Gesichter Europas (3/5) Hart im Wind - Fluchtpunkt Tarifa Tarifa in Spanien wird auch die Hauptstadt des Windes genannt. Hier am südlichsten Zipfel Europas ist Afrika zum Greifen nah, nur wenige Kilometer sind es bis nach Marokko.
Tausende Immigranten kommen von Tanger mit kleinen Fischerbooten illegal übers Meer nach Tarifa. Wem der Wind wohl gesonnen ist, wird gerettet, doch selbst die, die in Spanien ankommen, erwartet eine ungewisse Zukunft.
In Tarifa ist es fast immer windig - mal ist es der Poniente, ein leichter, kühler Wind aus dem Westen, vom Atlantik kommend. Mal der Levante, ein heftiger, warmer Ostwind, der an den Nerven der Menschen zerrt. Tarifa liegt an der Straße von Gibraltar, Afrika ist zum Greifen nah - nur 14 Kilometer sind es bis Marokko.
Nieves Garcia Benito, die mit internationalen Preisen ausgezeichneter Schriftstellerin, und Fernando Pereg Macazaga, ein Meteorologe, sind seit fast 20 Jahren ein Paar. In den Sommermonaten ist die Terrasse in Tarifa ihr Lebensraum und der herrliche Blick über den Strand reicht bis nach Afrika. Von hier sahen sie am 2. November 1989, wie 18 Leichen aus einem gekenterten Flüchtlingsboot an den Strand gespült wurden - das hat ihr Leben verändert. Seitdem haben Nieves und Fernando immer wieder illegalen Immigranten geholfen und sie in ihrem Haus einige Tage versteckt und versorgt.
Auch Jeloul, inzwischen eine Art Ziehsohn der beiden, ist vor fünf Jahren illegal nach Spanien gekommen - der Levante hat ihn an den Südzipfel Europas getrieben. Heute ist er begeisterter Surfer und trainiert täglich. Ein Lebensglück auf Zeit, das er und andere Flüchtlinge dem Wind von Tarifa verdanken...