße geteilt werden musste. Die Weiterfahrt leitet uns durch eine Welt der bewaldeten Hügelketten und erreicht nach wenigen Kilometern die „Caldera de los Marteles“. Der Krater ist ein vulkanischer Kessel, der vor Millionen von Jahren entstand.

Reizvolle Waldlandschaften rahmen auch die nächste Etappe unserer Fahrt, die uns zur Abzweigung nach „Los Pechos“/ „Pozo de las Nieves“ führt. Ein Besuch auf dem „Brunnen des Schnees“ fiel für mich „in den Nebel“, denn vom höchsten Gipfel Gran Canarias (1.949 Meter) war nicht einmal ein Zipfelchen zu erkennen. Und so musste ich an diesem Tag auf die spektakuläre Sicht aus dieser Höhe verzichten, die bei klarem Wetter über die Tiefen der Caldera de Tirajana, den Barranco de Fataga, bis hin zu den hellen Dünenfeldern von Maspalomas reicht. Und meint es der Wettergott besonders gut, dann ragt vor diesen Szenen der Pico de Teide von Teneriffa aus den Fluten des Ozeans.

Imposant ist aus dieser Höhe auch die Sicht über die bizarre Gipfelregion. Aus den aus enormen Kegeln, Spitzen und Klötzen geformten Weiten erhebt sich der „Roque Nublo“, und vis-á-vis vom „Wolkenfels“ ragt der „Roque Bentaiga“ in den Himmel.

Auch die neu entdeckten Schneebrunnen dieser Region verbargen sich an meinem Ausflugstag unter dichtem Nebel. Vor der Zufahrt zum Aussichtsplateau des Pozo wurden im Herbst 2003 zwei weitere Schneebrunnen freigelegt und restauriert. Dass diese Reservoirs wieder entdeckt wurden, ist der Initiative des Forschers Dr. Salvador Miranda Calderin zu verdanken, der die Geschichte der Schneebrunnen zum Thema seiner Doktorarbeit wählte. Bis 1998 waren die Gruben verschüttet und fast vergessen. Die Historie der neu entdeckten Brunnen begann im September 1699, als sich die Domherren des kanarischen Domkapitels dazu entschlossen, einen weiteren Pozo zur Aufbewahrung des im Winter gefallenen Schnees graben zu lassen. Die Grube sollte die Erträge aus einem schon anno 1694 angelegten Schacht erhöhen. Schneite es, kamen die Menschen der Bergdörfer zur Schneegrube. Der Schnee wurde in Körben gesammelt und zum „Brunnen“ getragen. Danach begann die Arbeit der Facharbeiter, der „Stampfer“, die mit Hilfe einer Handramme den Schnee verdichteten. Im Inneren der Grube wurden die geformten Blöcke in Reihen aufgestellt und mit einer dicken Schicht Stroh voneinander getrennt. Begann die warme Jahreszeit, wurde der Schnee erneut gepresst. Auf Lasttieren - mit Ladungen zu je 160 Pfund - wurden die Blöcke nach Las Palmas zum Eisspeicher hinter der Kathedrale gebracht. Dort wurde das Eis an die Bevölkerung verkauft, das Pfund kostete 18 „Maravedis“ (spanische Kupfermünzen).

Wir folgen den Richtungsweisern nach Tejeda, und unser Weg senkt sich in die herrlichen Waldlandschaften hinab. Nach wenigen Kilometern erreichen wir eine Kreuzung und folgen dort den Hinweisschildern nach „Ayacata“/ „San Bartolomé“. In der folgenden Etappe chauffieren wir durch die beliebten Picknickwälder der Insel, zahlreiche Grillplätze laden zum Verweilen ein. Und in dieser Region hat in diesen Wochen die beeindruckende Blüte der Obstbäume begonnen. Ein Meer weißer und zart roséfarbener Blüten schmückt die Baumkronen der Plantagen.

Unsere Panoramastraße erreicht die Aussichtsplattform über dem höchstgelegenen Stausee Gran Canarias: „Presa de los Hornos“. Beeindruckend ist der Blick über den See, der sich vor der Kulisse der bewaldeten Cumbres in den Tiefen ausweitet.

Und nur wenige Meter weiter erreicht unsere Route die „Pforte“ zum Wanderweg hinauf zum „Roque Nublo“, der wie ein Gigant aus 1.700 Metern aus der Bergwelt emporragt. Mit seiner 60 Meter hohen Monolithspitze wurde der Wolkenfels zum Wahrzeichen Gran Canarias. Umwabern den Roque die Nebelschleier, hat er etwas Mystisches, wird er aber von der Sonne illuminiert, dann glänzt der Fels in atemberaubender Schönheit.

Und hier am Roque musste meine in Bildern dokumentierte Reise zu Ende gehen, denn der Nebel hatte inzwischen alles verschluckt. Meine Heimreise, die mich von „Ayacata“ und weiter in Richtung „San Bartolomé“/“Maspalomas“ führte, habe ich zwar noch bewältigt. Aber während der Fahrt habe ich mir geschworen, dass ich in Zukunft jede Fahrt schon bei einem Hauch von Nebel abbrechen werde. Starten Sie zu dieser Reise nur dann, wenn über der Gebirgswelt die Sonne strahlt und der Himmel sein kanarisches Babyblau präsentiert.

Sigun Reinhard

Quelle: info Canarias

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