Nun ja...., vielleicht nicht die schlechteste Methode sich diesen wunderbaren Samstag Abend zu verderben. Vielleicht wird der eine oder andere sogar jetzt schlecht schlafen ?! Morgen früh geht es dann gleich wieder an den PC , um erstmal so richtig Frust für den ersten Advent zu tanken ?! Vielleicht gibt es noch eine Steigerung , um dann noch mehr Unfrieden in das Forum und in den eigenen Geist zu säen ? Vamos a ver !!!
Mucho suerte
Die wahre Lebensweisheit ist , im Alltäglichen das Wunderbare zu sehen.
hi jürgen , hier gehts meiner meinung nach nicht um FRUSTABLASSEN:das thema ist für mich zumindest brandakktuell. noch einige jahre und du wirst von deinen eigenen kinder umgebracht-z.B.: wegen deiner kohle. Vielleicht sollten mal die politiker doch mal langsam an eine zenzur der medien zurückgreifen. sonst kommen die tanten v. rtl und sat1 mit immer neuen sendungen.in denen eine dreifache mutter von 16 jähigen , beschimmft wurde,weil sie die kinder in die welt gebracht hat-EKELHAFT diese sendung. vielleicht gibts dies auch eine erklärung:
Zitatvielleicht nicht die schlechteste Methode sich diesen wunderbaren Samstag Abend zu verderben. Vielleicht wird der eine oder andere sogar jetzt schlecht schlafen ?! Morgen früh geht es dann gleich wieder an den PC , um erstmal so richtig Frust für den ersten Advent zu tanken ?! Vielleicht gibt es noch eine Steigerung , um dann noch mehr Unfrieden in das Forum und in den eigenen Geist zu säen
Lieber Jürgen Warum verdirbt mir denn eine Diskussion über so ein wichtiges Thema den Samstag Abend? oder den 1.Advent? Und was hat das ganze denn mit Frust oder Unfrieden zu tun?
Wenn jedes unbequeme Thema Frust oder Unfrieden hervor ruft, dann ziehen wir uns am Besten die Bettdecke über den Kopf und schauen uns nur noch den "fröhlichen Samstag Abend mit Marianne und Michael" an.
Und schlaflose Nächte hat wohl auch kaum jemand bei dem Thema, denn wenn sich die Gesellschaft mehr Gedanken machen würde,dann hätten wir dieses Problem in der Form wohl gar nicht.
ich bin nämlich NICHT der Meinung von Bernd, der folgendes schrieb: "Ich denke , dass---nur dann, wenn man auch Kinder hat--- man sich RICHTIG einfühlen kann." FALSCH! Man muß nicht unbedingt Kinder HABEN, um darüber explizit reden zu können, sondern man muß mal KIND GEWESEN SEIN !!
Und das waren wir ja wohl alle einmal. Ergo sind wir auch ALLE automatisch Spezialisten für dieses Thema.
Insofern stellt sich doch hier, wollen wir dieses Topic ernsthaft und aufrichtig diskutieren, hauptsächlich die Frage:
Wie habe ich meine eigene Kindheit erlebt? Inwiefern fühlte ich mich MISSHANDELT (zurückgesetzt, mißverstanden, gequält usw.) ? Wie hätte ich es mir gewünscht und WAS tue ich heute mit mir anvertrauten Kindern (seien es die eigenen, Schüler, Patenkinder, Neffen, Nichten, Enkel oder Nachbarskinder ...) um es ANDERS und ggf. BESSER zu machen?
Ich denke, JEDER von uns kann dazu etwas beitragen und zwar nicht eben wenig !!!
Selbstverständlich kann jeder "explizit darüber reden"... Aber die Arbeit,die Mühe, der Aufwand, das Engagement,die Nerven die man läßt, die rein materiellen "Entbehrungen" ( 1 Kind "kostet" bis zum 18. Lebensjahr rd. 350.000 € // statistische Errechnung, die ich mal gelesen, aber nie nachgerechnet habe ) und eben die von mir angesprochenen Ängste, können m.E.nur Eltern entsprechend nachvollziehen. Es ist ganz einfach ein Unterschied. Dies soll aber nun keinesfalls bedeuten, dass sich "nur Eltern" an der Diskussion beteiligen.
Hola Bernd. woher haste die quelle - 350 000 € pro kind, habe eben ein link reingestellt - mit 120 000 €. ist zwar ein jahr alt, aber so hoch könnte es doch nicht ausfallen????
LG-Theo
"Et kütt, wie et kütt", und" Et hät noch immer jot jejange":ergeben:
ZitatSelbstverständlich kann jeder "explizit darüber reden"... Aber die Arbeit,die Mühe, der Aufwand, das Engagement,die Nerven die man läßt, die rein materiellen "Entbehrungen" ( 1 Kind "kostet" bis zum 18. Lebensjahr rd. 350.000 € // statistische Errechnung, die ich mal gelesen, aber nie nachgerechnet habe ) und eben die von mir angesprochenen Ängste, können m.E.nur Eltern entsprechend nachvollziehen. Es ist ganz einfach ein Unterschied. Dies soll aber nun keinesfalls bedeuten, dass sich "nur Eltern" an der Diskussion beteiligen.
Klar sehen Eltern die Sache ganz anders wie jemand der kein Kind hat.........
aber ich gebe auch Franco recht....jeder sollte sich mal an seine eigene Kindheit erinnern........
und vor allem geht es doch darum,dass sich jeder mal in seinem Umfeld umschaut......egal ob Eltern oder Kinderlos......... umschauen und Hilfe anbieten...nicht wegschauen!!!!!!
Das mit den Kosten hat zwar nicht so viel mit Mißbrauch oder Vernachlässigung zu tun, ist aber doch sehr interessant.......
Ich hab mal kurz die Kosten überschlagen.....wenn ich Michele (7 Jahre) nicht hätte, würde ich Heute wohl ehr nen Ferrari fahren anstatt meinen alten verrosteten Mini... aber ich hätte auch nie erfahren,was es heißt,wirklich bedingungslos zu lieben...... meine Nerven wären auch nicht so strapaziert....aber ich hätte mich mit 33 Jahren auch nicht mehr so über die erste Kerze am Adventskranz freuen können wie Heute... ich würde vermutlich auch nicht mehr im Regen mit Gummistiefeln nach draußen gehen und "Pfützen treten" spielen und mich später bei nen heißen Kakao wieder aufwärmen.....
wir sollten uns ALLE mal klar machen, was Kinder uns geben....und das es an UNS Erwachsenen liegt, diese kleinen Wesen mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln zu schützen!
Ich habe noch eine interessande Aussage vom Jugendschutzbund gefunden
ZitatVernachlässigung kann zum Tod eines Kindes führen. Nach rechtsmedizinischen Befunden aus der Bundesrepublik ist hier jährlich mit etwa vier bis sieben Todesfällen von zumeist sehr jungen Kindern infolge von Verhungern oder Verdursten zu rechnen. Internationalen Studien zufolge kommt eine deutlich größere Zahl von Kindern durch Unfälle in Folge einer Vernachlässigung der Beaufsichtigung ums Leben. Im Gegensatz zur öffentlichen Wahrnehmung, die Kindesvernachlässigung im Verhältnis zu körperlicher Misshandlung häufig als weniger gefährlich einstuft, deuten epidemiologische Befunde darauf hin, dass schwere gesundheitliche Beeinträchtigungen, die im unmittelbaren Zusammenhang mit Vernachlässigung stehen nahezu gleich häufig auftreten wie im Zusammenhang mit Misshandlung.
ZitatGepostet von Die Nellis Selbstverständlich kann jeder "explizit darüber reden"... Aber die Arbeit,die Mühe, der Aufwand, das Engagement,die Nerven die man läßt, die rein materiellen "Entbehrungen" ( 1 Kind "kostet" bis zum 18. Lebensjahr rd. 350.000 € // statistische Errechnung, die ich mal gelesen, aber nie nachgerechnet habe ) und eben die von mir angesprochenen Ängste, können m.E.nur Eltern entsprechend nachvollziehen. Es ist ganz einfach ein Unterschied.
Ja sicher ist das ein Unterschied, sogar ein gewaltiger.
Nur heißt das Thema hier nicht "Ängste und Aufwand als Eltern" sondern "Kindesmißbrauch".
... übrigens von Dir selbst so gewählt und erstellt.
Zum Mißbrauch kommt von mir noch ein Erfahrungsbericht, habe nur momentan wenig Zeit dazu.
Und um nochmal auf die obige Aussage bzw. "Kostenrechnung" zurückzukommen, also wer das Kinder-Haben (oder Kinder-Kriegen) unter dem Aspekt von Unkosten oder evtl. zu erleidenden Ängsten sieht, der sollte sich lieber ganz schnell vom Projekt "Ich gründe eine Familie" verabschieden und besser kinderlos bleiben.
ZitatGepostet von Franco77 [ Und um nochmal auf die obige Aussage bzw. "Kostenrechnung" zurückzukommen, also wer das Kinder-Haben (oder Kinder-Kriegen) unter dem Aspekt von Unkosten oder evtl. zu erleidenden Ängsten sieht, der sollte sich lieber ganz schnell vom Projekt "Ich gründe eine Familie" verabschieden und besser kinderlos bleiben.
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Eben deshalb gibt es ja einen Geburtenrückgang. Und hat mit einer gewissen Portion Egoismus in unserer Gesllschaft zu tun. Die von mir grob geschilderten Sorgen und Ängste sollen kein persönliches Gejammere sein ( ich wußte mit 28 Jahren auf was ic mich da einlasse ) ;-))) ,sondern sind einfach Fakten.
Hi Nicole, in welchem Umfeld lebst du denn, wo du konstant auf Vernachlässigung und Mißbrauch von Kindern achten mußt........ mir ist sowas nur in Obdachlosen- Unterkünften begegnet, wenn ich beruflich dort unterwegs war.......
Hallo Bea, ich lebe in einer ganz normalen Kleinstadt am Niederrhein mit ca 30000 Einwohnern! Ich habe meine Ausbildung zur Erzieherin an einer katholischen Fachschule gemacht. Im Rahmen der Ausbildung habe ich bereits in Nürnberg und in Köln in Heimen für schwer erziehbare Kinder gearbeitet, von denen ein großer Teil mißhandelt und mißbraucht wurde! Nach meinem Studium bin ich dann noch ein wenig durch die "Weltgeschichte" gereist und habe sowohl in Indien als auch in Südafrika die extremen Fälle der Vernachlässigung gesehen. Ach während meiner zwei Jahre auf Gran Canaria habe ich täglich Fälle von Mißhandlung und Vernachlässigung gesehen! Angefangen bei Säuglingen in der prallen Sonne ohne Sonnenschutz - bis hin zu Kindern von Auswandererfamilien, die bereits Mitte des Monats nichts vernünftiges mehr zu essen hatten! Als während eines Deutschland Urlaubes dann bei meiner Tochter eine "hochbegabung" von einem Psychologen bestätigt wurde habe ich mich als erstes über die Förderungsmöglichkeiten auf Gran Canaria informiert, dann aber Entschieden, dass (auch auf Grund meiner eigenen nicht ausreichenden Sprachkenntnisse) eine Förderung meiner Tochter in Deutschland ehr gewährleistet ist! Seid drei Jahren arbeite ich nun gemeinsam mit Psychologen und Ärzten mit Kindern, die hochbegabt sind, aber nicht genügend Förderung bekommen, sei es aus Überforderung der Eltern oder aus finanzieller Not.
Ich hoffe das war ausführlich genug! "soziale Brennpunkte" gibt es bei uns in der Stadt nur wenige... aber wenn ich mit offenen Augen durch die gegend laufe, dann sehe ich durchaus 4jährige Mitten im Winter ohne Jacken durch die Stadt laufen,erlebe zweijährige, die noch nicht mal ein Mindestmaß an kognitiver Förderung erhalten, sondern ehr den ganzen Tag vorm Fernseher geparkt werde.
5 bis 10% aller in Deutschland lebenden Kinder sind von Vernachlässigung betroffen. Das entspricht einer Größenordnung von 250.000 bis 500.000 der unter Siebenjährigen.
Nun zu meinem Erfahrungsbericht. Wer weiß, wann ich wieder Zeit habe und dazu komme.
Warnung: LANG! Aber wie ich denke nicht eben uninteressant.
Meine Eltern kamen als ich 5/6 war, auf die glorreiche Idee, mir eine katholische Internatserziehung angedeihen zu lassen. Hätten sie damals nur einen blassen Schimmer gehabt, WAS da hinter den christlichen Mauern tatsächlich vorging, sie hätten sich sicher die (unverschämt hohen) monatlichen Kosten von seinerzeit 400 DM gespart und hätten die Verantwortlichen angezeigt.
Anm.: Inflationsrate und Kostenentwicklung zugrunde gelegt, entspräche das heute einem monatlichen Salär von ca. 1500 Euro !!!
Eins vorweg: Sexuelle Übergriffe gab es nicht bzw. war ich davon nie betroffen oder habe davon Kenntnis erlangt.
ABER: Die zur "Erziehung" abgestellten Nonnen quälten uns auf andere Art bis aufs Blut und ich bin meiner sicher, wenn ich behaupte, dass ihnen das sogar noch ungeheuren Spass gemacht hat, denn es war so offensichtlich, dass selbst ein 6-jähriger das richtig einzuordnen vermag.
Sie schlugen uns windelweich, aus welchen Gründen auch immer. Täglich bzw. manchmal mehrmals am Tage. Gab es keine Gründe, erfanden sie welche. Die Schläge wurden im BESTEN Fall noch mit den von ihnen getragenen Holzlatschen verabreicht und "nur" auf den nackten Hintern. Die Regel waren jedoch Schläge gegen den Kopf, in den Magen, in die NIeren und sonstige Weichteile mit Utensilien jeglicher Art, vom Kleiderbügel bis zur Pfanne bis zum Bügeleisen (NEIN, KEIN Witz !!).
Relativ "belanglose" und mit einiger "Übung" eher leicht zu ertragende Strafen waren tagelanger Essensenzug oder "Stubenarrest". "Hausarrest" konnten sie uns ja schlecht geben, insofern ist letzterer als eine Art DUNKELHAFT zu verstehen, die 1, 2 oder auch mal 3 Tage dauern konnte und sich ausschließlich im Schlafsaal abspielte. VERDUNKELT wohlgemerkt. 24 Std. rund um die Uhr. Verschärfte Version: das Ganze in einem Kellerverlies.
Alle 2 Wochen war Elternbesuch bzw. die Eltern konnten die Kids übers WE mitnehmen. Ab 3-5 Tage zuvor wurde natürlich peinlich genau darauf geachtet, dass die Besuch-Empfangenden keine Drangsalierungen mehr erfuhren, die nach dieser Frist noch sichtbar sein würden bzw. dass blaue Augen soweit ausgeheilt waren. Ausgeschlagene Zähne konnte man ja leicht mit dem Alter bzw. dem Zahnwechsel erklären.
Ad Besuch: Es kam irre oft vor, dass meine Mutter mich am Samstag abholen wollte. Man erklärte ihr jedoch, sie müsse warten, WEIL ... (nicht zu fassen!) ... ich noch eine "Strafaktion" abzuarbeiten hätte. Dies bezog sich meist auf Straßenkehren auf den für uns kleine Zwerge fast endlos erscheinenden Gehwegen außerhalb der Mauern dieser "Elite-Institution". Sie gaben uns diese Riesen-Besen in die Hand, fast doppelt so hoch wie ein nomaler 6-jähriger Pimpf und damit sollten wir dann das Laub zusammenfegen und zwar so, dass man danach vom Bürgersteig essen konnte. Logisch, dass Wind und sonstiges Ungemach ihr Übriges dazu beitrugen, damit wir (auf mit größtem Willen und Bereitschaft) nicht die geringste Chance gegen die Naturgewalten hatten - was ja auch EXPLIZIT von unseren Peinigern einkalkuliert wurde.
Ad Essen + Verpflegung: Ich betone nochmals, dass für JEDES Heimkind damals umgerechnet 1000-1500 Euro von den Eltern/Erziehungsberechtigten berappt wurden. Das Heim bzw. dessen Träger, die KIRCHE, verdiente sich zweifellos ne goldene Nase daran, WIR jedoch als vermeintliche oder BERECHTIGTE Nutznießer sahen volle Kanne in die Röhre. ALLES, von den santitären Anlagen bis zur Essens-Qualität schrie zum Himmel.
Ohneiiiin, man ließ uns nie hungern. Zumindest nicht wenns nicht gerade mal durch eine Strafmaßnahme so gefordert wurde.
Ganz im Gegenteil. Diese perversen Mistviecher hatten sich ein ganz anderes Foltermittel ausgedacht, nämlich Essens-ZWANG !! Das lief so: Mittlerweile wußte natürlich jede von denen, was des Einzelnen Leibgericht ist und was er zutiefst verabscheut. Bei mir wars z.B. Kartoffelbrei vorzugsweise mit Leber.
Also: wenn dieser Kack-Brei mit dieser beschissenen Leber auf dem Küchenplan stand, wurde Franco natürlich eine 3-fache (oder 4-fache) Portion auf den Teller geknallt. Das hätte nicht mal ein hungriger erwachsener 2-Zentner-Mann geschafft!!
Während des "Essens" wurde dann natürlich auch tüchtig Psycho-Terror ausgeübt, indem man ständig angeschrieen wurde, man solle nicht so unwürdig in "Gottes gegebenen Gaben" rumstochern, meist wurde einem dann noch der Kopf auf den Tisch geschlagen oder sogar in die "Gottes-Gaben" selbst.
Ohne Fertigessen kein Nachtisch (Fuck! An DEN dachte bei so einer Folter sowieso niemand mehr!), ohne Nachtisch keine Hausaufgaben, ohne Hausaufgaben keine "Spielstunde" (war eh meist nur weitere Folter) ... ... und so ging man dann, gedroschen und gedemütigt, müde und trotzdem hellwach ob der erlittenen Qualen, voll bis obenhin und trotzdem hungrig und durstig ins Bett ...
So ging das tagaus-tagein. Jede Schäche der Kinder wurde nicht etwa versucht zu beheben, sondern es wurde psychisch wie physisch darauf herumgedroschen. Etwaige Stärken wurden nicht gefördert, sondern im Keim erstickt und zermalmt.
Sonntags morgens ließen sie uns ohne zu essen und zu trinken in die Kirche marschieren, um dann der ewig langen Andacht zu lauschen und WEHE ... man bewegte sich auch nur oder konnte eins dieser idiotischen Lieder nicht auswendig! Aber das war noch das Geringste.
Warum haben wir uns nicht gewehrt oder zumindest andernorts (Eltern) protestiert? Mein Gott, meine Hände fangen noch heute fast an zu zittern, wenn ich daran denke. Das Gefühl bzw. die Angst ist trotz all der vielen Jahre offenbar immer noch allgegenwärtig.
Ich hatte dort 2 gute Freunde, sowas was man wohl als "Intimfreunde" bezeichnet. Noch heute weiß ich ihre Namen. Ralf und Hagen. Ralf war so alt wie ich, Hagen fast 2 Jahre jünger. Wir waren immer sowas wie die "Beschützer" des kleinen Hagen. Dass das nicht immer gelang, dürfte klar sein ... Wir redeten oft darüber, abzuhauen oder irgendwas zu machen, um dieser Hölle zu entkommen.
Letztendlich mußten wir uns gegenseitig eingestehen, dass wir alle Todesangst hatten. Ja, TODESANGST! Dieses Wort ist nicht zu hoch gegriffen, wir hatten tatsächlich die Befürchtung, dass die uns mundtot machen würden, wenn wir nur ein Sterbenswörtchen über die Verhältnisse dort nach außen dringen lassen. Die offensichtlichen, die tatsächlichen und nur "potenziellen" Drohungen sowie die schrecklichen Mißhandlungen, die wir an anderen mit ansehen mußten, hatten ihre Wirkung.
Wenn sich 3 kleine "Helden" gegenseitig gestehen, dass sie Muffensausen haben (wo man doch gerade in diesem Alter immer den großen Max spielt), sollte das deutlich genug sein und Beweis für den Psycho-Terror, dem wir ausgesetzt waren.
Meinen Eltern bzw. meiner Mutter erzählte ich erst Jahre später davon. JAAHRE, nachdem sie mich ENDLICH (nach 2 Jahren) da rausgeholt hatten ("Irgendwas stimmt nicht mit dem Jungen, ist wohl besser wir kümmern uns selbst darum"). Die schlimmsten 2 Jahre meines Lebens (dagegen war mein Aufenthalt in der JVA Stuttgart-Stammheim oder in Gefangenschaft der marrokan. Militärpolizei in Span. Sahara der reinste Erholungsurlaub) und der SCHÖNSTE TAG in meinem Leben, als ich da raus kam. Ich verschenkte alle meine Sachen an meine Freunde Ralf und Hagen. NICHTS wollte ich behalten! An dem Tag wurde mir (bewußt-unbewußt) klar, dass es nichts Wertvolleres auf der Welt gibt, als FREIHEIT und die Unversehrtheit der eigenen Person.
Auswirkungen ... soweit für mich selbst subjektiv analysierbar:
1. Mein Hass gegen die Kirche und alles was damit zusammenhängt. Soll sie alle der Blitz beim Scheissen treffen !! Mit der Bigotterie dieser Institution wurde ich später im Leben noch mehrmals konfrontiert, insofern gründet sich diese-meine Haltung nicht auf ein "zufällig sich ereignetes und nicht verarbeitetes Kindheitserlebnis".
2. Ich reagiere wahrscheinlich äußerst impulsiv und sensibel, wenn ich irgend etwas wie Unterdrückung, Beschneidung der Persönlichkeitsrechte, Gleichschaltung, Manipulation, Gewalt gegen wen oder was auch immer sowie Verletzung von Körper und Geist (seien es Kinder, Frauen, Männer oder was auch immer) wittere.
3. Tief in mir drin ist irgendwas "Gewalt-tätiges", mindestens aber etwas Unkontrolliertes. Dadurch habe ich mich in jungen Jahren öfter mal in Schwierigkeiten gebracht und heute ... merkt man es evtl. noch an meiner deftigen Sprache - wenn man genau hinliest.
4. Kaum zu glauben, aber einen positiven Aspekt hat die Geschichte anscheinend. Ich war nämlich heilfroh, nach meiner Einschulung diesem KZ wenigstens HALBTAGS zu entkommen. Die SCHULE ... war für mich ein Paradies! Ich durfte mich frei entfalten, niemand schrie mich nieder oder fügte mir gar körperliche Schmerzen zu. Ich durfte LERNEN. Ich drufte FRAGEN, ohne gleich erniedrigt zu werden. Ich war FREI. Frei in den Gedanken, im Tun und in meiner Wissbegierigkeit. Noch dazu hatte ich (glücklicherweise) eine sehr sensible und einfühlsame Lehrerin. Das alles hat wohl dazu geführt, dass ich Schule, Gym oder Uni NIE als Ballast, als notwendiges Übel oder schlimmer noch als Qual empfand und insofern fiel mir da bestimmt vieles um Längen leichter, als einigen anderen.
Anm.: Viele Jahre später erfuhr ich durch einen reinen Zufall, dass mein "kleiner Schützling" Hagen ein paar Monate nachdem ich dieses Heim verlassen durfte, bei einem Autounfall ums Leben kam. Er wollte angeblich "wieder mal nicht hören und blieb nicht bei der Gruppe der Kinder". Vielleicht aber auch hat ihn der ganze Terror dort in den Tod getrieben und er wollte es so !! Vielleicht. Wer weiß ... Eine behutsamere Menschen- bzw. Kindesführung hätte ihn IMO jedoch ganz sicher vor diesem grausamen Tod bewahrt.
ZitatWarum haben wir uns nicht gewehrt oder zumindest andernorts (Eltern) protestiert?
Weil Kinder sich nicht wehren..zumindest nicht in so jungen Jahren
warum die Eltern nicht protestiert haben?
Weil vermutlich die wenigsten Kinder ihren Eltern was davon erzählt haben Weil alles unter dem Deckmantel der "ach so guten katholischen Kirche" lief Wei man lieber erst einmal stillschweigen bewahrt....sei es um nicht aufzufallen...oder um das Kind später zu schützen...frei nach dem Motto "später denkt das Kind nicht mehr daran" "kann sich nicht mehr erinnern"
Ich finde es schrecklich, was du erleben musstest und ich finde es verdammt mutig und gut, dass du es hier gepostet hast.
Ich finde es ebenfalls sehr mutig, dass Du über diese in vielen Hinsichten prägende Jugend geschrieben hast.
Einfach unglaublich grauenhaft diese Zustände .....
Mir eröffnen sich bei Deiner Geschichte zwei Fragen : a) wie ist Dein Verhältnis zu Deinen Eltern direkt nach dieser Folterhaft gewewsen und heute b) Hast Du später--- als Du dich wehren konntest und diesen nachvollziehbaren Hass und Wut hattest---- den Versuch unternommen, dies alles anzuprangern, zu publizieren??