Abends wird mir furchtbar kalt, denn der Winter kommt nun bald. Ich habe 14 Jahre lang nie das Haus gesehen, nur die Bank. Die Bank im Kuhstall ist mein Korb, kalt und zugig immerfort. Ich bin ein Hofhund und wache hier, doch ich kann es jetzt nicht mehr. So träge bin ich jetzt geworden, jeder Knochen tut mir weh.
Ach, wär' ich doch am warmen Ofen und dürft' ich nur mein Herrchen sehn. Mit letzter Kraft geh ich zur Bank und lege mich hinunter, hinauf kann ich schon lang nicht mehr, mein Bett ist lang darunter. Ich durfte nie im Hause sein, schlief friedlich nun im Kuhstall ein.
Herr, was wirst Du tun mit Deinem neuen Hund, wenn jetzt der Winter kommt? Ins Haus darf er nicht mit hinein, das ist ja ungesund. Er wird genau wie ich einst war, im Stalle sein und frieren,- Frag mich ganz ernst, hast Du ein Herz? Mitleid mit deinen Tieren? Wie kann ein Mensch denn so was tun, und dabei friedlich schlafen? Er liebt Dich so, Dein neuer Hund, man sollte Dich bestrafen!
Zum Leben wurde ich einst geboren, dem Tode bin ich nun erkoren. Sitz hier allein, mein Leben lang, nur Langeweile, tagelang.
Der Zwinger ist sehr klein und eng, lang nicht geputzt, es riecht sehr streng. Bin alt, mein Fell ist nicht mehr weich und schön, lästig bin ich, muß nun gehen.
Sie haben mich hierher gebracht dereinst, im Schutze einer Nacht. "Tierheim" stand dort an der Tür, Für jedes unerwünschte Tier?
Ich sehn' mich sehr nach einer Hand doch niemand hier Erbarmen fand mit einer Kreatur wie mir.
Der Tierarzt kommt, so sagen sie, "erlöst" dann dieses Hundevieh. Ich fürchte mich vor der ewigen Nacht hätt' manchem Freude gern gebracht.
So sterb ich nun, das Gift wirkt schnell und hoffe: es wird wieder hell dereinst in einer bessren Welt
Schweigend steh ich da, erschüttert, vor den Boxen, engmaschig vergittert. Ein alter Hund mit weißem Bart, die Flanken eingefallen, dünn behaart, schaut mich mit leeren Augen an: "Du hilfst mir auch nicht, fremder Mann! Spar dir dein trauriges Gesicht, dein Mitleid, nein, das brauch´ ich nicht!
Geh endlich weiter, fremder Mann, denn du erinnerst mich daran, dass alle Liebe, die ich hab, umsonst ich einem Menschen gab! Doch wenn er käm´, holt´ mich nach Haus, wie anders säh´ die Welt dann aus! Mein ganzes Herz wär´ wieder sein - warum nur ließ er mich allein?
Geh´ endlich weiter, fremder Mann, denn du erinnerst mich daran, dass alles hätte ich gegeben, für deinen Bruder - selbst mein Leben! Spar dir dein trauriges Gesicht, dein Mitleid, nein, das brauch´ ich nicht. Geh weiter - oder wag´ den Schritt, hab´ Erbarmen - nimm mich mit!"