Immer wieder schön in diesem Teil des Forums zu stöbern. Auch wenn ich vor Ort bin sind die Berichte und Bilder immer lesens und sehenswert. und dafür!
Gran Canaria Tag 5 - Agüimes - Barranco de Guayadeque - El Roque - Santa Brigida - Caldera de Bandama
Tag 5 - Halbzeit. Nach einem gemütlichen Frühstück wollten wir heute den Norden Gran Canarias unsicher machen. Zuerst aber führt uns unser Weg nach Agüimes, einer kleinen Stadt im Südosten der Insel. Agüimes ist der ehemalige Bischofsitz von Gran Canaria und besitzt eine wunderschöne restaurierte Altstadt. Wir schlendern durch die schmalen Gassen zwischen den bunt getünchten Häusern Richung Plaza del Rosario, auf dem im Schatten unter Bäumen liegende Bänke zu einer Pause einladen. Es ist noch früh, nur ein Café hat geöffnet und wir wagen einen Blick in die ehemalige Kathedrale San Sebastián, welche heute eine Kirche ist. An der Kirche vorbei gehen wir weiter und treffen wieder auf die Hauptstraße, wo unser Auto bereits darauf wartet, und in den Barranco de Guayadeque zu fahren. Diese Schlucht erreicht man direkt landeinwärts von Agüimes oder Ingenio aus.
Photos: Gasse in Agüimes
Die leicht ansteigende Straße führt am Grund der Schlucht in den Barranco hinein und schon bald sehen wir die ersten Höhlenwohnungen auf der Ostseite der steilen Wände. Im Gegensatz zu vielen anderen Höhlenwohnungen auf der Insel sind diese jedoch noch bewohnt. Kurz darrauf erreichen wir das kleine Dorf Cuevas Bermejas. Hier kann man gegenüber einer Höhlenkapelle sein Auto stehen lassen und erreicht über schmale Stege und Treppen die Höhlenwohnungen. Wir wollte die Bewohner nicht stören und haben uns die Wohnungen von der Straße aus angeschaut. Auch einen schüchternen Blick in die Kapelle haben wir gewagt. Weit oben in den Felsen sieht man Ställe, in welchen die Bewohner Ziegen halten. Die Tiere müssen auf jeden Fall schwindelfrei sein.
Photos: Photos: Höhlenkapelle - Höhlenwohnungen - Barranco de Guayadeque
Fährt man weiter taleinwärts, kommt man an einem Picknickplatz unter zwei Eukalyptusbäumen vorbei. Von hier aus hat man eine schöne Aussicht hinunter ins Tal. Links und rechts erheben sich steil die typischen Felswände. Von hier aus kann man noch ein paar Fahrminuten talaufwärts fahren und gelangt so an einem hochgelegenen Höhlenrestaurant. An dieser Stelle haben wir umgedreht und und sind über Agüimes zurück auf die GC1 Richtung Norden gefahren.
Photo: Fast das Ende des Barranco de Guayadeque
El Roque war unser nächstes Ziel, die Stadt ohne Straßen im Norden von Gran Canaria. Nachdem wir beim ersten Versuch daran vorbeigefahren sind - was uns einige Kilometer weiter in San Felipe auffiel - fanden wir es beim zweiten Versuch auf Anhieb. El Roque ist, wieder Name schon andeutet, komplett auf einem Felsen direkt an der Brandung gebaut worden.
Photos: El Roque - das Dorf ohne Straßen
Die bunten Häuser stehen hier hoch und dicht gedrängt, dazwischen nur schmale Gassen zum durchlaufen. Autos müssen auf einem Parkplatz an der Seite des Felsens abgestellt werden. Läuft man zwischen den Häusern durch, trifft man ab und zu auf eine kleine Aussichtsplattform, welche den Blick hinunter auf die tief unten gegen die Felsen schlagende Brandung erlaubt. Am Ende der Stadt liegt ein kleines Café, direkt hoch über dem Meer gelegen. Ob die auch die scharzen Krabben anbieten, welche unterhalb der Mauer auf dem Felsen rumkrabbelten?
Photos: Schmale Gassen in El Roque
Auf dem Rückweg trafen wir auf den Wasserlieferservice, der den Bewohnern von El Roque das Trinkwasser bis zur Haustür trug. Die zwei Männer können einem leid tun. Das ist sicher harte Arbeit, das schwere Zeug durch die schmalen Gänge zu schleppen. Wir gingen leichten Fußes zurück zum Auto.
Auf dem Weg zurück in den Süden entschlossen wir uns, einen Abstecher in das nordöstliche Landesinnere nach Santa Brigida zu nehmen. Wenn man hier von der Autobahn aus die Küste hinter sich lässt, fällt einem schnell auf, wie grün die Landschaft wird, je weiter man Richtung Santa Brigida fährt. Die Luft ist erfüllt von einem unbeschreiblichen Duft, würzig, blumig, süß. Herrlich. Viele kleine Orte oder Ortsteile verteilen sich hier an den Hängen und in den flachen Tälern. Kleine zweistöckige Häuser in dem für Gran Canaria typischen Stil wechseln sich ab mit großen Villen und bunten Gärten. Eine wunderschöne Gegend. Es ist bewölkt, als wir die Gegend erkunden und schon bald sollten wir den ersten kanarischen Regenguss erleben.
In der Nähe von Santa Brigida liegt der Caldera Bandama, ein 200 Meter tiefer Vulkankrater. Über eine Serpentinenstraße gelangt man zu einem Aussichtspunkt, von dem aus man eine perfekte Sicht in den Krater hat. Außer es regnet und ein paar Wolkern wabern über den Kraterrand - so wie bei uns. Trotzdem konnte man das Bauernhaus am Grunde des Kraters sehen, welches wohl noch zeitweise bewohnt ist. Wer will, kann auch in den Krater hinabsteigen und in der Kraterwand einige Höhlenwohungen der Guanchen - der canarischen Ureinwohner - entdecken. Wir haben das bei diesem Wetter sein lassen und sind die Serpentinen wieder hinunter gefahren. Im strömenden Regen. Man konnte förmlich spüren, wie die Natur hier in dieser Gegend pulsiert hat, alles sah so lebendig und bunt aus.
Photos: Der Vulkankrater Caldera de Bandama im Wolkendunst
Abends genossen wir noch die obligatorischen Runden im Pool und unser Abendessen. Danach etwas relaxen auf der Terrasse und dann war der 5. Tag auf Gran Canaria auch schon vorbei.
Gran Canaria Tag 6 - Cenobio de Valerón - Punta de Sardina - Valle de Agaete - Andén Verde - Puerto de la Aldea - Barranco de Mogan - Dunas de Maspalomas
Der sechste Tag auf Gran Canaria sollte uns in den grünen Nordwesten der Insel führen. Der schnellste, aber nicht der kürzeste Weg dorthin führt über die GC1 Richtung Las Palmas und dann weiter über die GC2 westwärts. Nachdem wir gestern schon bis San Felipe gefahren sind, wollten wir heute mal probieren, ob man Las Palmas und seine vielen Ampeln und Staus nicht auch elegant umgehen, sorry, umfahren kann. Man kann. Dazu fährt man einfach vor Las Palmas Richtung Tafira ab und kommt so nordwestlich von Las Palmas wieder auf die Küstenstraße GC2. Wie so oft hat man hier kilometerlang das blaue Meer zur Rechten und abwechselnd Berge, Dörfer und Plantagen zur linken Hand.
Den ersten Stop legten wir am Cenobio de Valerón ein, ein in den Felsen geschlagenes Höhlensystem der Ureinwohner, den Guanchen. Da es sich ein bedeutendes archäologisches Beispiel für das Leben dieser Menschen handelt, sind die Höhlen gut ausgeschildert. Nicht zum ersten Mal auf Gran Canaria erreichten wir unser Ziel über eine abenteuerliche Serpentinenstraße, die von der Küste hoch in die Berge führt, den Abgrund oft nur eine Armlänge entfernt. Auf dem oberen Bild kann man die Straße sehen. Hat man Cenobio de Valerón erst einmal erreicht, so bietet sich hier nicht nur ein tiefer Blick in die Geschichte der Insel, sondern auch ein phantastischer Ausblick über Bananenplantagen, am Steilhang klebende Häuser und Felder bis hinunter zur Küste.
Photo: Blick vom Cenobio de Valerón zur Küste
Die Höhlen sind über einige kurze, aber steile Treppen zu erreichen. Nicht jedoch bevor man am Eingang der netten Dame je Person 2,50 Euro bezahlt hat. Im Reiseführer von National Geographic wird der kostenlose Eintritt noch als Tip hervorgehoben. Deshalb sind wir auch erstmal ganz frech weitergelaufen, bis uns die Frau am Eingang zurückgepfiffen hat. Vielleicht sollten wir zukünftig erstmal einen Blick auf die Hinweisschilder werfen. Egal, die Stätte ist ihr Geld wert. An Schautafeln vor den Höhlen findet der interessierte Besucher jede Menge Informationen in drei Sprachen - spanisch, deutsch und englisch. Laut aktuellen Erkenntnissen der Wissenschaftler wurden die Höhlen als Kornspeicher genutzt. Nur wenige sind so groß, das ein Mensch darin wohnen kann. Diese waren wohl für die Wachleute gedacht, welche auf das Getreide aufpassen mussten. Leider muss man staunend davor stehenbleiben und darf die Höhlen nicht betreten.
Photo: Höhlensystem Cenobio de Valerón
Nach soviel Geschichte und Theorie sollte es als nächstes wieder ewas Natur sein. Wir fuhren auf die GC2 zurück und weiter Richtung Galdár, einer der beiden ehemaligen Hauptstädte der Guanchen-Königreiche. Die bunten Häuser der Stadt liegen an den unteren Hängen eines gleichförmig spitzen Hügels, welcher seine charakteristische Form schon von weitem zeigt. Galdár sollte jedoch nicht unser Ziel sein, dieses lag etwas weiter nordwestlich, die Punta de Sardina. Dieses kleine Fischerdorf hat etwas außerhalb - aber gut ausgschildert - einen kleinen Leuchturm an seiner stürmische Küste. Das hier noch viel freies Land in Küstennähe liegt, haben wohl auch die Bauinvestoren gemerkt. Die Straße zum Faro ist neu und mit Baustellen und Baugrundstücken gesäumt.
Photo: Leuchtturm in Punta de Sardina
Unser Auto stellten wir direkt am Leuchtturm ab. Dieser ist nicht unbedingt ein romantisches Schmuckstück, sondern eher zweckmäßig und von einer häßlichen Mauer umgeben. Selbst die Graffity-Sprayer haben sich hier umsonst um eine Verschönerung bemüht. Aber was interessiert uns der Leuchtturm, wenn wenige Meter weiter und tiefer die wilde Brandung die markant geformten Lavafelsen umtost. Mit festem Schuhwerk kann man ein wenig auf den scharfkantigen Felsen Richtung Meer hinunterlaufen. Es weht ein strammer Wind und die meterhoch gegen das Land schlagende Wellen verschaffen sich eindrucksvoll Gehör. Ganz anders wie an der zahmen Südküste. Hier spielen Meer, Land und Wind noch ihr eigenes, lautes Lied. Eine ganze Weile schaue ich beeindruckt der Brandung zu, wie sie gegen und manchmal über die Felsen schlägt. Unaufhörlich wird Wasser in die Felsen gespült, läuft in tausenden kleinen Bächen wieder ab, nur um das Spiel gleich wieder von vorn zu beginnen. Der Wind rauscht und zerrt unablässig an den Klamotten, die Temperatur ist spürbar tiefer als nur wenige Kilometer südöstlich.
Photos: Brandung an der Punta de Sardina
Bevor es uns wegweht, fahren wir lieber weiter, auch wenn es schwerfällt, sich von diesem Moment loszureißen. Es geht noch ein Stück Richtung Süden nach Agaete und von dort in das berühmte Tal Valle de Agaete. Leider hängen die Wolken heute extrem tief, zudem regnet es kräftig. Die warme, feuchte Luft hier ist sicher ein Grund, warum das tropische Tal so fruchtbar und reich an Pflanzen ist. Mangos, Avocados, Feigen, Zitronen, Papayas sind nur einige der Früchte und Pflanzen, welche hier angebaut werden. Die Luft ist mit einem wundervollen Duft erfüllt. Die Hänge sind grün und bunt, egal wohin man schaut. Es ist unglaublich, wieviele Gesichter diese Insel selbst auf kleinstem Raum hat. Wir fahren gemächlich vorbei an idyllischen Fincas, leider auch immer tiefer in den Nebel hinein. Wetterbedingt ist es heute nahezu unmöglich, die Schönheit dieses Tals mit der Kamera einzufangen. Es regnet unaufhörlich und so entscheiden wir uns nach ca. 3 Kilometern zur Rückfahrt nach Agaete.
Photo: Berge und tiefhängende Wolken im Valle de Agaete
Statt anschließend zurück über die GC2 nach Las Palmas und von dort auf der GC1 in das Hotel zu fahren, entscheiden wir uns für die Küstenstraße weiter nach Süden - und bereuen dies keine Sekunde. Stetig schraubt sich eine schmale Straße entlang der Steilküste in die Höhe, als Beifahrer genießt man eine spektakuläre Aussicht (Schwindelfreiheit vorrausgesetzt). Direkt hinter der Leitplanke stürzen die Felsen hunderte Meter steil hinab in das Meer. Die Strecke nennt sich wohl Andén Verde und ist meiner Meinung nach absolutes Pflichprogramm für alle Gran Canaria-Besucher. Idealerweise hat man sich einen tiefliegenden Roadster gemietet, am Ende dieser Straße dürfte man das Grinsen dann nicht mehr aus dem Gesicht bekommen.
Photo: Andén Verde
Nach unzähligen Kurven und Engstellen erreichten wir den Mirador del Balcón, einen nicht sonderlich großen Parkplatz mit Aussichtspunkt. Über eine kleine Treppe gelangt man zu einer Art Balkon an der Felswand und hier darf sich auch der Fahrer einmal an der genialen Aussicht erfreuen. Links sieht man drei schroffe Felsspitzen aus dem Wasser ragen, schaut man nach rechts, kann man leise erahnen, welche Strecke man bisher zurückgelegt hat. Schaut man geradeaus, sieht man, nun ja, Meer.
Photos: Andén Verde - Blick vom Mirador del Balcón
Von hier an führt die Straße wieder bergab und schon bald standen wir in Puerto de la Aldea, ein kleines, der landeinwärts liegenden Stadt San Nicolás de Tolentino vorgelagertes Fischerdorf. Hier ticken die Uhren noch etwas langsamer als in den großen Resorts an der Südküste. Am Kieselstrand schauten wir einige Zeit den Wellen und einigen Kindern zu, welche mit ihren Boards auf diesen zu reiten versuchten. Auch eine Schnapsbrennerei konnten wir entdecken. Eine schöne, stille Ecke. Ideal, wenn man mal abseits vom Touristentrubel ausspannen möchte. Es wurde Zeit, sich über eine einsame Straße Richtung Mogan auf den Heimweg zu machen.
Photos: Puerto de la Aldea
Auch wenn man nach so einer Tour vielleicht müde ist und nur noch schnell zurück an den Pool will, es lohnt sich oberhalb des Barranco de Mogan einen Halt einzulegen und die Aussicht in das Tal zu genießen. Wähnt man sich beim Anblick der gelbroten Gebirgszüge und Felswände noch im Grand Canyon, so erkennt man an den Palmen und weißgetünchten Häusern am Grund gleich eine für die Insel typische Landschaft.
Photos: Barranco de Mogan
Den Rest der Strecke über Puerto Rico und von dort auf der GC1 zurück nach Maspalomas hatten wir schon einmal, es sei hier nur erwähnt, weil wir damit die Inselumrundung an einem Tag perfekt gemacht haben.
Was macht man mit dem restlichen Tag, wenn man seine abendlichen Runden im Pool geschwommen hat, aber der Sonnenuntergang noch eine Weile hin ist? Wenn der Sonne tief steht und nicht mehr so heiß auf Mensch und Insel herunterscheint, dann ist die perfekte Zeit für einen Spaziergang durch die Dünen von Maspalomas. Dann geht vom Sand keine Brandgefahr mehr für die Füße aus und man kann bedenkenlos auf Wanderschaft gehen. Also machten wir uns auf und fuhren hinunter zu dem nicht zu übersehenden RIU Hotel an den Dünen. Dort stellten wir unser Auto an der Straße ab und gingen direkt am Hotel vorbei in die goldenen Sandlandschaft.
Photos: Dunas de Maspalomas
Kaum ist man ein Stück in diese etwas andere Welt hineingelaufen, wähnt man sich wie in der Sahara. Goldgelber, extrem feinkörniger Sand in Wellenmustern, welche sich je nach Wind verändern. Die Dünen erheben sich teilweise bis zu 12 Meter hoch und es ist gar nicht so einfach, so eine Sandfläche hochzulaufen. Am besten läuft es sich auf den Kämmen der Sandberge, so gelangt man problemlos von Düne zu Düne. Es macht einen Riesenspaß und ist besonders im Sonnenuntergang ein tolles Erlebnis. Auch wenn mir ein deutscher Nordic Walker samt Stöcken entgegenkam. Das wirkte irgendwie schon sehr surreal. Es reicht ja, wenn diese Spezies im Rudel schnatternd und mit ihren Stöcken über den Boden schrappend die heimischen Wälder unsicher macht. Über die Wirkung von Stöcken in metertiefen Sand kann man sicher trefflich diskutieren. Beweisphotos:
Gran CanariaTag 7 - Barranco de Arguinegín - Roque Nublo - Teror
Unser Urlaub neigt sich langsam seinem Ende zu, aber wir wollen nicht gehen, ohne uns zuvor auch einmal im zentralen Bergland umgesehen zu haben. Was bietet sich da besser an, als sich auf den Weg zum Roque Nublo zu machen, jenem riesigen steinernen Wahrzeichen der Insel in gut 1800 Meter Höhe. Um dorthin zu gelangen, nahmen wir den Weg von Maspalomas auf der GC505 durch den Barranco de Arguinegín. Auch hier erwartete uns wieder eine grandiose Canyonlandschaft, hohe, steile Berge, tiefe Täler, farbenfrohe Dörfer. Nach etlichen Kilometern teilt sich die Straße im Dorf El Barrancillo San Andrés. Laut Karte treffen beide Straßen später wieder zusammen und so entschieden wir uns für die rechte Spur Richtung Sorio. Hier befindet sich auch einer der größten Stauseen der Insel. Betrachtet man die Landkarte, scheint es sogar der Größte zu sein.
Photos: Barranco de Arguinegín
Am Stausee angekommen offenbarte sich uns dann jedoch eher ein jämmerliches Bild. Viel Stau, aber wenig See. Kein Tropfen Wasser weit und breit, der See war vollständig ausgetrocknet. Schön zu sehen war aber das normalerweise mit Wasser gefüllte Becken. Es hob sich durch die bunten Sedimente deutlich vom restlichen Untergrund ab. Na gut, dann fahren wir eben weiter, die Straße soll ja ein paar Kilometer weiter wieder auf die GC505 führen. Etliche Serpentinen weiter hörte die asphaltierte Straße aber auf einmal auf und eine schmale Schotterpiste führte weiter den Berg hoch. Das war mit unserem kleinen Corsa nicht zu machen, zumal wir nicht wussten, wohin dieser Weg wirklich führt. Also fuhren wir den ganzen Weg zurück bis zur Kreuzung in El Barrancillo San Andrés und von dort aus weiter auf der GC500 Richtung Mogán/Ayacata. Im Dorf stand eine Viererkolonne Jeeps der ZIG Zags Safari, welche wir überholten. Die Straße ist anfänglich äußerst schmal und wir fragten uns, ob wir uns schon wieder verfahren haben. Aber es gab keine andere Möglichkeit zu fahren und so ging es weiter in steilen und engen Serpentinen den berg hinauf. Hoch hoben fanden wir einen weiteren Stausee. Wir hielten an und kletterten auf einen Fels für eine bessere Ausicht. Aber auch dieser Stausee war wie Flasche leer. Während wir die Umgebung bestaunten, überholten uns die Jeeps der Safari. Auf den Bänken klammerten sich die Touristen an den Haltestangen wie eine Stripteasetänzerin bei ihrer ersten Nacht in einer billigen Nacktbar.
Photo: ausgetrockneter Stausee
Mit der Zeit änderte sich unmerklich die Landschaft, die Berge waren nicht mehr kahl, sondern voller kanarischer Kiefern und Sträucher. Die Luft war erfüllt mit einem harzigen, aber angehmen und natürlichen Duft. Am Cruz de San Antiono legten wir eine kleine Photopause ein. Die Fahrt dorthin führte über eine mit hölzernen! Leitplanken befestigte Straße. Stellenweise wiesen diese große Brandflecken auf. Warum das so ist, erfuhren wir wenige Minuten später. Kein Baum, kein Strauch an dieser Stelle, welcher keine Brandspuren aufwies. Die Stämme der Bäume waren teilweise kohlrabenschwarz. Hier muss ein Waldbrand gewütet haben, gar nicht so lange her. Kein schöner Anblick. Ein paar Meter weiter noch ein Stausee, zu dieser Zeit kaum mehr als eine traurige Pfütze. Die Wiese davor ist übersät mit den verkohlten Resten der ehemals grünen Sträucher. Irgendwie surreal.
Photo: Cruz de San Antonio
Photo: Holzleitplanken
Photo: Abgebrannt
Etliche Kurven weiter erspähte ich einen riesengroßen Stein oder besser gesagt Felsen, welcher von einem cleveren oder eben auch nicht so cleveren Bauherrn als Dach genutzt wird. Er hat seine Mauer einfach unter diesen Fels gemauert, das Gesamtbild sieht irgendwie witzig aus.
Photo: Ein stabiles Dach ist immer gut
Um den Roque Nublo zu erreichen, hielten wir uns Richtung La Goleta. Das Dorf war erfüllt von Motorradfahrern, welche sich hier in einem Restaurant oder Imbiss genau an der Ortsdurchfahrt vom anstrengenden Serpentinenfahren erhohlten. Wir fuhren weiter immer der Beschilderung nach, der Roque Nublo ist hier sehr gut ausgewiesen. Die Wanderung zu diesem Wahrzeichen beginnt an einem kleinen Parkplatz an der Straße, der leider schon vollständig belegt war. Also parkten wir wie alle anderen direkt an der steilen Straße. Der Sicherheit des Autos ist es dienlich, wenn man die Handbremse gut anzieht und ein paar Steine unter die Reifen legt. Dann stehen die Chancen gut, das sich das Auto nach der Rückkehr noch am gleichen Platz befindet.
Photo: Roque Nublo
Den kommenden Fussweg sollte man nicht unterschätzen. Ich habe die Größe des Roque Nublo Felsen vollkommen falsch eingeschätzt. Wenn man dessen wahre Größe nicht kennt, denkt man, dieser ist nur ein paar Gehminuten entfernt, so wie oben auf dem Bild. In Wirklichkeit ist man gute 45 Minuten unterwegs und einen guten Teil des Weges geht es eng und verblockt bergauf. Steht man aber erst einmal vor dem Roque Nublo auf dem Plateau und wird sich der wahren Größe des Felsen bewusst, so erfasst einen doch ein wenig Ehrfurcht vor diesen Naturwunder. Wie klein man sich fühlen kann angesichts solcher Größe. Um endgültig zu diesem Riesen aus Stein zu gelangen, muss man noch ein wenig klettern und spätestens jetzt macht sich gutes Schuhwerk bezahlt. Wer will schon ein paar Meter vor dem Ziel umkehren, weil man sich mit seinen Flip-Flops den Fuss verdreht oder umgeknickt hat. Nachdem wir einem Spanier noch den Wunsch nach einem Foto mit seiner Frau erfüllt haben - und er auch so nett war, uns zu fotografieren (ich wünschte er hätte auch unseren Beine mitfotografiert) - legten wir die letzten Meter zurück und machten eine Pause in der kleinen Aushöhlung direkt am Fuße des Roque Nublo. Einfach hier zu sitzen, die phänomenale Aussicht genießen, und nicht an den Rückweg denken - Herz, was willst du mehr?
Photos: Aussichten vom Pfad zum Roque Nublo
Es ist ja nicht so, das der Wanderweg langweilig wäre. Man wird begrüßt von einem wundervollen Duft aus Kiefernharz, Ginster und Jasmin und sicher noch einigen andere Pflanzen, Kräutern und Früchten. Der Weg ist erst etwas flacher, mit toller Sicht bis hinunter in das Tal, später säumen gewaltige und ausgefallene Felsformationen den steiler werdenden Geröllpfad. Oben angekommen - übrigens am angeblichen geographischen Mittelpunkt von Gran Canaria, sieht man die Nachbarinsel Teneriffa mit ihrem markanten Berggipfel, mit fast 4000 Meter Höhe der höchste Berg Spaniens. Zur rechten Hand ein tiefes Tal mit unzähligen Terassenfeldern und den typischen weißgetünchten Häusern. Weiter entfernt kann man die Wolken sehen, welche sich im Norden an den Bergen stauen.
Photo: Wolken stauen sich in den Bergen
Photos: Roque Nublo
Auf dem Rückweg befindet sich in wenigen Metern Höhe in einer Felswand eine Art Ausbuchtung, in welcher sich viele kleine Kammern im Fels befinden, ähnlich wie im Cenobio de Valerón, allerdings konnte ich hier keine Höhlen entdecken und weiß auch nicht, ob diese Kammern von Menschenhand geschaffen wurden. Wie auch immer, die Vögel hier freuen sich über ein paar schöne Aufenthaltsräume. Wenige Meter weiter wurde mir wieder in Erinnerung gerufen, wie klein die Insel doch ist. Hatte ich nicht gestern erst eine surreale Begegnung mit einem Nordic Walker in den Dünen von Maspalomas? Kommt mir doch auf diesem schmalen Pfad erneut so ein Hilfsjogger entgegen. Nach einem kurzen Schreck - hat sich diese Spezies schon bis in dieses Paradies ausgebreitet? - stelle ich fest, es ist der gleiche. Während er mit dem typischen Schrapp-Schrapp-Geräuschen den Weg emporkraxelt, folgt ihm behende seine Frau, die ihn schon auf den Dünen in einer majestätischen Erobererpose photografieren durfte. Glück gehabt, es gibt doch nur einen hier. Und der muss sicher bald wieder zurück in sein Heimatrevier, den deutschen Mittelgebirgswäldern, wo sie dann in aller Regel in größeren Gruppen lautstark schwatzend - jedoch niemals schwitzend - und schrapp-schrapp-machend unterwegs sind.
Nach dem erfolgreichen Abstieg setzten wir unsere Fahrt durch das zentrale Bergland in Richtung Teror fort. Hinter diesem für deutsche Ohren so schrecklich klingenden Name verbirgt sich das religiöse Zentrum Gran Canarias. Als wir den Ort erreichten, hing nahezu an jedem Haus die Flagge Gran Canarias, meist zusammen mit einer spanische Flagge. Eine Woche zuvor, am 08. September, war hier das Fest zur Jungfrau von der Kiefer. In der Basilica de Nuestra Sénora del Pino steht eine von den Inselbewohnern als Schutzpatronin verehrte Marienstatue. Dieser ist nicht weniger aufwendig geschmückte als der Altar, hübsch anzusehen, man könnte auch sagen extrem kitschig. Aber auf jeden Fall einen Besuch wert. Neben der Kirche kann man eine äußerst hohe Kiefer bestaunen, deren Stamm sich in der Mitte teilt. Ob es sich um die gleiche Kiefer handelt, auf welcher 1478 die Jungfrau Maria erschien - ich weiß es nicht. Auf jeden Fall musste ich an deutsche Weihnachtsmärkte denken, als ich den Baum auf dem Platz vor der Kirche stehen sah. Aber Teror hat natürlich mehr zu bieten als eine großartige Basilica, die Innenstadt mit ihren restaurierten Fassaden und geschnitzten Holzbalkonen sieht zauberhaft aus. Das historische Viertel ist inzwischen als Kulturdenkmal deklariert. Ein Spaziergang hierdurch lässt erahnen, wie es sich früher hier gelebt hat.
Photos: In den Straßen von Tero
Zeit für uns, den Rückweg anzutreten. Auf direktem Weg fuhren wir auf die GC1 und dann zurück nach Maspalomas. Ich hörte den Pool schon laut nach mir rufen, und wenn er ruft, dann soll man hören. Nach dem Abendessen wollten wir noch Postkarten in dem um die Ecke gelegenen Faro 2 kaufen und anschließend einen kleinen Abstecher zum Playa de Águila machen. Dort soll es schöne Wellen geben und dort hat auch Surfweltmeister Björn Dunkerbeck seine Surfschule. Doch dazu kam es nicht.
Auf dem Rückweg vom Faro 2 ging ich nochmal zum Auto, um meinen Pulli zu holen. Beim Aufschließen fiel uns auf, das die Zentralverriegelung nicht funktionierte. Eine dunkle Vorahnung beschlich mich. Der Versuch, das Auto zu starten, führte erwartungsgemäß zu - nichts. Kein Mucks, das Auto rührte sich nicht mehr. Mir fiel der Tag ein, als wir das Auto bei Top Car geholt haben, schon da wollte er anfangs nicht anspringen, hat dann aber keine Probleme mehr gemacht. Also die Autovermietung angerufen, diese teilte uns mit das sie heute nichts mehr machen könne, aber am nächsten Tag käme ein Servicemitarbeiter vorbei und kümmere sich darum. Nun gut, machen wir eben einen Tag abends mal nichts und genießen eben jenes Nichtstun auf unserer Terassse.
Die letzten 3 Tage werden wir keine größeren Ausflüge mehr unternehmen. Sicher werden wir uns hier und da noch etwas ansehen, wie zum Beispiel das Mundo Aborigen im Barranco de Arguineguín, aber nach 980 km auf dem Tacho nutzen wir die letzten Tage zum Entspannen, Baden, Sonne tanken.
Die Zeit bis zum Urlaubsende wird kürzer, unsere Touren und damit die Reiseberichte werden es auch.
Gran Canaria Tag 8 - Mundo Aborigen - Playa de Águila - Arguineguín
Um 10 Uhr wollte der Servicetechniker von Top Car vorbeikommen, um sich unseren kaputten Mietwagen anzuschauen. Es war 9:45 Uhr und wir saßen noch beim Frühstück vor dem Restaurant, als wir jemanden vor unserem Bungalow hin- und her schleichen sahen, der irgendwie nicht hierher passte. Also weder Tourist noch Hotelangestellter. Der Mechaniker war tatsächlich schon da, also aßen wir schnell auf und folgten ihm zu unserem Mietwagen. Was hier folgte, war ein typischer Vorführeffekt. Die Zentralverriegelung funktionierte tadellos, Beim Versuch den Motor zu starten, eierte der Anlasser erst einige Sekunden herum, schließlich sprang er aber an. Aber so gut hörte sich das nicht an. Kann uns auch egal sein, dann der gute Mann hatte uns gleich einen Ersatzwagen mitgebracht. Es war - raten Sie mal - ein Toyota Yaris. Das Auto, was wir eigentlich reserviert hatten. Schade nur, das wir unsere Ausflüge hinter uns hatten und daher kaum noch fahren mussten. Größerer Motor, mehr PS, bessere Straßenlage und sogar eine Antenne auf dem Dach. Diese hatte der Corsa nicht, weshalb er im Minutenrythmus den Sender im Radio wechselte. Sei es drum, wir waren wieder mobil.
Photo: Eingangsbereich des Mundo Aborigen
Als wir am vierten Tag durch den Barranco de Fataga fuhren, kamen wir am Mundo Aborigen vorbei. Äußerlich sah es wie ein kleines Museum für die Lebenswelt der Guanchen aus, deshalb beachteten wir es nicht weiter, merkten uns das aber für später vor. Heute war später und so fuhren wir nach dem Frühstück erneut in den Barranco, um uns die Austellung anzusehen. Den Parklplatz vor dem Museum erreicht man bereits nach wenigen Minuten. Wir waren schon früh da, es war erst kurz nach halb zehn. Daher sah dieser noch ziemlich einsam aus. Die Frau am Eingang, welche die Tickets verkauft - der Eintritt schlägt mit 10 Euro zu Buche - schien auch eben erst angekommen zu sein. Wir wurden nett begüßt und gingen durch den Eingangsbereich in die Freilichtausstellung.
Photos: Statue und Handwerker im Mundo Aborigen
Das Mundo Aborigen ist kein gewöhnliches Museum, sondern hier wurde auf einem großen Gelände ein komplettes Guanchendorf nachgebaut, wie es damals ausgesehen haben könnte. Also mehr so eine Art Themenpark. Bauern- und Adelshäuser, Ställe mit echten Ziergen, Schafen und Schweinen, Handwerksstätten, Grabhügel und vieles mehr. Natürlich ist alles etwas verdichteter, als es damals vermutlich wirklich war. Dafür wurde sehr viel Wert auf Detailtreue gelegt, in den Steinhäusern und Stätten wurde mit entsprechend gestalteten Puppen eine realitätsnahe Szenerie geschaffen, die einen in die Zeit zurückversetzt. Pfeile weisen den Weg über das Gelände und es ist ratsam, mindestens eine Stunde Zeit mitzubringen. Auch wenn 10 Euro ein vergleichsweise hohes Eintrittsgeld sind, der Aufwand, der hier betrieben wird ist jeden Cent wert.
Photo: Grabanlage am Rande eines Barranco
Photo: Zuhause beim Metzger
So bestaunten wir Guanchenbauern bei der Feldarbeit, sahen beim König vorbei, betrachteten die Adligen bei einer Versammlung, lernten den Schlachter und einen Scharfrichter kennen. Wobei der Job des letzteren der blutiger von beiden war. Wurden doch die Todgeweihten hingerichtet, in dem man ihnen einen großen Stein auf den Kopf fallen ließ. Wir wissen jetzt, wie eine Fischerfamilie lebte, was die Jungfrauen der Ureinwohner durchleben mussten, das der König wie so oft das größte Haus hatte. Man kann die Nachbildung einer medzinischen Behandlung anschauen, eine Grabstätte betreten oder die Kammer besuchen, in welchem die Mumifizierung vorgenommen wurde. An nahezu jeder Stätte befinden sich Schilder mit Erklärungen und Infos in 3 Sprachen - spanisch, englisch und etwas holprigem deutsch. Äußerst interessant und empfehlenswert für jeden, der einen tiefen Blick in die Vergangenheit Gran Canarias werfen möchte.
Photo: Doktorspiele
Photo: Versammlung der Adligen
Photo: Scharfrichter bei der Arbeit
Auf dem Rückweg statteten wir noch dem Kieselstrand von Playa de Águila einen Besuch ab. Wer surfen lernen möchte, kann dies hier in der Schule vom mehrfachen Weltmeister Björn Dunckerbeck tun. Heute waren jedoch keine größeren Wellen zu sehen, demzufolge auch keine Surfer. Vom anderen Ende des Strandes fahren noch kleine Fischerboote raus auf das Meer. Oder sie reparieren - so wie heute - ihre Reusen und Ausrüstung.
Als wir den Corsa heute morgen abgaben, standen 980 Kilometer auf dem Tacho, inzwischen haben wir die 1000 Kilometermarke deutlich überschritten. Keine schlechte Leistung, wenn man bedenkt, das die Insel an ihrer breitesten Stelle gerade mal 50 Kilometer misst. Aber es war Sonntag und so taten wir es den Rest des Tages den Einheimischen gleich und wanderten zum Strand in den Dünen von Maspalomas. Hier waren die Wellen heute bedeutend stärker als beim letzten Mal und wir hatten einige Stunden unseren Spaß. Und anschließend einen Sonnenbrand.
Wir wollten Gran Canaria nicht verlassen, ohne wenigstens einmal richtig wie die Einheimischen Essen zu gehen. Im (ehemals) kleinen Fischerdorf Arguineguín befindet sich auf dem Hafengelände ein Restaurant der örtlichen Fischerkooperative, die Bar Confradía de Pescadores. Auf dem Weg dorthin spazierten wir noch durch den kleinen Hafen mit seinen vielen Fischerbooten. Auf dem Trockenen standen jede Menge Wracks und abgewirtschaftete Boote. Ein interessantes Stillleben. Das Restaurant war um diese Uhrzeit - ca. 19:30 Uhr - noch ziemlich leer, die Spanier pflegen eher etwas später zu essen. Wir bestellten als Vorspeise ein Knoblauchbrot und ein Rührei mit Garnelen und Champignons. Eine etwas eigenartige Mischung für mitteleuropäische Gaumen, aber mir hat es geschmeckt.
Als Hauptspeise wählte ich eine einfache Paella, meine Frau ein Beefsteak. Das Essen war in Ordnung, der Fisch in meiner Paella vermutlich so frisch, wie es nur irgendwie geht. Schließlich wird am anderem Ende des Gebäudes der frisch gefangene Fisch von den Fischern angeliefert. Zumindest sah es so aus. Wir zahlten für das gesamte Essen die Getränke (Wasser aus Firgas) knapp 30 Euro. Den Rest des Abends chillten wir (sagt man das heute so?) gemütlich auf unserer Terasse bei einem Wassereisgetränk und ich schrieb den Vortag in unserem Reisebericht.
So langsam geht der Urlaub zur Neige und damit auch der Stoff für Reiseberichte, aber ein bissel was habe ich noch:
Gran Canaria Tag 9 - Las Palmas Shopping - Museo Canario
Photo: Gasse in Las Palmas
Heute war der vorletzte Tag vor unserer Abreise und wir haben uns überlegt, noch einmal ein wenig durch Las Palmas zu bummeln. Außerdem wollte ich mir die Austellung im Museo Canario ansehen. Daher fuhren wir in das Zentrum der Inselhauptstadt und parkten unser Auto am Plaza de España in einer Tiefgarage. Von hier liefen wir zum El Corte Inglés, einem der größten Kaufhäuser auf Gran Canaria. Der Shoppingtempel ist zweigeteilt, auf der einen Seite der Avenida Mesa y Lopez wird man fündig, wenn man auf der Suche nach Modeartikeln ist, auf der gegenüberliegenden Seite findet man Sport- und Elektrowaren, Haushaltsartikel, Bücher, CDs, Werkzeuge... Ein schier unendliches Angebot, es scheint, hier gibt es nichts, was man nicht kaufen kann. Sogar Motorräder standen zum Verkauf. Die Preise waren mal unter, mal über denen von Deutschland.
Photo: Apple bekommt Konkurrenz aus Las Palma
Aber irgendwie waren wir nicht in Shoppinglaune und verließen diesen Altar der Kaufsüchtigen wieder. Weiter ging es zur Vegueta, wo wir unseren Toyota in einem riesengroßen Parkhaus abstellten. Mit 0,035 Cent Parkkosten je Minute war dies das bisher teuerste, welches wir genutzt haben. Aber egal, parken ist auf Gran Canaria generell deutlich günstiger als in Deutschland. Bezahlen mussten wir nur in Parkhäusern und hier wird generell Minutengenau abgerechnet. Sehr fair. Ansonsten kann man oft am Straßenrand parken. Eine Parkuhr ist uns in der Zeit nicht vor die Augen gekommen. Mit Karte und Orientierungssinn fanden wir nach einiger Zeit und vielen schönen Gassen und Sträßchen das Museo Canario. Wir zahlten moderate 3 Euro Eintritt je Person und starteten unsere Tour durch die Ausstellung. Die Erklärungen zu der Austellung sind ausschließlich auf spanisch, jedoch bekamen wir zu den Tickets jeweils eine deutschsprachige Erklärung auf Papier, welche wissenswertes zu den einzelnen Bereichen enthielt.
Anders als im Mundo Aborigen ist hier alles hinter Glas, aber dafür echt. Gefundene Werkzeuge, Keramikbehältnisse, Kleidungsstücke aus gegerbten Leder oder aus geflochtenen Pflanzenfasern, Mumien, hunderte Schädel, die Nachbildung einer Grabstätte mit echtem „Inhalt“ und generell viele archäologische Fundstücke von Gran Canaria, aber auch den anderen kanarischen Inseln wir Teneriffa, La Palma oder Fuerteventura. Ergänzend mit einem Besuch des Mundo Aborigen bekommt man einen umfassenden Einblick in das Leben und Sterben der kanarischen Ureinwohner. Das war ja leider nicht die letzte Zivilisation, welche die Spanier in ihrem Eroberungswahn nahezu ausgerottet haben.
Photo: Schädel der Gunachen
Nach dem Museumsbesuch schlenderten wir noch zur Catedral de Santa Ana, eine große Kathedrale im Herzen der Vegueta. Die markanten 2 Türme sind bereits von weitem zu sehen. Wenn man sich mal wieder beschwert, das irgendwo eine Baustelle ewig nicht fertig wird, diese hier wird das toppen. Erst nach fast 400 Jahren wurde der Bau fertig gestellt.
Photo: Catedral de Santa Ana
Photo: Gebäude am Plaza de Santa Ana
In den beiden letzten Tagen schien die Sonne nicht mehr so heiß, obwohl anders als zuvor kaum noch Wolken am Himmel zu sehen waren. Ideal für ein paar Runden im Pool und faulenzen auf der Terrasse. Mal wieder. Wenn ich schreibe, nicht mehr so heiß, dann meine ich Temperaturen von ca. 30 Grad im Schatten. Kulinarisch versorgten wir uns heute selbst. Morge müssen wir unser Auto in Playa del Inglés zurückgeben, dann werden wird dort wahrscheinlich auch gleich zu abend essen. So wie zehntausende andere Touristen jeden Sommer. Und ein letztes Mal die Sonne über Gran Canaria untergehen sehen.
Ein sehr gut geschriebener und interessanter Bericht mit sehr schönen Bildern. Das Lesen hat viel Spaß und Freude auf den nächsten Urlaub gemacht. Danke für Deine Mühe.
so, hab mir heute wieder die zeit genommen die fortsetzungen des berichtes durchzulesen. ich bin wieder sehr erfreut. super beschreibung und fantastische bilder. das gefällt mir übrigends sehr schön wie der sand durch die hände streicht.
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Erfahrung heißt garnichts! Mann kann seine Sache auch 35 Jahre schlecht machen.
Letzter Tag in Gran Canaria - Relaxing pur und deswegen auch mal keine Photos:
Gran Canaria Tag 10 - Urlaub
Wir wachen hier jeden Tag ziemlich genau um 9 Uhr auf, obwohl wir zuhause eher in die Kategorie Langschläfer gehören. Ob es an der Wärme liegt, oder an den Umgebungsgeräuschen einer solchen Bungalowanlage - ich weiß es nicht. Aber es ist praktisch, da es bis 10 Uhr Frühstück gibt. Schön sind auf der großen Terrasse des Hotelrestaurants die Neuankömmlinge aus Mitteleuropa von den schon länger hier verweilenden Besuchern zu unterscheiden. Da die weißen Beine und Oberkörper, dort die braungebrannten und mit wilden Tätowierungen verzierten Bierbäuche der Engländer, mittendrin der eine oder andere krebsrote Deutsche. Freunde gängiger Nationalitätenklischees kommen hier voll auf ihre Kosten.
Wer auf einer Bootstour nicht das Glück hatte, einen Wal zu sehen, der wird hier am Hotelpool sicher fündig. Allerdings gleiten diese Wale nicht so anmutig durch das Wasser wie ihre Gefährten im Meer, sie sind eher mit der Tapsigkeit eines Seelöwen an Land gesegnet. Weshalb sie sich auch bevorzugt außerhalb des Wassers aufhalten. So findet man sie bereits früh am Morgen um 9 Uhr - nur mit einem kaum mehr sichtbaren Tanga bekleidet - auf einen der Sonnenstühle liegen. Kehrt man abends erschöpft und staubig von einer Tour zurück, liegen sie noch immer auf dem gleichen Stuhl in der gleichen Körperhaltung. Allerdings haben die außenliegenden Hautfalten dann eine seltsam und ungesund erscheinende rote Farbe angenommen. Wer bis hierher noch so etwas wie ein ästhetisches Grundempfinden hatte - es wird dauern, bis dieses zurückkehrt. Aber der Pool ist eben für alle da.
Wir für unseren Teil statteten dem Strand und dem Meer unseren Abschiedsbesuch ab. Erfahrungsgemäß erreicht die Flut und damit auch die Wellenhöhe ihren Scheitelpunkt gegen 13 bis 14 Uhr. Wir fanden uns rechtzeitig am Strand von Maspalomas ein und gingen gleich ins Wasser. Das Timing war perfekt, wir erlebten nocheinmal eine tolle Zeit mit den höchsten Wellen unseres ganzen Urlaubs. Lange konnten wir leider nicht bleiben, da wir noch unseren Mietwagen abgeben mussten. Doch immer wenn wir das Wasser verlassen wollten, wurden die Wellen größer und die Rückläufer zogen uns vom Strand zurück ins Meer. Den Spaß nahmen wir noch eine Weile mit, doch dann ging es endgültig raus. Zum Abschied kam ein starker Wind auf und sorgte dafür, das sämtliche Textilien und Hautfalten mit Sand vollgeweht wurden. Wenn ich heute - 2 Wochen später - meine Turnschuhe ausschüttel, rieselt immer noch feiner Sand heraus. Ein Gruß aus Gran Canaria.
Zurück im Hotel drehten wir zur Abkühlung noch die obligatorischen Runden im Pool, dann ging es zu Top Car das Auto abgeben. Die Sache war schnell erledigt, am Ende hatten wir über 1150 km auf der Insel zurückgelegt. Das Abendessen nahmen wir auf dem Rückweg im Hard Rock Café zu uns. 300 Gramm Burgerfleisch (blutig wars) und ein Tropical-Bier später ging es zu Fuß zurück in das Hotel. Koffer packen war angesagt. Wie unser Hinflug, geht auch unser Rückflug relativ früh, daher müssen wir bereits ab 7:15 Uhr vor dem Hotel auf den Transferbus warten.
Ein letztes Mal den Sonnenuntergang auf der Terrasse genießen, ein letztes freundliches Wort zu dem immer netten Barkeeper, ein letztes Mal spanisches Wassereis schlürfen, ein letztes Mal unter dem Mond von Gran Canaria einschlafen.
So, und weil ich jetzt schon weiß, das ich morgen keine Zeit dafür habe, gibt es ausnahmsweise den letzten Bericht schon vor der Veröffentlichung in meinem Blog. Exklusiv, quasi
Gran Canaria Tag 11 - Abreise
Kurz nach 6 Uhr morgens klingelt der Wecker und nein, das ist kein schlechter Traum. Heute müssen wir Gran Canaria verlassen. Bereits halb 8 soll uns der Bus zum Flughafen abholen und bis dahin müssen wir hier klar Schiff gemacht haben. Viel ist nicht zu tun, die Koffer sind bereits gepackt, alles ist verstaut, der Bungalow, der gestern noch nach ewigem Urlaub aussah - überall lagen unsere Kameras, Landkarten, Bücher, Ladekabel, Sonnencremes, Badetücher usw. herum - sieht jetzt leer und verlassen aus. Und eine gute Stunde später ist er das auch. An der Rezeption checken wir aus und stellen uns vor das Hotel, den Bus erwartend.
Es ist noch relativ dunkel, aber am Horizont ist die Sonne bereits fleißig dabei, die Nacht zu verdrängen. Um diese Uhrzeit kann man ein Gran Canaria erleben, welches man als Tourist gewöhnlicherweise nicht zu Gesicht bekommt. An der Straße fahren zwei Autos der Stadtwirtschaft vor, sie parken in ca. 30 Meter Entfernung. Männer springen heraus und stellen ein paar Poller auf, bevor sie sich zusammenstellen und eine Zigarettenpause machen. Danach werden sie sich um die Grünanlagen an der Straße kümmern. Taxifahrer, Schulbusse, Müllwagen, am frühen Morgen sind vor allem die Einwohner unterwegs, die kleinen Rädchen, welche die große Maschine Gran Canaria am laufen halten.
Pünktlich holt uns der Bus für den Flughafentransfer ab. Durch die erwachende Stadt fahren wir von Hotel zu Hotel, die restlichen Heimkehrer abholen. Einer sieht müder aus als der andere. Deutsche Morgenmuffeligkeit macht sich im Bus breit. Das ändert sich aber, als die Sonne nach und nach Besitz vom Tag ergreift. Auf der Autobahn Richtung Flughafen zieht noch einmal die Landschaft an uns vorbei. Die Windräder von Castillo del Romeral auf der rechten Seite, die immer präsenten Berge auf der linken Seite. Grüne Kakteen auf der typisch hellbraunen Erde, Palmen, zwischendrin Gewerbe- und Industriegebiete. Als wir den Flughafen erreichen, müssen wir uns nur kurz orientieren und stellen uns dann an der richtigen Schlange an, welche bereits eine beträchtliche Länge erreicht hat. Am Check-In-Schalter stellen wir fest, das unser Gepäck leichtes Übergewicht hat. Muss im Urlaub irgendwie zugenommen haben. Also müssen wir zu einem anderen Schalter und 24 Euro Strafgebühr zahlen, ehe man uns zur Sicherheitskontrolle lässt. Wir haben ja nichts böses im Schilde und man lässt uns passieren.
Da sitzen wir nun und warten auf unser Flugzeug. Und warten. Und warten. Längst hätte das Boarding sein müssen und es wird noch nichteinmmal das Gate angezeigt, an dem wir einsteigen dürfen. Aber mit ungefähr 40-minütiger Verspätung können wir dann endlich die Condor-Maschine betreten. Zehn Minuten später - alle Passagiere haben einen Platz gefunden, ihr Handgepäck verstaut, blättern in den ausliegenden Zeitungen - leider nur Bild und Die Welt, welche ja leider beide ein Produkt der verlogenen Springerpresse sind - als mit einem Mal die Bildschirme an der Decke einklappen und gleichzeitig das Licht im gesamten Flugzeug ausgeht. Das ganze akustisch untermalt von einem Geräusch ähnlich eines runterfahrenden PCs, nur ein vielfaches lauter und kräftiger. Plötzlich ist Totenstille im Flieger. Man reagiert in diesen Tagen ja doch etwas empfindlicher auf solche Störungen. Aber der Kapitän klärt uns bald auf. Per Durchsage informiert er uns, das der Stecker für die Stromversorgung durch den Flughafen vom Rumpf des Flugzeuges abgefallen ist. Daher startet er jetzt die Turbinen, um das Flugzeug wieder autark zu versorgen und bald haben wir auch wieder Licht.
Nach dem Start erfahren wir auch, warum das Flugzeug mit 45 Minuten Verspätung landete. Auf dem Hinflug herrschte starker Gegenwind, so das die eingeplante Geschwindigkeit nicht gehalten werden konnte. Das sollte uns nun aber zum Vorteil gereichen, mit kräftigen Rückenwind will der Kapitän den Zeitverlust wieder wettmachen und uns pünktlich in München abliefern. Und ja, was soll ich sagen, das hat tatsächlich geklappt. Fast auf die Minute genau landen wir wieder auf deutschem Boden. Und spätestens damit landen wir auch wieder auf dem harten Boden der Realität, beginnen die Erinnerungen an Gran Canaria schon wieder zu verblassen, rücken in den Hintergund. Die Luft ist eine andere, die Umgebung auch und die Temperatur sowieso. 20 Grad Temperaturunterschied zu Las Palmas sind eine klare Ansage. Ein bischen friere ich schon; so mit kurzer Hose und T-Shirt. Zum Glück habe ich mir einen Pulli ins Handgepäck gelegt.
Letztlich geht alles ganz schnell. Wir holen unser Gepäck, gehen zu unserem Auto, verstauen unsere Koffer und dann geht es auf die Autobahn und endgültig auf nach Hause. Wo wir dann 4 Stunden später am Abend heil ankommen.
Und so endet ein phantastischer Urlaub in Gran Canaria und ich hoffe, das ist in den vergangenen 10 Reiseberichten auch ganz gut rübergekommen. Aber wie die Reise, so endet auch irgendwann die Berichterstattung darüber, auch wenn es gern ewig so weitergehen könnte. Nun, die nächste Reise, der nächste Ausflug kommt bestimmt und auf Travelling Jack wird wieder berichtet werden.
In den nächsten Tagen werde ich noch eine kleine Zusammenfassung, ein Resumé über Gran Canaria schreiben, die Eindrücke sammeln, nachdem diese 2 Wochen Zeit hatten, sich zu setzen; mit Abstand auf das Erlebte und Gesehene blicken und versuchen, dies in Worte zu fassen, die dieser kleinen Insel gerecht werden.
Ich habe ganz gefesselt den Bericht gelesen vieles kommt einem bekannt vor und ein anderes mal kam es mir vor als wäre ich dabei gewesen,hat mir sehr gut gefallen dein Bericht.
Auch von uns ein Danke an den tollen Bericht. Wir sind jetzt auch knapp einen Monat wieder zuhause, und fühlten uns direkt wieder zurückversetzt auf die Insel.
Das meiste kam uns sooo bekannt vor von den Touren bzw dem Tagesablauf, so daß wir wirklich dachten schööön. Ab und an musste ich schmunzeln, da wir sogar fast die identischen Fotos haben
Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher. Albert Einstein
Ich freu mich schon auf die Zusammenfassung und dem Resumé über Gran Canaria. Und muchas gracias dass wir Tag 11 schon vor Deinem Blogeintrag lesen durften ;-) LG Sanny
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Erfahrung heißt garnichts! Mann kann seine Sache auch 35 Jahre schlecht machen.