Titel: Gomera und das kleine Glück Untertitel: Eine Insel gegen den Massentourismus Laufzeit: 45 Minuten Herkunft: 2003 Sendezeiten: 15.07.2007 | 01:30 Uhr PHOENIX
Ein Film von Thomas Kreutzmann, ARD-Studio Madrid.
Gomera ist halb so groß wie das Stadtgebiet von Hamburg, aber sehr viel bergiger. Und grüner. Die Insel mit ihren zwanzigtausend Einwohnern ist die zweitkleinste der Kanaren und hat sich trotz des Touristen-Booms seit den 70er Jahren sehr viel von ihrem ursprünglichen Charme erhalten: Der größte Lorbeer-Urwald der Welt im Garanjonay-Nationalpark lockt Wanderer an, die meisten aus Deutschland. Und seit neustem fördert eine Reptilien-Forschungsstation die Wiederbelegung der gomerischen Riesen-Lagartos, die schon fast als ausgestorben galten.
Nie richtig „ausgestorben“ sind auf dem Inselchen die Hippies, die seit 30 Jahren die südwestliche Strand-Idylle des Valle Gran Rey beleben, vor dessen Küsten sich Delphine tummeln. Sendetermin
So, 17.12.06, 04.40 Uhr
Doch die Idylle wird immer mehr asphaltiert und zementiert: ein ehrgeiziges Straßenbauprogramm erschließt die vorher so abgelegene Insel vor den Küsten Afrikas immer besser für die unzähligen Mietwagen. Trotz Bauverbots schießen immer neue Appartements und Hotels in die Höhe, und weitere Schnellboote verbinden Gomera im Stundentakt mit dem Touristen-Moloch "Teneriffa – Süd“, mit seinem Großflughafen und hässlichen Betonburgen. Dazu ist seit drei Jahren ein völlig überdimensionierter Flughafen auf Gomera selbst in Betrieb, der ahnen lässt, welche Pläne die Tourismus-Veranstalter noch mit dem Inselchen haben.
Mit Sorge beobachtet der deutsche Einwanderer „Käpt´n Claudio“, Herausgeber der deutschsprachigen Inselzeitung, den Drang zum „Immer mehr“, ebenso die gomerische Wanderführerin Hilda. Doch beide verstehen auch, dass die Gomeros nach Jahrhunderten der Armut, die sie zur Auswanderung nach Teneriffa oder nach Südamerika gezwungen hat, jetzt ein Stück Wohlstand suchen. Seit wenigen Jahren erst ist der Bevölkerungsrückgang gestoppt, und die Gomeros unter ihrem Inselpräsidenten beginnen Selbstbewusstsein zu entwickeln.
Wir haben Menschen getroffen, die man als Tourist normalerweise nicht näher kennen lernt. Mensche, die das „alte Gomera“ repräsentieren, wie den Hirten, der immer noch weitgehend als Selbstversorger von seinen Ziegen lebt und bedauert, dass eine Wirtschaftskrise seine Existenz als Supermarkt-Angestellter in Venezuela beendet hat. Oder die Wirtin , die mit acht Jahren aus der Schule musste, um zu arbeiten, und die sich dank des Tourismus eine bescheidene Existenz aufgebaut hat. Das alles vor der beinahe unwirklichen Kulisse einer von tiefen Schluchten, den Barrancos, durchschnittenen Vulkaninsel, über deren Himmel die Passatwinde mit enormer Kraft hinwegrasen. Sie bringen die Feuchtigkeit, die das Geheimnis der grünen Vegetation Gomeras ist.