Auf Anregung und im Einverständnis mit dem Moderator dieses Foros, Arno, werde ich künftig in loser Folge alte, ältere und UR-alte *LOL* Zeitungsartikel hier reinsetzen, die einmal von mir verbrochen wurden.
1. Das soll kein "Franco-Selbstdarstellungs-Thread" werden, falls jemand auch mal Artikel über die Kanaren irgendwo veröffentlicht hat, soll er sie BITTE UNBEDINGT auch hier reinstellen!
2. Viele meiner Abhandlungen schrieb ich seinerzeit für das Kanaren-Magazin KAKTUS, das es LEIDER-LEIDER (!!!!!!!) nicht mehr gibt und dessen Archiv auch nicht mehr online abrufbar ist. Oder für kleinere Blätter, wie z.B. den auf Hierro erscheinenden MIRADOR. Es ist schade, dass diese Dinge nicht einer größeren Allgemeinheit (noch dazu gratis!!) zugänglich sein sollen, also warum nicht hier?
3. Es handelt sich ausnahmslos um ältere Artikel. Naheliegenderweise kann ich nicht ohne weiteres jüngere Veröffentlichungen hier reinsetzen, denn ich habe zwar das Copyright, aber das jeweils veröffentlichende Medium eben AUCH SEINE Rechte, was auch OK ist. Insofern kann es durchaus mal zu Aussagen kommen, die heute SO nicht mehr stimmen, es wird teilweise noch in DM oder Pts. und nicht in Euro gerechnet usw.
4. Kritik + Anmerkungen, jedwelcher Art auch immer, sind ausdrücklich erwünscht !
5. (Von Arno62) Als Moderator des "Foro español" möchte ich klarstellen, dass ich die sehr gut und unterhaltsam geschriebenen Artikel-Beiträge Francos nicht nur für eine inhaltliche, sondern auch für eine sprachliche Bereicherung des Forums halte. Die auftauchenden spanischen Begriffe, soweit nicht im Textzusammenhang geklärt, werden von mir (soweit ich es kann) und auch von Franco am Ende des Textes erklärt. Wer Fragen hat, frage nach !
[ Editiert von Moderator Arno62 am 11.12.07 22:34 ]
Beginnen möchte ich mit einem Artikel, der schon lange nicht mehr online abrufbar ist, auch nicht auf der Download-Area unserer HP. Es war der letzte Beitrag meiner 1-jährigen Kolumne im KAKTUS über Immobilienerwerb und -verkauf auf den Kanaren.
Heitere, komische und unglaubliche Episoden aus der Immobilienbranche
Zum Abschluss der nunmehr fast 1 Jahr währenden Immo-Serie ein paar Schwänke und Anekdoten. Man erlebt im Laufe der Jahre im scheinbar so staubtrockenen Immo-Geschäft die irresten Sachen, über die man selbst aber meist erst sehr viel später lachen oder schmunzeln kann. Ich habe bewusst nur zeitferne Beispiele gewählt, um niemanden zu kompromittieren oder bloszustellen, man ist ja Mensch und fair ...
Eins meiner schlimmsten Erlebnisse (ein Alptraum!) ereignete sich vor Jahren im Süden von Gran Canaria. Ein nettes Ehepaar mittleren bis reiferen Alters hatte sich definitiv und nach langen Besichtigungstouren plus Beratungsgesprächen für ein Objekt in San Agustín entschieden. Nicht eben billig (damals ca. 600 TDM), aber gut gewählt und absolut empfehlenswert. Mein Vor-Ort-Partner, meine Wenigkeit und die Eheleute hatten sich zum morgendlichen Notartermin in Telde eingefunden, um danach gleich mit dem Notar die Dinge im zuständigen Municipio San Bartolomé abzuwickeln, alle Verträge waren vorbereitet und übersetzt, als die Ehefrau noch vor der Bürotür ebenso plötzlich wie energisch die Bremse anzog und in einem keinerlei Widerspruch zulassenden Ton erklärte: "Heinz, ich hab mirs überlegt. Wir sollten uns doch mal Fuerteventura ansehen. Wir sollten nichts überstürzen!"
Ich weiss nicht mehr, wer in dieser Situation am blödesten dreingeschaut hat. Der Ehemann, mein Partner oder ich selbst. Das sind die Momente, wo du am liebsten im Erdboden versinken oder ganz weit weg sein möchtest und dich nur noch fragst "Was haben wir nur falsch gemacht, zum Teufel?". Aber der Kunde ist König und ein König darf sich natürlich jederzeit capriziös benehmen, keine Frage. Auch klar, dass wir als Vermittler die angefallenen Notarauslagen übernahmen, allerdings nicht die weitere Betreuung dieser Klienten.
Nichts gegen unsere Brüder und Schwestern in den Neuen Bundesländern. Ich bin weit davon entfernt, irgendwelche Vorurteile zu pflegen oder zu schüren. Aber manchmal sorgen die BroSis dort schon selbst dafür und lassen den unvoreingenommenen Wessi sehr verdutzt im Regen stehen mit seinen Idealen. Telefongespräch mit einem Interessenten aus der Nähe von Dresden: Interessent: "Schickense mer mal alles, was Sie über Teneriffa haben." Berater: "Können Sie das nicht ein wenig eingrenzen? Teneriffa ist gross. Wo hätten Sie denn gerne ein Objekt erworben, welchen Ansprüchen soll es genügen und wo ist Ihr oberes Preislimit?" Interessent: "Das ist mir völlig egal. Nur Teneriffa soll es sein." Berater: "Sagen Sie, kennen sie die Insel denn wenigstens einigermassen?" Interessent: "Nö! Noch nie dagewesen. Aber das spielt keine Rolle. Teneriffa muss es sein und am Geld solls nicht liegen ..." Ääähhmm, ja! So war das. Unglaublich, aber wahr.
Weiteres Beispiel: ein Klient aus Brandenburg suchte ein gewerbliches Objekt auf Teneriffa. Wieder dieses "egal was es auch ist". Die Solvenzüberprüfung des Interessenten verlief äusserst vielversprechend und wie es der Zufall wollte, hatten wir just zu diesem Zeitpunkt eine sehr interessante und renditereiche Vakanz im Angebot. Allerdings nicht für jeden Geldbeutel und nicht für jeden Investor. Es handelte sich um ein absolutes High-Level-Horizontal-Etablissement mit Luxusausstattung (Pool, Whirlpool, Mahagonibar, Snooker-Billard, zig Spielwiesen und -räume plus der dort arbeitenden Hostessen nebst international erfahrenem Barkeeper und Bouncers) im Spüden der Insel.
Der Interessent war zunächst auch Feuer und Flamme für dieses äusserst lukrative Komplettangebot, entschied sich dann jedoch (auf Anraten seiner Frau und seines Geschäftspartners) für eine Bowlingbahn in Playa de las Americas. Hat er auch von uns bekommen. Wie gesagt, der Kunde ist König und ob nun Puff oder Bowling ... ist doch eh' alles irgendwie "egal und dasselbe", nech?
Dieses Nobelbordell hat uns noch eine ganze Weile auf Trab gehalten und gänzlich neue Einblicke in die wundervolle Welt der Geldwäsche und mafiösen Machenschaften eröffnet. Der nächste Interessent wurde uns als Schwede avisiert. Nicht schlecht, Herr Specht! Das hat doch was seriöses, irgendwo. Der äusserst wortgewandte, dynamisch und mit besten Umgangsformen auftretende Herr entpuppte sich allerdings als Staatsbürger einer ehemaligen Sowjetrepublik, was der Sache jedoch zunächst nicht abträglich war. Er wollte nur partout nicht den üblichen (und vorgeschriebenen) Weg über den Notar usw. gehen, nichts von Banken und Konten wissen, geschweige denn von einem seriösen, antwaltlichen Sperr- bzw. Anderkonto, sondern knallte ein Köfferchen mit 1,3 Mio. US-$ in bar auf den Tisch (der Kaufpreis betrug damals 2,2 Mio. DM incl. Provision) und meinte süffisant lächelnd: "Take it or leave it, but do it now and immediately!".
Nächster Tatort: wieder Teneriffa, aber etwas harmloser. Meine Lebensgefährtin und ich waren zu einem Besichtigungs- und Fototermin in ein zu verkaufendes Chalet eingeladen. Äusserst angenehme Leute übrigens! Die Ehefrau, der ich in diversen Telefonaten schon erläutert hatte, mit was für fiesen Zeitgenossen man es zuweilen zu tun hat, sagte gleich zur Begrüssung "Bei uns brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Da hat alles seine Ordnung. Mein Mann ist Kriminalkommissar im Ruhestand".
Ein wortloser, aber grinsender kurzer Blickwechsel mit meiner Frau enthielt nur eine Botschaft: "Soso! Na denn ...". Es hatte in der Tat alles seine absolute Richtigkeit. Selten habe ich derart korrekte und sympathische Verkäufer kennengelernt. Die Einladung zu einem abschliessenden Gläschen Wein hatten wir 2 mal höflich und dankend abgelehnt, beim 3. Mal liessen wir uns dann doch breitschlagen. Und RUMMS, kippte schon das Glas um. Mitten auf den Tisch, auf dem die Escritura und andere Papiere lagen. Wer es umstiess, verrate ich als Gentleman nicht, es ist auch unerheblich. Ich konnte es gerade noch abfangen und die Fontäne von den hochheiligen Papyrosrollen in Richtung Leder-Eck-Garnitur ablenken. Weia! Warum muss sowas nur immer bei so lieben Menschen passieren und nicht bei solchen, die es eher verdient hätten??
Eine niedliche Angelegenheit ereignete sich nördlich von Los Llanos de Aridane auf La Palma. Zum Schiessen! Die äusserst attraktive junge Dame, mit der ich mich an einem Mirador verabredet hatte, nahm mich von dort aus mit ihrem Auto mit. "Sie hätten das niemals gefunden. Mein Mann ist übrigens Palmero. Wir haben das Haus vor 2 Jahren ganz neu gebaut. Es ist in einem Superzustand, nur eben unbewohnt seitdem". Nachdem sie sich einige Male im Wirrwarr der Pisten verfahren hatte (ist ja auch manchmal eine schier unlösbare Aufgabe, sein eigenes Haus zu finden!), bekam sie es irgendwie fertig die Karre völlig abzuwürgen und auf einem einsamen Weg zu plazieren, wo nur noch der Rückwärtsgang half bzw. ein "Komm Mädel, rück mal rüber und lass mich das jetzt machen". Endlich an der Hütte angekommen kams dann wirklich dicke. Als die Lady temperamentvoll an der Haustür rüttelte, um sie aufzubekommen, fiel sie (die Tür!) ihr entgegen. Top-Zustand? Endlich drin, machte sie erstmal die Fenster auf "muss mal durchlüften hier". Ohja, das war auch dringend nötig, denn es miefte bestialisch. "Ist die Aussicht auf das Meer und die Berge nicht phantastisch? Man sieht bis Puntagorda. Naja, heute nicht. Ist zu diesig. Unser Nachbar hat uns übrigens fest versprochen, den grossen Baum da zu fällen und die Chumberas (Feigenkakteen) zu entfernen, die den Meerblick etwas verdecken".
Etwas? Das kam nun wieder auf den Standpunkt an. Man konnte immerhin das Meer erahnen sowie links und rechts etwas Bläuliches durchschimmern sehen. Leider und peinlicherweise bekam sie die Fenster später nicht mehr zu "verdammt, dieses Scheissholz verzieht sich aber auch ständig bei der Luftfeuchtigkeit hier". Sísísí, junge Frau! Deshalb sollte man bei Neubauten auch besser Alu verwenden!
Im nächsten Moment stand sie kreischend auf dem Kaminbord. Wir hatten einige "Untermieter" geweckt, ganz süsse kleine ratones und pajaros. Wie die allerdings ins Haus kamen bei den klemmenden Fenstern und Türen, ist mir bis heute ein Rätsel. Als die verscheucht waren, bat ich sie (nicht die Mäuse, sondern die Dame des Hauses natürlich), doch mal den Kamin zu öffnen. Nur um mal zu sehen, dass es keine Attrappe war. Ach du liebe Güte, hätte ich doch besser auf diesen Extrawunsch verzichtet! Als wir das verdächtige Geräusch hörten, war es schon zu spät. Es kam eine Lawine aus allerlei hölzernen und metallischen Kleinteilen sowie tonnenweise Staub (erst beige, dann rötlich, dann schwarz) durch den Schornstein nach unten gerauscht.
Doña Dueña konnte sich gerade noch halbwegs in Sicherheit hechten, landete irgendwie in meinen Armen und brach gleich darauf in ein lautes und charmantes Lachen aus: "Du-Sie ... Du wirst doch hoffentlich trotzdem unser Haus verkaufen?" "Aber natürlich, Señorita! Solange die Provision stimmt. Im Übrigen schreit das Haus ja danach, verkauft zu werden, nicht wahr?" Alles weitere überlasse ich der Fantasie des Lesers bzw. es fällt in den Bereich "Zensiert". Wie schon mehrmals gesagt: die Kundin ist Königin - und Diskretion ist Ehrensache!
Mit den allerherzlichsten und besten Wünschen zum Verkauf oder Erwerb Ihres Kanarendomizils,
Nun ein Artikel, der vielleicht ganz gut zur Weihnachtszeit passt, denn er entstand im Winter 2004/2005 und wurde damals glaub ich im MIRADOR veröffentlicht.
HEISSE Gerichte warm serviert Über die erotisierende Wirkung der kanarischen Küche
Wenn Mann über lange Jahre eine beständige Ehe oder feste Beziehung mit ein und derselben Partnerin führt, fragt er sich vielleicht in stillen Momenten, woher das wohl kommen mag. Woher diese nicht nachlassenwollende Leidenschaft, die durch nichts zu erstickende lodernde Flamme, hört man doch aus dem Bekanntenkreis und besonders medienseitig gänzlich andere Meldungen.
Eine mögliche und sehr simple Antwort darauf lautet: LIEBE UND EROTIK GEHT DURCH DEN MAGEN. Das wurde mir erst kürzlich im winterlichen Deutschland sehr bewusst, als die Luft nur noch nach Lebkuchen und Glühwein roch und mich daheim unverhofft gänzlich andere, sehr vertraute Düfte erwarteten. Es war diese bewusste Mischung aus Fisch, Knoblauch, Zwiebeln, Safran und Meersalz. Unaufdringlich, aber doch sehr eindeutig. Wobei du unwillkürlich die Augen schliesst und dich für Momente wegschweben lässt.
Wenn dann noch eine liebevoll ausgesuchte Flasche Canarias-Wein (in dem Fall ein Weisser aus La Palma) gekühlt auf dem Tisch zum Entkorken bereitsteht und dir eine wohlbekannte Lady aus der Küche kokett, charmant und vielsagend zulächelt, dann fühlst du dich als hättest du eben den Hauptgewinn, den absoluten Premio Gordo abgezockt und weisst wieder wo du zuhause bist - falls da jemals Zweifel bestanden.
Schon mal genau hingesehen, wie enorm sexy und hinreissend ein weibliches Wesen wirkt, das vollkommen gedankenverloren und hingabevoll in der Küche hantiert? Nein, kein Chauvinismus. Keine Spur davon. Ich behaupte nicht, dass dies der gottgewollte, vorbestimmte, einzig adäquate Lebensraum und Destino von Frau ist.
Ich behaupte aber mit Nachdruck, dass Menschen automatisch schön und sehr attraktiv erscheinen, wenn sie intensiv mit etwas beschäftigt sind und sich unbeobachtet fühlen. Es soll ja Damen geben, die finden überhaupt nichts dabei, ihnen bereitet das Rumköcheln und Bruzzeln einfach nur grossen Fun, sie relaxen dabei und bewegen sich im Umfeld Küche nicht zwingend mit Schürze, Lockenwicklern und elend langweiligen Pantoffeln sondern ziehen ein vollkommen anderes Outfit vor. Ich verzichte jetzt auf Details (wir sind ja hier im MIRADOR und nicht beim Playboy), sondern komme zu der Frage, die den Leser nun zweifellos am meisten beschäftigt: "Was ist denn nu mit dem erotischen Essen? Rezept her!"
Zuerst möchte ich mal anmerken, dass Fisch und Meeresfrüchte bekanntlich seit Menschengedenken als Aphrodiasaka gelten - man muss nur tüchtig daran glauben. Die kanarischen Gewässer beherbergen wahrhaftig genügend und abwechslungsreiches "Bio-Viagra" und es ist auch nicht schwer heranzukommen, vorausgesetzt man hat die entprechenden Restaurant-Kenntnisse oder weiss, wo die Zutaten zum Selbermachen erhältlich sind. Austern? Wer braucht die denn? Das kanarische Pendant heisst Lapas (con Mojo natürlich).
Schalentiere (mariscos) sind je nach Saison verfügbar. Man frage nach Langostas, Langostinos, Gambas, Camarones oder Cangrejos. Ein deutlicher Warnhinweis sei jedoch bezüglich des Cangrejo Atlantico (liocarcinus aruatus) gegeben. Das sind die grossen schwarzen Krebse, die an den Klippen des gesamten Archipels herumkrabbeln und gekocht eine tiefrote Farbe haben. Wer ungeübt in Fang und Zubereitung ist, sollte lieber die Finger davon lassen und diese Delikatesse im Restaurant geniessen. Es haben sich auch schon Einheimische beim Klettern auf den Felsen die Knochen gebrochen und wer die genaue Garzeit nicht einhält, erlebt infolge eines Drüsensekrets dieser Spezies unliebsame Nebenwirkungen.
Echter Kaviar ist zweifellos für viele eine feine Sache. Doch auch hier existiert eine kanarische Variante, die sog. Huevas, Fischeier vorzugsweise vom Peto (Wahoo), Cherne (Wrackbarsch) oder Medregal. Mit etwas Glück ergattert man diese Spezialität als Tapa in einer Kneipe eines Fischerdorfes. Vorteilhaft ist dabei immer (auch zur Selbstversorgung) wenn dort eine Cofradia, eine Fischereigenossenschaft ansässig ist.
Für nichtresidente Kanarenliebhaber lässt sich auch in heimischen Gefilden problemlos so etwas wie kulinarisches Urlaubsfeeling zaubern und das zu jeder Jahreszeit. Der kredenzte Wein muss ja nicht unbedingt von den Inseln stammen und der Fisch auch nicht. Mein Rezeptvorschlag wäre caldo de pescado, Fischsuppe entweder nach traditioneller Art mit Reis, Knoblauch und Safran oder "a la marinera" mit Kartoffeln und Gemüse. Als Zutaten nehme man einen Lachskopf, wie er oft als Deko verwendet wird und deshalb meist gratis zu haben ist. Dieser wird etwa eine Viertelstunde vorgekocht, danach das Gemüse bzw. der Reis zugegeben und weitere 15 Minuten gekocht. Nachdem die Suppe das Aroma angenommen hat, kann der Kopf entfernt und evtl. noch kleine Stückchen ausgelöst werden. Nun wird der eigentliche Fisch beigegeben, sehr empfehlenswert ist entweder Rotbarschfilet oder Wels, und noch eine Weile behutsam gegart.
Zur Abrundung, ganz besonders wenn man keinen Fischkopf erstehen konnte, 1 bis 2 Brühwürfel "caldo de pescado" zugeben. Diese sind in Deutschland kaum erhältlich, deshalb decke man sich damit tunlichst während des Kanarenaufenthaltes ein.
Ein herzliches Buen Provecho einschliesslich der erhofften Nebeneffekte wünscht Ihnen
Worterklärungen: premio gordo = "dicker Preis" = Lotterie-Hauptgewinn mojos = dicke Soßen verschiedener Art a la marinera = nach Fischerart caldo de pescado = Fischsuppe buen provecho = guten Appetitit
[ Editiert von Moderator Arno62 am 11.12.07 22:30 ]
Wenn Vergangenheit bis in die Gegenwart reicht: Nazis auf den Kanaren
Nach Kriegsende wurden bekanntlich zahlreiche ehemalige SS-Leute und Parteigrössen plötzlich von starkem Fernweh heimgesucht, um sich ihrer Verantwortung zu entziehen. So mancher verdrückte sich erst viel später, weil nicht potentiell einer Anklage der Alliierten oder der dt. Gerichtsbarkeit ausgesetzt oder schlicht durch mangelndes Unrechtsbewusstsein keinen akuten Handlungsbedarf sehend, so dass die Reisewelle bis in die 70er Jahre anhielt. Der Fluchtweg verlief über die bayerische Bergwelt, das österreichische Zillertal, Brixen in Südtirol, den Brenner. Danach gings via Genua oder Neapel entweder über die sog. "Rattenlinie" nach Südamerika (vorzugsweise Argentinien, Chile, Peru) oder nach Spanien.
Die Schleusung durch Italien sowie die Beschaffung von Papieren geschah oftmals mit höchstkirchlichem Beistand direkt aus dem Vatikan, namentlich durch den österr. Bischof Alois Hudal sowie den Kroaten Draganovic. Die Organisation der Fluchthilfe übernahmen Netzwerke wie ODESSA (Organisation der ehemaligen SS-Angehörigen), die "Stille Hilfe", die "Spinne" (Otto Skorzeny) oder später auch HIAG (Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit).
Während HIAG vornehmlich aus der BRD und offen agierte, operierte ODESSA weltweit und verdeckt, meist aus dem südamerikanischen Exil oder von Spanien aus. ODESSA-Leute trafen sich öfter in der Nähe von Marbella und von einem Meeting (1965) existiert ein Protokoll, welches mehr als 100 Delegierte auflistet und z.B. die "Kriegserklärung" an den Staat Israel, die Liquidierung des dt. Generalstaatsanwaltes und Nazi-Jägers Fritz Bauer (3 Jahre später ermordet) sowie den Bombenanschlag auf die Journalistin Beate Klarsfeld als Ziele ausweist. Letztere trug durch ihre Recherchen entscheidend zur Ermittlung von Klaus Barbie (Gestapo-Chef Lyon) bei.
Während Spanien die neuen Gäste lediglich stillschweigend duldete und keinen Handlungsbedarf bei Strafverfolgung oder Auslieferung sah, wurden die Herrschaften in Argentinien regelrecht hoffiert, denn Perón hatte ein Faible für die europäischen (Ex)-Diktaturen und erhoffte sich wertvolles Know-How beim Aufbau seiner eigenen Polizei-Truppe. Trotzdem verblieben zahlreiche Altnazis in Spanien und auf den Kanaren.
Interessant dabei, wie verschieden sich diese Leute in ihrer neuen Heimat verhalten.
Manche leben völlig zurückgezogen und weltfremd auf einsamen Fincas. Man findet heute noch auf allen Inseln ulkige Kauze dieser Coleur, auch wenn sie langsam aber sicher aussterben. Andere wieder tun sich keinen Zwang an, brüsten sich in dt. Clubs und Kneipen mit ihren Heldentaten und machen kein Geheimnis aus ihrer Gesinnung. Sehr häufig trifft man auf den Typus des Gemeinschaftsmenschen, der völlig unauffällig in einer der vielen deutschen Insel-Kolonien sein Leben fristet und einen sozial sehr verträglichen Eindruck macht.
Viele würden nicht schlecht staunen, wüssten sie um die Vergangenheit des netten, immer hilfsbereiten und etwas tüddeligen Opas von nebenan, der "schon sehr lange auf der Insel lebt, wie man so hört ".
Last not least gibts noch den "Verbarrikadierer", der sich hinter meterhohen Mauern, Stacheldraht, Massen von scharfen Hunden und sonstigen Sicherheitseinrichtungen verschanzt, niemanden an sich ran lässt und sich damit natürlich am verdächtigsten macht.
Prominentestes Beispiel: die Villa Winter auf Fuerteventura. Die Winters hielten sich bis Ende der 80er Jahre sogar eine kleine Privatarmee, um neugierige Übergriffe auf ihr von Legenden und Mythen umwittertes Anwesen zu unterbinden. Der kleine Haken an der Sache: Gustav Winter (+ 1971 in Las Palmas) war gar kein Nazi! Dies belegt sein Lebenslauf, denn er kam bereits 1915 nach Spanien, studierte in Madrid und tat sich auf den Kanaren lediglich als Unternehmer hervor (1928 Elektrizitätswerk CICER in Las Palmas, Pläne für Zement- und Fischfabrik auf Fuerteventura sowie Urbarmachung der Halbinsel Jandia). Er mag sich mit dem Regime eingelassen haben, es gab zweifellos persönliche Kontakte mit Marine-Abwehrchef Canaris und es ist absolut möglich, dass das OKW im Krieg an ihn herantrat, weil man sich seine Connections zunutze machen wollte. Er mag sogar finanzielle Mittel aus Berlin erhalten haben, um Projekte wie Feldflughäfen auf Fuerte oder U-Boot-Basen in Angriff zu nehmen, war sich aber nie der ideologischen Tragweite bewusst und handelte als Geschäftsmann. Abenteuerliche Stories, die Villa Winter sollte Fluchtdomizil für Hitler und Eva Braun sein oder der verschollene Martin Bormann hätte sie als Unterschlupf genutzt, müssen eindeutig in den Bereich der Fabel verwiesen werden. Unklar bleibt allerdings, warum im Jahre 1939 die gesamte Halbinsel Janida gesperrt und die dort lebenden Majoreros vertrieben wurden. Die Familie tat sich keinen Gefallen, indem sie die Villa ab 1971 zur Festung ausbaute, Einigelungstaktik betrieb und damit den wilden Gerüchten und Spekulationen Vorschub leistete. Späte Schadensbegrenzung wird nun verzweifelt durch den Sohn Gustavo Winter Althaus betrieben, der sich gelegentlich in der kanarischen Tagespresse zu Wort meldet.
Nichtsdestotrotz leben (alte und neue) Unbelehrbare auf den Inseln, lassen den Nazi sogar lautstark raushängen, erweisen damit der restlichen Residentengemeinschaft und dt. Gewerbetreibenden einen Bärendienst und stören erheblich das Verhältnis zu den Canarios!
30. Januar 2003 auf El Hierro: aus einem mir wohlbekannten Haus wird das gesamte Dorf mit zackiger Marschmusik und Gekeife von Hess, Göring und Goebbels beschallt. Als ich nachfrage, ob das einen besonderen Grund habe, werde ich belehrt, dass heute der 70. Jahrestag der Machtergreifung ist und dies von jedem anständigen Deutschen ... Dschingdarassabum ... zu feiern sei. Aha! Wie konnte ich das nur vergessen? Und wie gut, dass dieser freundliche Mensch meinen offenbar ins Bröckeln geratenen historisch-weltanschaulichen Unterbau in letzter Minute wieder zurecht rückte. Während sowas vielleicht noch irgendwo niedlich ist und von den Einheimischen eh' mit einem Augenzwinkern abgetan wird, erschreckt jedoch das Verhalten von wesentlich jüngeren Zeitgenossen.
In einem kanarischen Forum las ich auf den Vorhalt eines Diskutanten, wir seien doch alle Gäste und sollten uns entsprechend verhalten, die lapidare Antwort: "In meiner Escritura bin ICH als Propietario ausgewiesen! Nein, ich bin KEIN Gast und ich mache was ich will!". Noch schlimmer das öffentliche Benehmen einer dt. Residentin, Mittvierzigerin, erst kürzlich geschehen. Sie erklärte lautstark, sie wohne nur wegen des Klimas hier. Alles andere sei unter aller Sau, schmutzig, ohne Zucht und Ordnung, die Canarios völlig unzivilisiert, für sie ohnehin eine Art Untermenschen, die nicht einmal zur Verrichtung der primitivsten Arbeiten taugten. Als einer der einheimischen Anwesenden fragte, ob sie evtl. Nazi sei, bejahte sie das ohne mit der Wimper zu zucken - und bekam postwendend ein Glas Wasser ins Gesicht ...
Die Beispiele liessen sich endlos weiterführen und ich schliesse diesen Beitrag mit dem Appell: Augen auf, Ohren auf und im richtigen Moment nicht zögern, die nötige Portion Zivilcourage an den Tag zu legen!
Wenn im folgenden Artikel die Rede von "Wahlen" ist, bezieht sich das nicht auf die Kommunalwahlen dieses Jahres, sondern auf die vorletzten.
Der Resident, das sozial unverträgliche Wesen ?
Als einer, der seit vielen Jahren den verschiedensten Menschen beim Fussfassen und der Domizilsuche auf den Kanaren behilflich ist, interessiert man sich natürlich sehr dafür, wie die Herrschaften Residenten denn so leben, wie sie denken und wie sie handeln. Auch fragt man sich, wie weit es denn mit der Integration her ist, ganz besonders jetzt, wo die Rahmenbedingungen dafür durch eine gemeinsame Währung, den Wegfall der Residencia und das kommunale Wahlrecht optimal sein sollten.
Viele, vor allem jüngere reihen sich problemlos ein, nehmen am kanarischen Gesellschafts- und Kulturleben teil, ein sehr grosser Teil der deutschen Inselbewohner jedoch hat zwar wohl einige eineimische Bekannte, echte Canario-Freunde aber kaum oder gar nicht. Man bleibt lieber unter sich. Obwohl bei zahlreichen Residenten nach wie vor eine erschreckendes Desinteresse an der span. Sprache zu beobachten ist, darf bezweifelt werden, ob die Sprachbarriere allein der Grund dafür ist. Eher scheint es ein gewisser Dünkel und deutsche Vereinsmeierei zu sein. Sehr schade eigentlich, denn durch diese Distinguiertheit beraubt man sich zweifellos erheblicher Lebensqualität und Bereicherung in der Wahlheimat.
Apropos Wahl: Anlässlich der bevorstehenden Kanarischen Atonomiewahlen läge es doch sehr im Interesse des deutschen Residenten, etwas über Partei-Programme und vor allem über das Geleistete in der letzten Legislaturperiode zu wissen. Letzteres funktioniert jedoch nur, wenn man sich über längere Zeit hinweg in der einheimischen Lokalpresse oder TV schlau macht und das bedingt nun mal Sprachkenntnisse. Eine fundierte Meinungsbildung nur über Kleinanzeigen der Parteien in der deutschsprachigen Inselpresse oder Slogans auf Wahlplakate ist schlichtweg unmöglich.
Arroganz, Überheblichkeit und schlechtes Benehmen deutscher Isleros gegenüber den Canarios ist ein Dauerthema und wird es wohl noch lange bleiben. Zum Glück sind diese Zeitgenossen jedoch in der Minderheit. Andererseits sollte ein jeder sein Verhalten täglich prüfen, denn wenn ich in einem Gespräch - vielleicht sogar ohne böse Absicht und ohne es zu wollen - permanent "En Alemania ist das so und so" von mir gebe, muss ich mich nicht wundern, wenn mein Gegenüber mich spätestens beim dritten Mal freundlich schulterklopfend unterbricht und mir zu verstehen gibt, dass ich dann doch da bleiben solle, wo ich herkomme.
Soweit zum Thema Residentes-Canarios. Interessante Beobachtungen macht man aber auch, wenn man sich mal ansieht wie einige Residenten untereinander umgehen. Dieses Abkapseln in deutsche Kolonien, die Reduzierung des Freundes- und Bekanntenkreises bzw. des Umfeldes nur auf Landsleute hat leider häufig den Effekt, dass dieses Leben im nach aussen begrenzten Biotop quasi unter der Käseglocke die verrücktesten Blüten treibt - keine physische Inzucht, aber eben doch irgendwo eine Geistige! Die limitierte Anzahl sozialer Kontakte, die immer gleichen Gesprächsthemen und Gesprächspartner und das Fehlen frischen Windes von aussen enden nicht selten in tödlicher Langeweile gepaart mit latenten Aggressionen und Neidgefühlen, die dann leider oftmals in allerlei Klatsch, Intrigen und manchmal sogar offene, längerfristige Feindschaften münden und ein Ventil suchen.
Die im KAKTUS vor ca. 2 Jahren veröffentlichte Geschichte*** über den Kleinkrieg zweier deutscher Familien auf Lanzarote ist leider kein Einzelfall. Auch auf anderen Inseln ist es offenbar zum Volkssport einiger Residenten geworden, seinen "Nächsten" - also vor allem den liebgewordenen Landsmann - nach Kräften zu piesaken und zu befehden. Es beginnt und bleibt oft ganz harmlos, in manchen Fällen sind daraus allerdings auch jahrelange und sehr ernste Auseinandersetzungen mutiert, in die ganze Residenten-Gruppen verwickelt waren und wo es auch schon Todesfälle gab.
Schlimm und peinlich genug, dass deutsche Insulaner einander gegenseitig immer wieder mit hirnrissigen und für zivilisierte Menschen völlig überflüssigen Anzeigen überziehen. Es geht um zu lautes Hundegebell, falsch abgestellte Fahrzeuge oder den berühmten Ast der ins Nachbargrundstück hineinragt. Gartenzwergmentalität pur! Die Zivilgerichtskammern der Verwaltungsbezirke Arona (Tenerife), Los Llanos de Aridane (La Palma) oder San Bartolomé (GC) können ein Lied davon singen. Teilweise blockieren die Eingaben der Residenten die - ohnehin nicht gerade zügige - Arbeit der Justiz auf Jahre hinaus und verhindern somit, dass in wesentlich wichtigeren und eiligeren Fällen Recht gesprochen wird. Der Prozentsatz der anhängigen Zivilklagen von Ausländern steht in eklatantem Gegensatz zur Bevölkerungsstruktur, also stimmt doch da irgendwas nicht!
Anders gesagt: bevor ein Canario zum Juzgado rennt und eine denunzia (normale Anzeige) oder gar eine querella (Strafanzeige) erwirkt, muss schon einiges passieren. Die Residenten täten gut daran, und das nicht nur in diesem Fall, den einheimischen Gepflogenheiten ein wenig zu folgen.
Andere Themafacette: wie gehen deutsche Residenten mit ihren urlaubenden Landleuten um? Ehrlich gesagt, schockiert deren Verhalten zuweilen. Wenn es sich um deren eigene Freunde und Bekannte handelt, gehts ja noch. Die stehen sozusagen unter Artenschutz. Oft genug ist jedoch ein sehr herablassendes Procedere zu verzeichnen, verächtliche Blicke und boshafte Kommentare, wenn einer mal kundtut, dass er hier "der Neue" ist und gedenkt, sich evtl. niederzulassen. Statt dem Newbie anständigerweise etwas unter die Arme zu greifen oder wenigstens mal nachzufragen, welche Ideen und Intentionen ihn denn treiben und ehrliches Interesse zu bekunden, wird er mit Spott überhäuft oder einfach nur geschnitten.
Äusserst bedenklich ist auch die Meinung einiger Residenten, es sollte jetzt mal endlich einen Zuzugs-Stop für Extanjeros (damit meinen sie IHRESGLEICHEN!) für die Kanaren geben. "Hurra, wir waren als Erste hier und nach uns die Sintflut" - Lo siento, aber DAS kanns ja nun wirklich nicht sein und eine derartige Lesart ist obendrein für die gesamte deutsche Residenten-Gemeinschaft auf den Inseln sehr beschämend! Diese Leute vergessen leider nur allzuschnell, dass sie selbst einmal in grauer Vorzeit das erste Mal als unwissender, aber ebenso faszinierter Besucher auf den Inseln umherirrten und froh darüber waren, dass irgendwer ihnen eine helfende Hand reichte.
Deshalb appeliere ich an alle "alten Insulaner": Nur weil einer ein paar Jahre später als Ihr auf den Kanaren anlandet, muss er noch lange nicht schlechter-langweiliger-minderwertiger sein. Seht ihn Euch genau an. Hört ihm zu. Kommuniziert mit ihm! Nur dann erfahrt Ihr, wer dieser Mensch wirklich ist und vielleicht erwächst daraus ja sogar eine lebenslange Freundschaft ...
Ein Tag im Parque de Sta. Catalina (Las Palmas, Gran Canaria) Von Parkwächtern, Immigranten und Obdachlosen
Das Stadtviertel Sta. Catalina existiert gerade mal 100 Jahre, ist also bei weitem nicht das älteste. Aber hier pulsiert das Leben wie sonst nirgendwo, ist geprägt von cosmopolitischem Flair in weltoffenen Hafenstadt. Es stimmt nachdenklich, dass ausgerechnet hier Missgunst und offene Ablehnung gegenüber den immer zahlreicher werdenden Immigranten aus Westafrika Einzug hält, denn die Bewohner sind es gewohnt in einem bunten Nationalitäten-Cocktail zu leben und gelten als äusserst tolerant.
Der kleine Park ist traditionell kultureller Treffpunkt und steht ebenso auf der Liste der Sehenswürdigkeiten, er wird jedoch zunehmend sowohl von Einheimischen als auch von Touristen gemieden.
Die Afrikaner nehmen den Park in Beschlag und dem Beobachter bietet sich zuweilen ein recht skurriles Bild, wenn die Schwarzen wie die Trauben zu sechst oder zu acht auf den antiken Steinbänken hocken. In den Plastiksäcken darunter verbirgt sich nicht etwa Müll, sondern ihr Hab und Gut. Sie verhalten sich weder laut noch aggressiv, aber sie sind präsent. Wo sollen sie auch sonst hin? Am Canteras-Strand können sie allenfalls nächtigen und werden morgens von den Municipales verscheucht.
Ich unterhalte mich mit Masud, einem jungen Ghanesen, der vor 2 Monaten auf den Canarias eintraf. Er ist genauso fotoscheu, wie seine Kumpels und bittet mich eindringlich, die Kamera nicht zu benutzen. Aus naheliegenden Gründen, denn alle haben eine irrsinnige Angst, identifiziert und abgeschoben zu werden. Seine Geschichte deckt sich mit der von den meisten. In ihrem Heimatland werden sie von skrupellosen Schleppern angeworben und mit Märchen über das Land wo Milch und Honig fliesst, gelockt. Sie bezahlen den Schleusern 500 bis 1000 US-$, wofür meist die ganze Familie mehrere Jahre spart. Sie landen mit einer Patera unter Lebensgefahr auf Fuerte oder Lanza und folgen dort dem Rat von Landsleuten oder sonstigen Subjekten, ihr Glück am besten in der Metropole auf Gran Canaria zu suchen.
Masud regt sich höllisch auf, dass man ihn nicht arbeiten lasse. Er wolle ja arbeiten, fühle sich stark und sei doch deshalb hergekommen. Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, rennt er rüber zu einer kleinen Baustelle. Wild gestikulierend und in einem Kauderwelsch aus Englisch und Stammessprache bedeutet der den trabajadores, dass er ihnen sofort hilft, hat auch schon einen der schweren Blöcke auf den Schultern "lasst mich arbeiten, lasst mich arbeiten, für 25 Cent die Stunde mache ich alles!" Eine herzzerreissende Szene, in die ich als Dolmetscher einschreiten muss, denn sie droht zu eskalieren. Die Arbeiter denken nämlich, er will dort was klauen. Als Masud sich wieder beruhigt hat, sage ich ihm "Solange Du keine Papiere hast, kannst du hier nicht arbeiten und warum Du keine hast, wissen wir ja beide ..." Er grinst mich an und meint, dass ihm die "guides" gesagt hätten, er solle ohne Dokumente kommen. Auf der Patera wären den übrigen die persönlichen Papiere gewaltsam abgenommen worden. Das Hauptproblem neben der Sprachbarriere (kaum ein Immigrant spricht ein Wort Spanisch): sie können sich nicht ausweisen, tragen aus Angst auch selbst nichts zur Aufklärung ihrer Identität und Herkunft bei und vegetieren somit als Nicht-Personen, sie sind praktisch gar nicht existent!
Szenenwechsel: Die beiden Parkwächterinnen, die in Sheriff-Montur mit Schlagstock und Funkgerät bewaffnet nicht etwa für Ruhe und Ordnung zu sorgen haben, sondern lediglich für die Unversehrtheit der Grünflächen und Beete zuständig sind, versuchen einen Streit zwischen einheimischen Obdachlosen zu schlichten. Ich fotografiere die Szene. Wohlweisslich aus ziemlicher Deckung, aber einer der Tippelbrüder sieht es trotzdem und schlägt Alarm. Statt das Weite zu suchen gehe ich schnurstracks auf die Leute zu, denn jetzt will ich es genau wissen. Die beiden uniformierten Chicas, die ich vom Vortag aus einer Unterhaltung kenne, sehen mich vorwurfsvoll an und auch mein Versuch, die Situation mit einem Hinweis auf ihre Fotogenität zu entschärfen, misslingt völlig. "Darum geht es doch nicht! Wir sind Officiales und wenn so ein Foto in die Öffentlichkeit gerät, bekommen wir Riesenärger, weil wir unsere Kompetenzen überschritten haben".
Das ist leider wahr. Denn wenn's Trouble gibt, haben sie sofort per Funk die Policia Local zu verständigen. Persönlich eingreifen ist ihnen untersagt. Nur: die beiden kennen ihre Pappenheimer am besten (die meisten namentlich) und haben daher die beste Chance auf eine glipfliche Bereinigung solcher Situationen. Nun beginnt mich eine junge Obdachlose (Maria) lautstark zu beschimpfen, es wäre eine Unverschämtheit hier rumzufotografieren, sie würde mir am liebsten die Kamera zertreten usw. Ein anderer meint, ich solle mich doch lieber um die Neger kümmern. "Die nehmen uns hier alles weg, machen sich überall breit und bekommen von der Stadt noch Zucker in den Arsch geblasen, während man uns kanarischen Bedürftigen nicht mal ein neues Hemd gibt". Auf einen fragenden Blick nimmt mich die Parkaufseherin zur Seite "Ich habe nichts gegen die Schwarzen. Aber die bekommen ja fast mehr als wir, 2 bis 3 Talegos (~15 €) am Tag. Meine Partnerin und ich, wir haben Kinder und arbeiten 12 Stunden täglich". Ein Job, um den ich die beiden nicht beneide!
Während ich mit den beiden erneut ein langes Gespräch führe, bittet mich einer der "Parkbewohner" um 75 Cent für eine Tüte Wein. Ich gebe ihm einen EURO. Kurz darauf zupft er mich am Ärmel und ich hole bereits Luft, um ihm klarzumachen, dass ich keine soziale Einrichtung oder ne Bank bin. Er aber drückt mir nur wortlos 25 Cent (das Wechselgeld) in die Hand. Ich bin perplex.
In diesem Moment kommt Maria mit Tränen in den Augen auf mich zu und bittet mich, ein paar Schritte mit ihr zu gehen. Sie entschuldigt sich, dass sie so ausgeflippt sei. Ich könne ja nichts dafür. Sie wäre gestern aus dem Krankenhaus entlassen worden. Niere entfernt. Angst ums Überleben. Halb schluchzend, halb lächelnd zupft sie sich unbeholfen die Haare zurecht "Du kannst mich gerne fotografieren. Tust Du das? Ist vielleicht das letzte Foto von mir, die haben mir noch 6 Monate zu leben gegeben". Als wir unsere kleine Fotosession machen und die Schmetterlinge um sie rumfliegen, vergisst sie ihren Kummer und blüht sichtlich auf. Da man sie im ganzen Viertel in keine Kneipe reinlässt (sie hat offene TBC), hole ich uns ein paar Bocadillos und wir essen und reden auf einer der Parkbänke.
Ich muss nun gehen. Sie hat mich in all der Zeit nie angeschnorrt. Alles was sie von mir bekam, gab ich ihr von mir aus und ich weiss nur zu gut, dass sie in diesem Moment weder tröstende Worte noch ein Almosen akzeptieren würde. Diese Frau hat ihren Stolz. Sie verabschiedet mich mit einem harten, aber herzlichen "Wir sehen uns in der Hölle wieder, Guapo!"
woooooow franco du schreibst gut,so richtig aus dem leben gegriffen, es ist ja nicht so das ich in allem mit dir bei diesen artikeln konform gehe. aber zu 95% schreibst du mir aus dem herzen. ich nehme ja nicht an das diese artikel nur zum lesen sind ? für mich ergibt sich da viel zündstoff zum diskutieren. zb. jetzt diese völkerwanderungen.schwarz mischt sich mit weiß.für mich ist jeder mensch gleich.ich spreche einen menschen eher von herz zu herz an oder gar nicht. vorspielen kann man einem ja viel aber irgendwann kommt dann doch das innere eines menschen heraus.die meisten kennen ja ihr eigenes spiel nicht mal.:-) über was ich mir bei der jetzigen für mich zu schnellen völkervermischung gedanken mache ist,die europäer haben ihren urinstinkt zum teil verloren,ob deshalb jetzt diese vermischung sein soll? ein araber mag vielleicht nach außen wie ein schlitzohr gelten jedoch beim denken ist er relativ einfach (bitte nicht abwertend sehen).für ihn ist weiß weiß und rot rot. ich kann mir nicht vorstellen das wir mit unserer entwicklung (technisch wie auch geistig)wieder an unsere wurzeln geführt werden?ich denke eher das sich da die schwarzen an uns anpassen und daher ihre wurzeln verlieren. man braucht ja nur zu sehen wie das fernsehaufkommen in diesen ländern ist. und da werdn schon die kleinsten kinder vor den fernseher gesetzt. tja was kann dieses kind da lernen ? irgendwie erschreckend. bis zum nächsten mal ich muß weg
das schönste was wir hinterlassen können ist ein lächeln im gesicht des anderen
@Sonja: Nicht dass ich auf Deinen Beitrag nicht anworten möchte, aber es fällt mir etwas schwer weil ich ehrlich gesagt nicht ganz schlau daraus werde, auf was Du hinaus möchtest.
"Fernsehaufkommen in diesen Ländern" "Kleinkinder vors TV gesetzt" Auf welche Länder bezieht sich das?
"Völkervermischung" Was meinst Du damit genau?
"Wurzeln verlieren" Verstehe ich auch nicht so ganz.
Vorschlag von mir: poste das doch noch mal ausführlich am besten im Politik-Board im Thema "Flüchtlinge/Immigranten".
Bei dieser Gelegenheit noch ein Nachtrag zu den span. Floskeln aus den letzten Artikeln, so wie es Arno vernünftiger weise angeregt hatte:
trabajadores = Arbeiter Municipales = Policia Municipal = Gemeinde/Kreis-Polizei Talego = der frühere 1000-pts.-Schein (umgerechnet 6 €) Duro = die frühere 5-pts.-Münze cinco-duros = die frühere 25-pts.-Münze (die mit dem Loch in der Mitte) veinte-duros = die frühere 100-pts-Münze (60 Euro-Cent) un kilo = eine Million (was auch immer)
Wann und für wen genau der folgende Artikel entstand, weiss ich nicht mehr genau. Muss so um 2000/2001 gewesen sein.
Armes Deutschland! Oder: arme Canarios in Deutschland! Niederschmetternde Fakten eines "Kulturaustausches"
Wir Deutsche tun uns bekanntlich nicht schwer, uns auf den Kanaren wohlzufühlen. Der sprichwörtliche ewige Frühling, das südländische Ambiente, das allgegenwärtige Meer, das tolle Essen und manch andere Faktoren veranlassen viele, regelmässig wiederzukehren oder sogar ihren ständigen Wohnsitz auf die Inseln zu verlegen.
Bei zahlreichen Einheimischen wächst natürlich die Neugier auf dieses Alemania, wo so viele Besucher herkommen und manch deutscher Urlauber, der auf den Inseln Freundschaften geschlossen hat, lädt zu einer Gegenvisite ein. Oftmals sogar mit sehr gut geplantem Programm, Sightseeing-Tours und nicht nur, um die Gäste von der guten Qualität des Biers zu überzeugen oder dass es eben in Alemania nicht immer nur "mucho frio" ist.
Bei Befragung der kanarischen Visitanten, wie es denn war, antworten sie auch immer artig "Wunderbar, wir haben dies und das gesehen usw.", egal ob sie nun in Berlin, Hamburg, Köln, München oder sonstwo hautnahe Bekannschaft mit Deutschland machten. Aus Höflichkeit werden aber bestimmte Empfindungen nicht erwähnt (oder verdrängt). Hört man genau hin, vermittelt der Unterton eine weitere Botschaft: "War schön. War interessant. Aber letztendlich waren wir danach heilfroh, wieder zuhause zu sein".
Menschen, die man besser kennt, halten mit ihrer Meinung weniger hintern Berg und reden Klartext. Dort höre ich unisono, dass sie während ihres Deutschlandaufenthaltes enorme emotionale und mentale Probleme hatten und es lag am allerwenigsten am Wetter. Das betrifft auch und besonders dt.-kanarische Ehen und Beziehungen, wo sich zwangsläufig noch engere und häufigere Berührungspunkte mit Deutschland ergeben. Einige hatten versucht, in Deutschland zu arbeiten. Entweder nur als Interimslösung oder sie wollten sich tatsächliche eine langfristige Existenz aufbauen. Andere kommen regelmässig aus familiären Gründen, die hauptsächlich den Partner betreffen. Wieder andere lassen in Deutschland wegen der besseren medizinischen Versorgung komplizierte Operationen inklusive der folgenden ReHa, zahnmedizinische Eingriffe u.ä. durchführen.
Selbst (oder gerade) diese Leute, denen Deutschland durch lange und häufige Aufenthalte wesentlich vertrauter ist, kommen zum immerselben vernichtenden Urteil: "Ein Leben dort wäre für mich auf Dauer unvorstellbar, ich würde eingehen wie eine Primel. Lieber arbeitslos auf den Kanaren, als finanziell sorglos aber todunglücklich in Deutschland".
Ein signifikantes Beispiel ereignete sich erst vor ein paar Tagen. Eine junge Chica kam von Gran Canaria nach Freiburg, um ihre Sprachkenntnisse zu verbessern und Deutschland kennenzulernen. Nachdem sie sich einigermassen installiert hatte sagte sie mir, dass sie überhaupt nicht mit dem Leben hier klarkäme, völlig verzweifelt sei, 3 Tage nur geweint hätte und überhaupt nicht wisse, wie es nun weitergehen solle. Sie hatte einen Aufenthalt von 2-3 Monaten geplant und sich schon fest für Sprachkurse usw. angemeldet. Ich muss gestehen, so etwas bedrückt mich, beschämt mich teilweise und stimmt äusserst nachdenklich, denn speziell in diesem Fall sind die Konstellationen geradezu ideal. Sie befindet sich in einer entzückenden Universitätsstadt mit jugendlichem Flair. Sie spricht bereits gut deutsch, von Sprachbarriere kann also keine Rede sein. Sie arbeitet im Touri-Informationsbüro in Las Palmas, kennt die dt. Mentalität zur Genüge und ist alles andere als kontaktscheu. Sie hat aufrichtiges Interesse an diesem Land und seinen Eigenheiten. Sie hat persönliche Freunde in Freiburg und last not least ist Frühling ... Ein Artikel in einem Kanaren-Magazin sollte Infos liefern und Fragen beantworten. Ich mache es mal andersrum. Ich STELLE Fragen, weil ich schlichtweg die Antworten nicht kenne. Wie oder woher kommt sowas? Ist die dt.-kanarische Freundschaft eine Einbahnstrasse? Wenn ja, warum? Liegts nur an der Mentalität? Banalste Frage: ist das Klima daran schuld? Schlimmste Frage: Sind wir Deutsche tatsächlich so wenig gastfreundlich, offen und integrativ, dass sich kaum jemand bei uns wohlfühlen mag?
Oder ist die Erklärung ganz simpel (dann brauchts auch keine Leserbriefe) und lautet: Wer auf den "glücklichen Inseln" (Homer) geboren ist, sucht und braucht keine neue Heimat, auch nicht temporär. Wer verlässt schon freiwillig das Paradies?
Die Frage habe ich mir auch gestellt, Babs. Und Ihr selbst natürlich auch!
Wir hatten uns zuvor auf GC kennen gelernt, als sie im Touri-Büro arbeitete. Da erzählte sie mir, dass sie demnächst für ein paar Monate nach DE käme und ich gab ihr meine Nr. (zu der Zeit hatte ich meinen Hauptwohnsitz noch in DE). Sie rief dann auch fast täglich an und weinte sich aus.
Wie gesagt, die Voraussetzungen in ihrem Fall waren eigentlich ideal und sie sprach auch relativ gut deutsch resultierend aus ihrer Tätigkeit auf GC. Sie sagte mir aber z.B. auch, dass ich quasi der einzige sei, mit dem sie spanisch reden könne, was ihr offenbar auf die Dauer sehr fehlte.
Wird wohl so gewesen sein, wie Jutta sagt. Heimweh kann einen langfristig umbringen.
ich wurde durch beschreibung dieses masuds angeregt darauf zu antworten.
Zitat"Fernsehaufkommen in diesen Ländern" "Kleinkinder vors TV gesetzt" Auf welche Länder bezieht sich das?
ich habe es selbst in agypten tunesien und marokko beobachtet das schon jede kleinste hütte einen fernseher hat und kleinstkinder sobald sie sitzen können den ganzen tag davor gesetzt werden.
Zitat"Völkervermischung" Was meinst Du damit genau?
speziel in meiner stadt kann ich beobachten das die anzahl der schwarzen (hauptsächlich aus ghana) trastisch gestiegen ist,und logischerweise haben wir jetzt auch sehr viele mulattenkinder . da mischt sich ja nicht nur die mentalität sondern auch der urinstinkt.
Zitat"Wurzeln verlieren"
vielleicht wäre da das wort "urinstinkte" besser.
das schönste was wir hinterlassen können ist ein lächeln im gesicht des anderen
Ich kenne zwar den Begriff "Instinkte", worunter man generell angeborene Verhaltensweisen besonders bei Tieren versteht, bei Menschen steht auch dafür oft das Wort "Triebe". Aber beim Menschen fällt mir nur der Geschlechtstrieb und evtl. der Machttrieb ein oder der Selbsterhaltungstrieb. Aber diese Instinkte sind ja bei allen Menschen gleich. Insofern kann sich auch nichts vermischen.
Es ist natürlich richtig, dass wir eine "Rassen"mischung in Europa erleben und damit erst ganz am Anfang stehen. Aber schlimm finde ich das nicht. Wenn in den vergangenen rund 2 Jahrhunderten Europäer geballt auswanderten in ihre Kolonien oder in Entwicklungländer, so ist der Trend jetzt anders herum. In wenigen Jahrzehnte wird Europa so aussehen wie die USA, was die Mischung der Hautfarben anbelangt und den USA hat das im Endeffekt auch nicht geschadet, im Gegenteil.
Die "Ohrfeigen für Lanzarote", die der Nobelpreisträger José Saramago in der Titelstory des letzten KAKTUS verteilte, waren schallend ... und angebracht. Ob sie jedoch hart genug waren und weh genug taten, um jemanden wachzurütteln, wage ich stark zu bezweifeln. Saramago hat auch nicht weit genug ausgeholt, denn zu den Verantwortlichen für ungezügelte Bauwut zählen nicht nur die erwähnten passiven Einheimischen und möglicherweise korrupte Politiker, sondern auch, ja sogar ganz besonders die gesamte Immobilienbranche und letztendlich die potentiellen Käufer, also angehende Ferienhausbesitzer und künftige Residenten.
Selbst seit gut 10 Jahren in Sachen kanarische Immobilien tätig, beobachte ich die Entwicklung seit geraumer Zeit mit erheblicher Skepsis und zunehmender Besorgnis, natürlich nicht nur auf Lanzarote, sondern auf dem gesamten Archipel.
Im Artikel über Saramago und im darauf folgenden Beitrag von Richard West wurde mit Recht darauf hingewiesen, daß auch den "guiris", den ausländischen Residenten eine besondere Verantwortung zukommt und sie sich gefälligst nicht tatenlos abzuwenden haben, denn sie sind ja ein Grund für den uferlosen Bauwahn, für sie wird doch der nachgefragte Wohnraum geschaffen.
"Uferlos" im wahrsten Sinne des Wortes übrigens, denn das ley de costas, das Küstengesetz nebst königlichem Dekret 1471 wird nicht selten mit Füßen getreten bzw. mit dem Wundermittel namens Sondergenehmigung umgangen. Es wird im sensiblen und gleichermaßen verbotenen Küsten- und Strandbereich gebuddelt, gebaut und konstruiert was das Zeug hält, die Ausnahme wird dabei ganz offensichtlich zur Regel. Deshalb braucht man nicht zaghaft darüber zu sinnieren, ob da mit der Erteilung der Baulizenzen alles mit rechten Dingen zuging. Nein, man sollte das Kind ruhig beim Namen nennen: Korruption! Offen oder verdeckt, nachweisbar oder nicht spielt dabei eine sekundäre Rolle. Was zählt, ist das Wissen um diese Tatsache.
Für wen wird hier eigentlich gebaut? Ganz bestimmt auch für der Branche unliebsamstes Kind, für Time-Sharing-Projekte, die Anfang und Mitte der 90er Jahre speziell auf den 3 östlichen Inseln stark boomten. Einen Dämpfer bekam das Time-Sharing durch das Inkrafttreten der neuen TS-Gesetze in Deutschland 1996 und in Spanien 1999. Einer der Knackpunkte, der von den TS-Unternehmen gerne verschwiegen wird, ist die Begriffsfestschreibung von Time-Sharing, wo sich klar definiert, daß kein anteiliges Eigentum, sondern lediglich ein zeitlich limitiertes Nutzungsrecht erworben wird, wodurch das Time-Sharing natürlich erheblich von seiner vermeintlichen Attraktivität einbüßt. Es bleibt abzuwarten, ob deshalb langfristig ein Rückgang der Bautätigkeit zumindest in diesem Bereich zu verzeichnen sein wird. Wünschenswert wäre es allemal, zumal die Geschäftspraktiken einiger Firmen katastrophal aggressiv, fast schon kriminell sind.
Was den Identitätsverlust der Vulkaninsel angeht, brennt es lichterloh und es ist bereits 5 nach 12! Das unverantwortliche Handeln der Inselregierung und die vollkommen paradoxe Tourismus-Kampagne zeigen nun Wirkung.
Zuerst wird mit stiller Landschaft und Naturaleza geworben und dann mit einem hausgemachten Bauboom zum Ausbau der touristischen Infrastruktur die Grundlage des Fremdenverkehrs, nämlich der besondere Reiz der Insel geradezu mutwillig zerstört. Wie haarsträubend! Zudem muß ernsthaft gefragt werden, ob eine Aufstockung der Bettenkapazität Lanzarotes überhaupt Sinn machen würde, denn es wurde nie eine Auslastung von mehr als 85% erreicht. Wozu also dieses unlogische Forcieren? Die Antwort liegt auf der Hand: langfristig ökonomisch UND ökologisch sinnvolle Konzepte müssen kurzfristigen und somit kurzsichtigen wirtschaftlichen Interessen weichen.
Speziell die Residenten können sich ihrer Verantwortung nicht entziehen. Eigentum verpflichtet, ganz besonders auf einer Insel wie Lanzarote, die von der Unesco zum "Welt-Biosphären-Reservat" ernannt wurde. Man hat ja nicht ohne Grund diese Insel als neue Heimat gewählt. Man war der Faszination erlegen. Daraus ergibt sich automatisch die Verpflichtung zur aktiven Abwehr von Zerstörungsmechanismen und sei es nur aus purem Egoismus.
Realistisch gesehen hilft hier nur noch die Ausübung von massivstem Druck auf das cabildo insular. Es muß weh tun, sonst bewegt sich nichts! Auf den ersten Blick gewagt, aber letztendlich nicht abwegig wäre die Etablierung eines Interessenverbandes aus Residenten und Einheimischen zur Aberkennung des Prädikates bei der Unesco, denn die Voraussetzungen unter denen es verliehen wurde, haben sich eklatant geändert. Aus einer solchen Aktion entstünde nicht nur Handlungsbedarf bei den politisch Verantwortlichen, sondern regelrechter Handlungszwang und das ist gut so. Die Beteiligten der Initiative müssen sich nur stets ins Bewußtsein rufen, daß ihr Vorgehen nicht gegen Lanzarote gerichtet ist, sondern zum Wohl der Insel geschieht, daß nicht der Weg, sondern das Ziel entscheidend ist, auch wenn es weh tut ...