Hallo zusammen,

meine Frage fällt etwas aus dem Rahmen und lässt sich sicherlich nicht ad hoc und pauschal beantworten.

Als Resident esse ich in der Regel zu Hause - es kommt eher recht selten vor, dass ich auswärts essen gehe - eigentlich fast nur dann, wenn ich mit dem MTB unterwegs bin.

Hierbei geht es weniger um die Frage, wo man richtig gut (oder gediegen) essen gehen kann, sondern vielmehr: wo kann man als Einzelperson hingehen, ohne das Gefühl zu haben, ein Gast zweiter Klasse zu sein?

Auf meinen Touren (z.B. Puerto de Mogan, San Bartolome oder gestern in Pozo Izquierdo) erlebe ich fast immer ähnliches Szenario: lustloses Personal (meist männlich, mit einer Mischung aus machohaften Benehmen und "einen nicht ganz ernst nehmen"), welches stest nach dem Bezahlen wortlos in der Küche verschwindet und nicht einmal ein "Adios" oder "Hasta luego" übrig hat. Über das Essen selbst (wie gesagt, als Sportler geht es mir ja eher um das Auffüllen meiner Energievorräte und weniger um ausgefeilte Küche) konnte ich mich bislang nicht beschweren, aber diese Lustlos-Mentalität bestärkt mich immer wieder aufs Neue, lieber zu Hause und dafür viel preiswerter zu speisen.

Im Übrigen habe ich einmal von einer Fraue (mitte Vierzig) Ähnliches gehört - oder noch schlimmer: sie wurde in manchen Restaurants als Einzelperson einfach nicht bedient .... bzw. sie ging nach 15 Minuten vergeblichen Wartens freiwillig, weil ihr das Ganze zu blöd war!

Meine Fragen dazu:
1) Kann es sein, dass oben genannte Nachlässigkeit (gekoppelt mit einer gewissen Überheblichkeit) hierzulande schlicht üblich ist und womöglich zum guten Ton gehört? Ich mir also unnötig darüber Gedanken mache?
2) Kennt jemand zumindest im Süden der Insel irgendwelche Bars/Bodegas/Restaurants, wo man/frau auch alleine hingehen kann - ohne das Gefühl haben zu müssen, "verarscht" zu werden?

Generell finde ich es schade, dass der Service teilweise zu wünschen übrig lässt - zumindest, wie ich es erlebt habe. Andererseits verstehe ich ja ganz gut, dass in Anbetracht des Massentourismus (Stichwort: Bedienen per Fliessband) und der geringen Löhne die Moral und Motivation hiesiger Kellner nicht die allerbeste ist.

Andererseit: ich habe auch keine Lust, immer daran glauben und meinen Kopf hinhalten zu müssen (bei Gruppen oder Paare scheinen sich die Kellner ja noch einigermassen zusammenzureissen). Ausserdem spreche ich ausschliesslich Spanisch und versuche dadurch, eine Anpassungsbereitschaft zu signalisieren. Ein Gespräch (ausser schnell eine Bestellung aufgeben) war übrigens bis jetzt nicht möglich - ganz anders meine bisherigen Erfahrungen auf Mallorca und auf dem spanischen Festland. Im übrigen wurde ich gestern in Pozo Izquierdo auf eine Frage recht lapidar abgewiesen mit dem Kommentar "können Sie nicht lesen, das steht auf der Tafel" - sprich: ein klarer Versuch seitens des Personals, jegliche Kommunikation im Keim zu ersticken - mir fällt dazu einfach nichts mehr ein....

Wie gesagt: ich weiss, dass sich meine Frage nicht so ohne weiteres beantworten lässt. Aber zumindest liegt mir etwas daran, diese Problematik einfach mal zu thematisieren und auf den Tisch zu bringen.

Beste Grüsse
sguardo

....muss gleich an den Herd und selber kochen .... sonst hätte ich sicherlich noch weiter geschrieben ;-))

Hi sguardo!
Ich kann dir nicht wirklich ein Lokal empfehlen, da ich deinen Geschmack punkto essen nicht kenne. Aber ich denke es kommt immer auf einen selbst drauf an, wie man sich gibt. Ich (Mitte 30)hatte noch nie das Prolem (bin öfters alleine auf GC) schlecht bedient worden zu sein. Ich kann nur sehr wenig spanisch - habs aber bisher geschafft, mich zu verständigen. Ein Lächeln - ein Schmäh (heißt Humor) ein nettes Wort - du bekommst das zurück - auch bei gestressten Kellnern, glaub mas.
Man braucht sich alleine auch nicht in eine "Ecke" setzen.Ich hock mich mal an die Bar, wenn ich was essen will auf einen freien Tisch. So ist das - muy bien. Frag mal die Kellner wies ihnen geht - vielleicht kommt dann mehr Sympathie rüber. Na dann alles Gute
Uschi

ulrich.....solltest du mit einem kellner zwecks bedienung oder unfreundlichkeit ein problem haben ,sage ihm einfach ....."geben sie mir bitte geld ich gehe ins nächste lokal und bestelle dort meine speisen und getränke". du wirst dich köstlich amüsieren.

Sonja hat es prima gesagt... sehr gut

Nee, also ich habe als Einzelperson immer recht gute Erfahrungen gemacht, ich wurde noch liebevoller bedient und habe einiges sogar gratis am Ende bekommen (ohne zu flirten)
Scheinbar ist es da bei Männern anders, dass diese dann anders "behandelt werden" wie Du beschreibst.
Ich denke mal in allen einheimischen Lokalitäten kann man gut als Einzelperson essen. Was heißt ich denke mal... ich HOFFE mal.
Aber so kann ich Dir da speziell leider nicht weiterhelfen, da es bei mir wie gesagt genau umgekehrt war.
LG Sanny

Ich bring das jetzt mal auf den Punkt:
Nicht alle Canarios sind liberal denkend und aufgeschlossen. Und wenn ein einzelner Mann - und wenn er noch so heterosexuell ist - einen anderen Eindruck auf gerade diese Bedienung macht, hat er schlechte Karten.
Aber so isses nunmal.

Hallo Petracaroline,

ich glaube, du hast die Sache auf den Punkt gebracht!
Irgendwie dachte ich mir soetwas bereits, habe mir aber andererseits gesagt: Gran Canaria ist ein Eldorado für Schwule - ergo muss die Toleranz hier auf der Insel ja super sein...

Gebe zu, dass auch ich vom "anderen Ufer" bin, obwohl ich es nie zur Schau trage oder mich damit identifiziere oder es grossartig thematisiere: der eine isst lieber Fisch, der andere Fleisch. Pasta! (so denke ich jedenfalls)

Kann sein, dass es manche Kellner (oder Männer allgemein) schlichtweg "riechen" (ein männlicher Gast Mitte 40, ohne Frau und Kinder, aber auch ohne Clique .... da stimmt doch etwas nicht!?) und daher auf Distanz gehen oder mal gerne einen verulken oder verächtliche Blicke zuwerfen. Denn an fehlender Freundlichkeit meinerseits kann es nicht liegen: ich versuche immer offen mit einem Lächeln auf mein Gegenüber zuzugehen.

Bleibt mir eigentlich nur übrig, entweder diese Eigenarten zu akzeptieren oder aber wieder in nordische Gefilde zu ziehen...

Zu den anderen Beiträgen von Euch: klar weiss ich, dass die Leute im Gastronomiebereich schuften bis zum Umfallen und dafür sehr schlecht entlohnt werden. Mein Nachbar (ein Canario, der selber in einem Hotel arbeitet und kaum frei hat) sagt selber, dass er sich gerne in Nordeuropa nach einem besseren Job umsehen möchte, da man auf der Insel als Hilfskraft nur ausgenutzt würde.

Wie gesagt, ich hätte schon ein nettes Wort übrig und würde gerne nach dem "wie geht es dem Kellner eigentlich mit seinem Job" (wie es mir hier ja vorgeschlagen wurde) fragen - nur: mir ist es andererseits und auf Dauer auch zu mühsam, wie Don Quijote gegen Windmühlen (hier konkret: Vorverurteilung) zu kämpfen bzw. zu entschärfen....

Man sollte den Thread umbenennen:

Vorurteile und Stigmatisierungen.
Überall können Männer auf Gran Canaria alleine weggehen.
Frauen machen es ihnen vor!
Möglicherweise haben gebildete Personen es einfacher, akzeptiert zu werden.
Das ist aber von Nukuʻalofa bis Apia so!